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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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«Arschgesicht Donovan» getauft, und an diesem Morgen stellte Lily fest, dass ihre ehemalige beste Freundin recht hatte. Er ist wirklich ein Arschgesicht.
    Das zweite Jahr bestand er, im dritten fiel er wieder durch. Weil diesmal kein Kleinkind da war, dem er die Schuld geben konnte, machte er seine Pflichten als junger Vater und Ehemann dafür verantwortlich. Lily ließ sich diesmal nicht mehr so von ihm provozieren. Nach drei gemeinsamen Jahren hatte sie gelernt, sich aufs Wesentliche zu beschränken. Sie arbeitete im Schichtdienst, zog ein zweijähriges Kind groß und hatte keine Zeit für seinen Bockmist. Sie schaute zu, wie er brüllte und tobte und sich wie ein Idiot aufführte, und wenn er sich dann hinterher entschuldigte und ihr als Wiedergutmachung Blumen brachte und sie zum Dinner einlud, akzeptierte sie gut gelaunt und großmütig, denn was blieb ihr auch anderes übrig? Declan weigerte sich, ihre Hilfe anzunehmen. Er war kein guter Student, doch als er die Schinderei mit der Theorie erst mal hinter sich hatte, erwies er sich als ziemlich begabt, was die Praxis betraf. Als das dritte Jahr vorüber war, segelte er quasi durchs Studium. Sein Zorn und der Frust lösten sich auf, und das Leben wurde leichter, auch wenn er Lily bei jedem Erfolg, den er für sich verbuchen konnte, wieder ein Stückchen kleiner machte.
    «Warum zum Teufel musst du unbedingt weiter als Schwester arbeiten?»
    «Weil es mir gefällt und weil ich gut bin.»
    «Himmel noch mal, Lily, das ist peinlich!»
    «Peinlich?»
    «Du weißt genau, was ich meine.»
    «Nein, Declan, weiß ich nicht.»
    «Ich bin Herzchirurg, Himmel noch mal!»
    «Gratuliere!»
    «Werd bloß nicht frech, Lily, du weißt, dass mich das abtörnt.»
    «Sehr gut, dann bleib bitte abgetörnt, um unser beider willen!»
    Als sie mit Daisy schwanger war, war Declan außer sich, weil sie nicht daran dachte, nach dem Mutterschutz ihren Job an den Nagel zu hängen.
    «Du siehst doch, wie leicht es ist, dich um die Familie zu kümmern, wenn du zu Hause bleibst», sagte er.
    «Hätte ich ein leichtes Leben gewollt, dann hätte ich dich nicht heiraten dürfen, mein Liebling», hatte sie gescherzt, damit er Ruhe gab.
    «Du hast dich schon immer für witziger gehalten, als du bist.»
    «Wieso bist du eigentlich so ein Arschloch, Declan?»
    «Reiz mich ja nicht, Lily!»
    «Sonst was ?»
    Declan hatte sie nach jenem Tag, als Scott sechs Wochen alt war, nie wieder gegen eine Wand gestoßen, doch ab und zu war er gröber, als er hätte sein dürfen. Er schubste sie beiseite, anstatt sie darum zu bitten, Platz zu machen. Er packte ihren zierlichen Arm und drückte so fest zu, dass sie Angst bekam, er könnte ihn brechen. Einmal zerrte er sie an den Haaren in ein Zimmer zurück, doch danach entschuldigte er sich umgehend. Lily war kein Opfer häuslicher Gewalt – sie lebte nur einfach mit einem Mann zusammen, der ständig am Abgrund schwankte, wenn es darum ging, sein Temperament im Zaum zu halten. Es geriet nur selten außer Kontrolle, aber wenn es passierte, war es klug, sich in Sicherheit zu bringen, und das tat sie auch. Nach über zwanzig gemeinsamen Jahren kannte sie die Knöpfe, die man drücken durfte, und diejenigen, von denen man besser die Finger ließ. Lily wusste, wo die Grenze war, und achtete sorgfältig darauf, sie nicht zu überschreiten.
    Sie zog ihr Ehebett ab und warf die Laken in den Wäschekorb. Dann stieg sie auf einen Hocker und holte die frische Bettwäsche aus dem Fach über der Wäschemangel. Sie fing an, die Bettdecken zu beziehen, doch ihr tat die Schulter weh, und sie beschloss, sich eine Pause zu gönnen. Ein heißes Bad würde den Schmerz vielleicht lindern. Sie ließ die Wanne ein, verschwand fast unter dem Schaumberg und genoss den Strahl, der aus den Düsen kam. Noch immer musste sie jede Menge Betten beziehen, Einkäufe erledigen und Mahlzeiten für eine ganze Woche kochen, aber das war ihr im Augenblick egal. Sie genoss eine kurze halbe Stunde für sich, ehe sie sich wieder an die Arbeit machte und ihre Kinder sich mit neuen Bedürfnissen zu Wort meldeten. Lily freute sich auf die Arbeit, denn eine Woche zu Hause war zwar schön, aber lang. Sie verbrachte ihre Zeit lieber auf der Station, wo sie tatsächlich gebraucht wurde, wo die Menschen dankbar waren und die Zeit wie im Flug verging. Sie liebte es, Menschen zu helfen, ganz egal, mit wem sie es zu tun bekam oder woran genau derjenige litt. Lily war tüchtig und verständnisvoll und fröhlich,

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