Niemand kennt mich so wie du
es ihr gut ging und sie ihn wirklich wollte. Er war zärtlich und einfühlsam, und als sie einander auf diese Weise begegneten, stand Lily in Flammen und wollte ihn so sehr wie noch niemanden zuvor in ihrem Leben. Als sie einander alles gegeben hatten, lagen sie zitternd und bebend beieinander, erschöpft und seelisch aufgeladen zugleich, und sie öffnete ihm ihr Herz.
«Ich hätte dich damals nicht wegstoßen dürfen», sagte sie.
Er fuhr mit dem Zeigefinger über ihr Kinn. «Das hast du nicht.»
«Ich hatte solche Angst», sagte sie.
«Das habe ich bis heute nicht verstanden.»
«Ich habe ihn geliebt.»
«Er hat dich gebraucht», sagte er, und er wusste, wie sehr Lily sich immer danach gesehnt hatte, gebraucht zu werden.
«Im Gegensatz zu dir», sagte sie mit Tränen in den Augen.
«Es tut mir leid.»
«Mein Fehler. Wir sind, wie wir sind.»
Er wischte ihr die Tränen vom Gesicht. Sie lagen in den Armen des anderen, und obwohl Lily noch immer Angst vor der Zukunft und um die Zukunft ihrer Kinder hatte, war sie glücklich, und ihr wurde bewusst, dass sie seit sehr langer Zeit nicht mehr glücklich gewesen war. Ich erinnere mich wieder , dachte sie.
Clooney wollte wissen, weshalb sie lächelte.
«Ich bin glücklich. Ich bin tatsächlich glücklich.»
«Gut. Ich bin auch glücklich.»
«Wohin wirst du als Nächstes gehen?»
«Lass uns jetzt nicht darüber sprechen.»
«Wieso nicht? Du bist der Mann, der immer wieder weggeht», sagte sie und gab damit zu, dass sie seine Unterhaltung mit Adam vor ein paar Tagen tatsächlich belauscht hatte. «Es ist okay. Ich bin keine achtzehn mehr. Ich habe das Leben bekommen, das ich wollte, und es hat mir nicht gefallen.»
«Ich habe ein Jobangebot aus Peru.»
«Ich war noch nie in Peru.»
Er grinste. «Spielst du etwa mit dem Gedanken, mich zu besuchen?»
«Kann schon sein.»
«Das fände ich wirklich schön», sagte er und küsste sie. Dann glitten sie in den Armen des anderen in einen tiefen und friedlichen Schlaf.
12
Wo der Croagh Patrick auf die Clew Bay trifft
DONNERSTAG, 23. AUGUST 1990
Lily,
ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Gestern ist endlich dein Brief angekommen. Es sind, wie du selbst sagst, ein paar ziemlich verwirrende und lange Wochen gewesen. Als du dich nach der Notenbekanntgabe immer noch nicht gemeldet hast, haben Declan und ich angefangen, uns ernsthaft Sorgen zu machen. Dann hat Clooney Danny am Telefon von deinen tollen Noten erzählt, Danny hat es mir gesagt und ich es Declan, und als wir dann immer noch nichts von dir hörten, wussten wir endgültig nicht mehr, was wir denken sollten. Declan wollte die ganze Zeit von mir wissen, warum du nicht anrufst. Er hat mir echt leidgetan. Er war so einsam und traurig, und ich hatte keinen Schimmer, was dich davon abhält, dich bei uns zu melden. Jetzt ist mir das natürlich klar. Ich stehe total unter Schock! Ich wusste ja, dass ihr euch nahesteht, du und Clooney, aber ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, dass ihr zusammen seid. Wahrscheinlich weil ich ein emotionaler Krüppel bin, zumindest werdet ihr beide das wahrscheinlich von mir behaupten. In meinen Augen war Clooney immer dein großer Bruder. Was für ein Schock! Ich finde es unglaublich gemein von dir, dass du mir einfach nicht mehr geschrieben und mich so hast hängen lassen. Ich habe mir furchtbare Sorgen gemacht und mir alles Mögliche ausgemalt. Du hast Declan und mich hier mit unserer Angst einfach alleingelassen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, in diese Rolle gedrängt worden zu sein, dass ich mich um ihn kümmern müsste, irgendwie so was, keine Ahnung. Das war der totale Frust. Du hast uns eiskalt fallen gelassen, und ich möchte kein Wort mehr über dich und Clooney verlieren, weil es einfach nur bescheuert ist. Wie kannst du nur so gemein und dämlich sein? Da sprichst du ständig von Liebe und was sie für dich bedeutet, aber wenn es dann drauf ankommt, bist du genauso unfähig wie ich. Die Sache mit Ben und mir ist vorbei. Wir haben gestern Abend Schluss gemacht. Pauls Eltern waren unterwegs, und er hat bei sich zu Hause eine Party geschmissen. Ben brachte Billy mit, und sie waren schon betrunken, als sie kamen, weil sie nachmittags einen Gig gespielt und seitdem durchgesoffen hatten. Ben ging mir die ganze Zeit wegen London auf die Nerven. Er meinte, er wollte nicht, dass ich wegginge, und fragte, ob ich mir nicht ein College suchen könnte, das nicht so weit weg wäre. Er präsentierte mir
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