Niemand kennt mich so wie du
meinem Kopf schrie eine Stimme die ganze Zeit «Was? Was? Was?», und ich konnte nicht aufhören ihn zu küssen. Und dann haben wir miteinander geschlafen. Die Details erspare ich dir, weil ich weiß, dass du sonst ausrastest, aber ich glaube, ich liebe ihn. Die ganze Zeit habe ich kein einziges Mal an Declan gedacht. Erst als Clooney am nächsten Morgen ging, fiel mir wieder ein, dass ich einen Freund habe, den ich liebe, und ich liebe Declan wirklich. Ich bin so durcheinander und fühle mich so mies. Mir ist die ganze Zeit kotzübel. Ich kann nicht mit Declan sprechen. Ich rufe absichtlich bei ihm an, wenn ich sicher weiß, dass er nicht zu Hause ist, und hinterlasse seiner Mutter Nachrichten für ihn. Mir ist klar, dass er wahrscheinlich gerade völlig durchdreht, aber ich weiß einfach nicht, was ich ihm sagen soll, und anlügen kann ich ihn nicht.
Seit der Nacht sind Clooney und ich jeden Tag zusammen. Er schläft nicht mehr im Zelt, sondern wohnt hier bei mir. Mit ihm geht es mir so unglaublich gut, es gibt Augenblicke, da denke ich, ich wäre gestorben und im Himmel. Aber dann kommen die Schuldgefühle wieder, und ich würde am liebsten sterben, weil ich Declan nicht im Stich lassen kann und weil ich ihn liebe.
Das tue ich wirklich, und außerdem ist das mit Clooney und mir nicht die Wirklichkeit, sondern reine Phantasie. Ich werde nie seine feste Freundin sein. Er hat mir erzählt, dass er weggeht. Er hat Danny noch nichts gesagt, also sag du bitte auch nichts. Sein Studium langweilt ihn, und sosehr er seine Sendung auch liebt, er hat das Gefühl, dort in einer Sackgasse zu stecken. V Kill P zieht nach London zu ihrer Freundin, und er sagt, ohne sie funktioniert die Sendung nicht. Er hatte letzten Monat in Dublin ein Vorstellungsgespräch bei einer Entwicklungshilfeorganisation, die in Afrika hilft, Häuser zu bauen. In ein paar Wochen geht es los. Er stand ja schon immer auf solche Sachen, und ich weiß genau, dass ihm das gefallen wird. Endlich startet er in das Abenteuer, das er sich immer gewünscht hat. Als er mir davon erzählte, brach es mir trotzdem das Herz. Er meinte, ich sollte mich für ihn freuen, und das tue ich natürlich auch, aber ich kann einfach nicht aufhören zu heulen. Kann schon sein, dass er mich auch vermissen wird, aber sicher nicht so sehr wie ich ihn. Unsere Familie bricht auseinander, Eve. Du gehst nach London, er geht nach Afrika, und ich soll mit Declan nach Cork gehen, und das tue ich ja auch, weil ich ihn liebe, aber wo sollte ich auch sonst hingehen? Was sollte ich denn sonst tun? Ich habe keine Leidenschaft, nichts, wofür mein Herz brennt. Meine Leidenschaft ist Clooney, aber der verlässt mich, und das ist auch in Ordnung so. Ich bin ja noch nicht mal richtig mit ihm zusammen. Ich bin mit Declan zusammen, und der braucht mich. Er würde mich nie verlassen. Ich liebe ihn Ich bin so verwirrt und habe solche Angst, weil ich nicht weiß, was ich will oder wohin ich will. Soll ich Medizin studieren, nur weil ich es kann? Soll ich nach Cork gehen, nur weil Declan da hinwill? Ganz sicher weiß ich nur eins: Ich verliere meine Familie, die Menschen, die ich liebe. Was bin ich ohne euch? Ich kann nicht fassen, was ich Declan angetan habe. Er darf es nie erfahren. Es würde ihn kaputtmachen. Bitte erzähl ihm das niemals. Erzähl es niemandem! Es ist unser Geheimnis.
Ich glaube, ich werde Schluss machen, wenn Clooney heute Abend kommt. Das sage ich mir schon seit Tagen, aber dann sehe ich ihn wieder und denke: Er ist sowieso nur noch eine Woche hier und … Ich weiß es nicht. Ich war noch nie so durcheinander. Bitte schreib mir. Bitte sei nicht sauer auf mich oder enttäuscht von mir. Ich hab dich lieb. Dass ich jetzt mit Clooney zusammen bin, ändert nichts daran, dass du meine beste Freundin bist. Daran wird sich nie etwas ändern.
Bitte sag mir, was ich tun soll, Eve. Ich brauche deinen klaren Verstand.
Es tut mir so leid!
1000 Küsse, Lily
***
Die Maschine landete pünktlich auf dem Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle. Clooney hatte am Vorabend trotz der rauen Mengen Alkohol, die bei der Feier vorhanden waren, kaum etwas getrunken. Er besaß einen klaren Kopf und konzentrierte sich ganz auf die Begegnung mit Stephanie. Sie hatte ihm zurückgeschrieben und darum gebeten, direkt in die Klinik zu kommen, weil sie schon ab neun Uhr dort sein würde. Er stieg in ein Taxi, nannte dem Fahrer die Adresse, lehnte sich zurück und ließ Paris an sich vorbeiziehen. Im Radio
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