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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Afghanistan.»
    «Was zum Teufel treibt er denn da?», fragte Lily erschrocken.
    «Gegen den Hunger kämpfen», sagte Eve.
    Lily nickte. Natürlich. Was auch sonst?
    «Hast du einen Ehemann oder Kinder?», fragte Lily weiter.
    «Nein.»
    «Wen soll ich denn informieren?»
    «Niemanden», sagte Eve und war schon wieder kurz davor wegzudämmern.
    «Eve!»
    «Was?»
    «Das schaffst du nicht allein.»
    «Natürlich schaffe ich das», sagte Eve.
    Sie schloss die Augen, und als Lily sich sicher war, dass Eve schlief, öffnete sie ihren Schrank, nahm das Telefon an sich und trat hinaus auf den Flur. Sie ging das Telefonbuch durch und stieß auf Clooneys Namen. Sie zögerte kurz, ehe sie den grünen Knopf drückte. Bei Clooney schaltete sich sofort die Mailbox ein. Lily holte tief Luft und wartete auf das Signal.
    «Hallo, Clooney, hier spricht Lily Donovan, oder, äh, Brennan, früher Lily Brennan. Eves Freundin. Ich rufe an, weil sie einen schweren Autounfall hatte. Nicht lebensbedrohlich, sie wird wieder gesund, aber sie ist schwer verletzt. Sie wird Hilfe brauchen. Sie liegt hier im St. Martin’s Hospital. Station fünf im dritten Stock. Ich hoffe, dich erreicht diese Nachricht, und ich hoffe, du kannst kommen. Okay. Tschüss.»
    Sie schaltete das Telefon aus, ging ins Zimmer zurück und legte es wieder in Eves Schrank. Ihr Herz raste, denn sie war unsicher, ob sie das Richtige getan hatte. Sie hatte Angst, weil sie kein Recht besaß, sich einfach in Eves Leben einzumischen. Aber Eve brauchte jetzt jemanden an ihrer Seite, und obwohl sie nett miteinander umgingen und es schön war, Eve wiederzusehen, war ihre Freundschaft schon vor langer Zeit gestorben. Sie konnte diesen Part auf keinen Fall übernehmen. Lily war schlicht und ergreifend Eves Krankenschwester, und sie hatte weder den Platz in ihrem Leben noch die Energie, mehr zu sein als das. Ich wünschte, ich könnte es, Eve, aber das ist unmöglich.
     
    Als Lily das nächste Mal ins Zimmer kam, lag Eve zusammengekrümmt da und erbrach ihren gesamten Mageninhalt. Lily löste ihre Kollegin ab. Sie hielt Eve fest, während sich deren Innerstes nach außen kehrte und sie vor Schmerzen weinte, weil dieser brutale Ausstoß ihrem empfindlichen, zerbrochenen Körper so sehr zusetzte. Völlig verausgabt und schwindlig vor Schwäche, ließ Eve sich schließlich zurücksinken und starrte zur Decke. Alles drehte sich, und ständig tauchte vor ihren Augen eine Acht auf und verschwand wieder. Als Eve blinzelte, sprang ein Kaninchen durch den oberen Kreis der Acht und hüpfte dann mit wackelndem Stummelschwanz durch den Ring darunter.
    Als Lily mit Adam zurückkam, sang Eve leise eine Strophe aus «Bright Eyes» vor sich hin und winkte mit dem gesunden Arm zur Decke hinauf.
    «Als wir Kinder waren, haben wir uns ‹Unten am Fluss› achtmal angesehen», sagte Lily.
    Adam lächelte und trat ans Bett.
    «Hallo, Eve, ich bin Adam. Ich habe Sie operiert.»
    «Da ist ein Häschen an der Decke.»
    «Halluzinationen. Positiv», sagte Adam zu Lily und machte einen imaginären Haken in die Luft.
    «Lily sagt, Sie sind gut. Sind Sie gut, Adam?», wollte Eve wissen.
    Adam lachte. «Ja, ich bin gut, Eve», antwortete er. «Ich möchte Sie nur kurz untersuchen, okay?» Er zog die Decke herunter und untersuchte ihre Extremitäten.
    Lily half, das Papiernachthemd zu entfernen, damit er auch den Rumpf untersuchen konnte. Eve litt nicht unter Ausschlag. Lily nahm sich vor, ihr ein paar Nachthemden zu kaufen. Bitte komm nach Hause, Clooney.
    «Haben Sie ein Engegefühl in der Brust, oder fällt es Ihnen schwer, Luft zu holen?», fragte Adam.
    «Nein. Ich habe Kaninchen an der Decke», sagte sie und deutete nach oben.
    «Keine ungewöhnlich dick geschwollenen Hände oder Füße?», wollte er wissen, nachdem er sie behutsam weiter untersucht hatte.
    «So ist das also, wenn man Drogen nimmt», sagte Eve. «Ich bin mir nicht sicher, dass mir das gefällt.»
    «Was ist mit Kopfschmerzen?»
    «Ständig und immer. Mein ganzes Leben besteht aus Kopfschmerzen.»
    Als er mit der Untersuchung fertig war und feststand, dass Eve nicht unter gefährlichen Nebenwirkungen litt, verordnete er ihr eine Spritze gegen die Übelkeit, und Lily setzte sie ihr, sobald er den Raum verlassen hatte.
    «Wie spät ist es?», fragte Eve zum dritten Mal innerhalb von zwei Stunden.
    «Es ist vier Uhr nachmittags.»
    «Wie viele Schläuche und Beutel kommen eigentlich aus mir raus?»
    «Also, du hast einen Stuhlbeutel und einen

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