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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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dass sie das Richtige sagte. Ich lasse dich nicht im Stich, Ben. Eve war sich bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Ben sich wieder erholte, mit jedem Tag geringer wurde. Und noch eines war ihr klar: Wenn er überlebte, saß eine Ehefrau an seinem Krankenbett, die bereit war, ihren Mann zu lieben und zu pflegen. Und wenn er starb, würde dieselbe Frau die Trauergemeinde anführen. Wenn seine Affäre ans Licht kam, würde das alles vergiften, was er und seine Frau gemeinsam besessen hatten. Wir wollten nie jemanden verletzen. Wenn er starb, würde Fiona jedes einzelne Wort, jede Geste und jede seiner Handlungen im Nachhinein drehen und wenden, ohne dass er sich erklären oder verteidigen konnte. Könnte ich doch die Zeit zurückdrehen. Fiona würde sich quälen und leiden. Das werde ich nicht zulassen, Ben. Eve bereitete sich darauf vor zu lügen, wie sie noch nie in ihrem Leben gelogen hatte. Ich muss einfach so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben. Dann wird alles gut. Sie trank einen Schluck Wasser, weil Lippen und Kehle plötzlich ausgetrocknet waren, und aus irgendeinem Grund hatte sie Angst, dass ihr die Stimme versagte. Ich darf das nicht vermasseln.
    Der Polizist erzählte ihr, man habe den Mann gefunden, der sie überfahren hatte. Er hieß Eamonn Colgan. Er war in der Auffahrt seines Nachbarn im Auto eingeschlafen. Der ganze Wagen war voll mit ihrem Blut, und ihre Beschreibung war erstaunlich genau gewesen, bis hin zu dem Claddagh-Ring und dem dunkelblauen Wollpullover. Er behauptete, sich an keinen Unfall erinnern zu können, aber sein Alkoholpegel, die Blutspuren und ihre Aussage würden genügen, um ihn zu überführen. Er bat sie um zusätzliche Angaben, und sie war bereit. Sie erzählte ihm, dass sie und Ben Logan alte Freunde seien. Wahr. Sie sagte, er sei ihre erste große Liebe gewesen. Wahr. Sie sagte, sie hätten sich vor einiger Zeit via Facebook wiedergefunden. Wahr. Sie sagte, sie hätten sich auf einen Kaffee getroffen, als sie in Irland war, um sich um ihren sterbenden Vater zu kümmern. Wahr. Sie sagte, dass seine Firma in Schwierigkeiten stecke. Wahr. Dass er seiner Frau das Ausmaß der Probleme verschwiegen habe. Wahr. Und dass sie versucht habe, ihm zu helfen. Wahr. Sie sagte, sie habe vor kurzem ihr eigenes, sehr profitables Unternehmen in den USA verkauft. Wahr. Dass sie Geld für Investitionen besäße, falls ihr die richtige Gelegenheit über den Weg liefe. Wahr. Dass sie an dem Unfallabend eingewilligt habe, in seine Firma zu investieren. Gelogen. Und dass sie auf dem Weg gewesen seien, um bei einem Abendessen ihre neue Geschäftsbeziehung zu feiern. Gelogen. Ja, dass er umgehend seine Frau habe anrufen wollen, damit sie seine neue Geschäftspartnerin kennenlernen und mit ihnen anstoßen könne. Gelogen. Ihre Beziehung sei rein geschäftlicher Natur. Gelogen. Aber er läge ihr am Herzen. Wahr.
    Der Polizist interessierte sich viel mehr für eine Wiederholung ihrer Schilderung der Ereignisse und wollte wissen, was genau passiert war, als der Wagen sie anfuhr. Als er noch einmal ihre erstaunlich genaue Beschreibung des Vorfalls bestätigte, erinnerte er sie jedoch auch daran, dass sie sich in der fraglichen Nacht als Bens Freundin bezeichnet hatte. Eve konnte sich nicht daran erinnern, und obwohl er sie damit kurzzeitig aus dem Konzept brachte, hatte sie sich sofort wieder im Griff. Sie erklärte, dass es in jener Nacht eine Phase gegeben habe, in der sie dachte, sie sei wieder achtzehn Jahre alt. Es habe viele flüchtige Momente der Verwirrung gegeben. Wahr. Er erwähnte, sie habe ihn anfangs als Glenn Medeiros identifiziert. Auch daran konnte Eve sich nicht erinnern, aber es brachte sie erst zum Lachen und dann zum Weinen.
    «So habe ich ihn immer genannt, als wir noch Teenager waren», sagte sie.
    «Nach dem Sänger?», fragte er.
    Sie nickte.
    «Wir hatten da bei uns auf dem Revier nämlich eine kleine Wette laufen», gestand er.
    «Er trug damals Locken und hatte einen recht eigensinnigen Stil», sagte sie, und ihr liefen trotz aller Bemühungen, sich zusammenzureißen, die Tränen über das Gesicht.
    «Verstehe», sagte er.
    «Ich durchlebe immer wieder diese Nacht», sagte sie. Wahr. «Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich jetzt weinen muss.» Gelogen.
    Sie riss sich zusammen. Es war wichtig, die Fassade aufrechtzuerhalten. Sie stellte sich bildlich vor, wie sie in ihrem Kopf einen Hahn zudrehte, und der Tränenfluss versiegte.
    Sie bat ihn, dafür zu sorgen, dass Bens

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