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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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welche Gemeinheit oder Beleidigung sie diesmal für mich aus dem Ärmel schüttelt», sagte sie.
    «Wir werden sehen.»
    «Wenigstens haben wir einander», sagte sie und tat, als hätte sie nicht gemerkt, dass er errötete. Was immer du denkst, Adam, bitte vergiss es. Bitte!
    Declan hatte am Wochenende frei und freute sich drauf, sich zu entspannen und ein paar Gläser zu trinken. Da er die Alkoholtoleranz eines weiblichen Teenagers besaß, konnte Lily nur hoffen, dass er einschlief, ehe er irgendetwas sagte oder tat, was ihr peinlich war.
     
    Clooney verbrachte den Tag mit dem Versuch, seine Schwester aufzumuntern, doch das war ein recht schwieriges Unterfangen. Als er dann auch noch erzählte, er sei Paul in die Arme gelaufen und dass abends die ganze Meute zu Besuch kommen würde, war es vorbei. Eve fing an zu weinen.
    «Ich dachte, du freust dich», sagte er verwirrt.
    «Ich bin erschöpft, habe höllische Schmerzen, meine Scheißbeine sind gebrochen, und meine Schulter ist ein einziger Schrotthaufen. Ich habe Kopfschmerzen, meine Scheißaugen brennen. Ben ist … Nein, Clooney, ich freue mich nicht.»
    «Zweimal Scheiß in einem Satz. Du meinst es ernst. Entschuldige.»
    Sie schüttelte den Kopf. «Nein, ich entschuldige mich. Das ist nett von ihnen.»
    «Was kann ich tun?»
    «Ben wieder lebendig machen.»
    «Ich wünschte, ich könnte es.»
    «Und ich erst.»
    Lily kam mit dem Medikamentenwagen herein. Eve war als Letzte an der Reihe.
    «Zeit für deine Heparinspritze», sagte Lily.
    Eve bekam jeden Tag einmal eine Spritze. Es war die einzige Injektion, die nicht über den Zugang verabreicht wurde, und sie schmerzte wie ein Bienenstich.
    Clooney wandte den Blick ab. Er hatte Spritzen schon immer gehasst. Eve verzog wie jedes Mal das Gesicht, und Lily rieb die Einstichstelle mit einem Alkoholtupfer ab. «Fertig.»
    Im selben Augeblick betrat Fiona Logan das Zimmer. Lily wäre um ein Haar das Herz stehen geblieben. Oh, Scheibenhonig! Scheibenkleister mit Reis! Ihr Blick ging von Fiona zu Eve. Sie wirkte völlig ruhig. Scheibe, ob sie überhaupt weiß, wer das ist?
    Fiona trat ans Bett.
    «Eve?»
    «Fiona», sagte Eve und lächelte.
    Lily wusste nicht, wohin mit sich. Was zum Teufel …?
    «Lily», sagte Fiona.
    Lily winkte. Habe ich gerade gewunken?
    «Das ist mein Bruder Clooney», sagte Eve, und Clooney erhob sich.
    Fiona gab ihm die Hand. «Hallo, ich bin Fiona Logan.»
    «Bens Frau?», fragte er, und dann fiel auch bei ihm der Groschen.
    «Ja», antwortete sie.
    «Ach so», sagte er. Offensichtlich war ihm genauso unbehaglich zumute wie Lily. Nur Eve blieb ruhig und gelassen.
    Oh Gott, oh Gott, oh Gott, dachte Lily. Eve! Sei nett, bleib cool. Ich muss mich hinsetzen. Nein. Ich muss hier raus! Oh Gott, ich muss aufs Klo! Oh Gott, bitte tu ihr nicht weh.
    «Setzen Sie sich doch», sagte Eve und deutete auf den Stuhl, den ihr Bruder eben frei gemacht hatte.
    Fiona nahm Platz. «Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um herzukommen», sagte sie.
    «Das verstehe ich», antwortete Eve.
    Ich glaub, ich bin im falschen Film!, dachte Lily. Clooney sah stumm zu. Lily wusste nicht, ob sie bleiben oder gehen sollte. Sie entsorgte die Nadel in einen Container und strich Eves Bettdecke glatt. Sie studierte die Blutdruckanzeige. Vielleicht sollte ich rausgehen und nachher wiederkommen.
    «Ich habe Ihre Aussage gelesen», sagte Fiona.
    «Gut», antwortete Eve. «Es war mir sehr wichtig, dass Sie erfahren, was genau passiert ist.»
    «Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür», sagte Fiona mit tränenerstickter Stimme. «Ich hatte mich gefragt, was er da zu suchen hatte. Ich habe alles Mögliche gedacht. Jetzt komme ich mir ein wenig dumm vor.»
    «Aber nein», sagte Eve.
    Oh, du miese kleine Lügnerin, was hast du denen erzählt? Lily versuchte sich zu bewegen, aber sie konnte nicht. Sie stand wie angewurzelt da, bewegungsunfähig vor Neugier.
    «Wir stellen morgen die …» Fiona brachte es nicht fertig, den Satz zu beenden.
    Eve nickte. «Ich weiß», sagte sie. «Es tut mir so leid.»
    Sie wirkte ruhig und gefasst, aber nicht zu gefasst, um kühl zu erscheinen. Sie zeigte exakt die richtige Menge Emotion, die für einen alten Freund angemessen war.
    Wann bist du eine so gute Lügnerin geworden?, dachte Lily.
    «Es ist ein Albtraum», sagte Fiona.
    «Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun», entgegnete Eve.
    «An dem Abend … wollte er mich da wirklich anrufen, um zu feiern?», fragte Fiona und fing an zu

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