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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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möchten.»
    Declan lachte. «Ach, sieh sich einer unsere allwissende Krankenschwester an!» Und damit war die Diskussion beendet.
    Später ging sie hinauf in Scotts Zimmer, um die Folgen von Cannabiskonsum in seinem Elternhaus zu diskutieren, doch ehe sie Gelegenheit hatte, zu ihrer gründlich formulierten Rede anzusetzen, verkündete Josh ihr, dass sie eine erstklassige SM wäre. Scott tat, als müsste er sich übergeben, und Josh umarmte sie und schnupperte an ihren Haaren. Sie verließ das Zimmer, verwirrt und mit dem leisen Gefühl, dass ihre Grenzen verletzt worden waren. Irgendwann später erfuhr sie, dass SM für Sexy Mom stand. Seitdem fiel es Lily schwer, dem kleinen Josh, dem sie mehr als einmal die Windeln gewechselt hatte, in die Augen zu sehen.
    Die Einkaufsliste war geschrieben, und Lily ging nach oben, um etwas Vorzeigbares anzuziehen, als es an der Haustür klingelte. Sie öffnete, und vor ihr stand Rachel, ihre Nachbarin von gegenüber. Rachels Gesicht war wie versteinert, und sie hatte einen wilden Ausdruck in den Augen.
    «Rachel?»
    Rachel fand offenbar ihre Stimme wieder, aber anstatt ihr Problem in Worte zu fassen, schrie sie Lily einfach mitten ins Gesicht.
    «Was ist denn passiert?»
    Rachel schrie lauter.
    «Rachel, sprich mit mir!»
    Sie schrie noch lauter.
    Lily schüttelte sie. «Rachel!»
    Das Geschrei war inzwischen so schrill, dass Lily sich nicht gewundert hätte, wenn die streunenden Hunde aus dem ganzen Land die Ohren spitzen würden und im Jagdgalopp in ihre kleine Sackgasse gestürmt kämen.
    Rachel drehte sich um, streckte die Hand aus und rannte, immer noch schreiend, über die Straße davon. Also folgte Lily ihr zu ihrem Haus, und dort stieß sie auf Nancy, Rachels fünf Jahre alte Tochter. Sie lag ausgestreckt auf der Terrasse hinter dem Haus, und aus ihrem Auge ragte ein Pfeil. Rachels Kreischen steigerte sich um ein weiteres volles Dezibel und drohte sämtliche Trommelfelle in Hörweite platzen zu lassen.
    «Rachel. Sei still. Hörst du mich? Halt den Mund.» Lily machte mit der Hand eine Schnappgeste.
    Rachel starrte die Hand vor ihrer Nase an. Sie hörte auf zu schreien. Stattdessen deutete sie auf den Boden und auf ihre Tochter, die anfing, sich zu bewegen.
    «Gut gemacht. Und jetzt bleib so.» Lily legte sich den Finger an die Lippen, und Rachel nickte. Lily beugte sich zu Nancy hinunter. «Hallo, Nancy.»
    «Hallo, Lily, ich glaube, ich hab was im Auge», sagte das Kind und hob die Hand, um sich den Pfeil herauszuziehen.
    Lily erwischte Nancys Hände gerade noch rechtzeitig, um sie vor sich selbst zu retten, aber nicht schnell genug, um Rachel davor zu bewahren, in Ohnmacht zu fallen und sich an einem überdimensionalen Blumentopf den Kopf anzustoßen.
    «Oh, Scheibenkleister!», rief Lily. «Okay, Nancy? Schau Lily an, ja?»
    Sie hatte keine Ahnung, wie tief der Pfeil in den Kopf eingedrungen und ob womöglich das Gehirn betroffen war. Nancy sprach und wirkte agil, und das war ein gutes Zeichen. Sie wehrte sich gegen Lilys Griff, um ihre Hände zu befreien und den Pfeil herauszuziehen.
    «Das darfst du nicht tun, Liebes. Schau Lily an. Du darfst den Pfeil nicht rausziehen, hörst du? Sonst wirst du blind, und das willst du doch nicht, oder? Okay?»
    Nancy nickte.
    «Verstehst du mich, Nancy?»
    «Ja.»
    «Hast du Schmerzen?»
    «Nein.»
    «Gutes Mädchen! Ich muss mich jetzt kurz um deine Mutter kümmern, und dann rufe ich den Krankenwagen, aber du musst unbedingt genauso liegen bleiben, wie du bist, okay?»
    «Okay.»
    «Du darfst auf keinen Fall den Pfeil anfassen. Okay?»
    «Okay.»
    «Gutes Mädchen! Du bist ein ganz tolles und tapferes Mädchen, Nancy. Lily ist bei dir und geht auch nicht weg, okay?»
    «Okay.»
    Lily stand auf und ging zu Rachel hinüber, die immer noch reglos dalag. Ohne den Blick von Nancy abzuwenden, legte sie Rachel die Hand auf die Stirn und rief ihren Namen. Die Atemwege waren frei, aber sie hatte eine stark blutende Platzwunde am Hinterkopf. Rachel kam zu sich. Lily ließ die Hand auf ihrer Stirn und hielt sie mit sanftem Druck am Boden.
    «Nicht bewegen, Rachel. Du hast dir den Kopf gestoßen. Deine Atmung und deine Gesichtsfarbe sind in Ordnung. Hast du irgendwo ein Taubheitsgefühl?»
    «Nein.»
    «Gut. Ich möchte, dass du bleibst, wo du bist, nur für alle Fälle, also beweg dich bitte nicht. Okay?»
    «Okay.» Rachel griff nach Lilys Hand. «Nancy?»
    «Es geht ihr gut. Bleib liegen.»
    Lily rannte ins Haus, griff nach dem Telefon

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