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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Unsichtbares immer noch an ihren anderen drei Gliedmaßen zerrte. Sie ertastete einen Knopf an ihrer Schläfe und drückte ihn, in der Hoffnung, dass das Feuer kam und den Schmerz tilgte, doch nichts geschah. Der Rote Unhold stieß die Faust in Fionas Brustkorb und riss ihr das Herz heraus. Es schlug in seiner Hand weiter, und Fiona betrachtete es kurz, ehe ihre Augen sich schlossen. Der Rote Unhold warf es in denselben Korb, in dem schon Eves abgerissene Gliedmaßen verwesten.
    Sie wachte schweißgebadet auf. Es war bereits nach zehn. Sie bereute, dass sie darauf beharrt hatte, sich von Abby den Katheter entfernen zu lassen, denn sie musste dringend aufs Klo, und die Vorstellung, in eine Bettpfanne zu pinkeln, erschien ihr unerträglich. Ihr tat alles weh, und sie war verwirrt, und das Bild der gefolterten Fiona wollte nicht weichen. Für einen Moment erwog sie, einfach ins Bett zu machen. Sie hatte ja sowieso keinen Funken Würde mehr im Leib, nachdem sie sich bereits dazu erniedrigt hatte, nach einer Stunde Quälerei ihr großes Geschäft in eine Bettpfanne zu erledigen, pressend und zähneknirschend, während eine Schwester immer wieder den Kopf durch den hauchdünnen Vorhang gestreckt hatte, der sie von den drei älteren Damen trennte, die sich ungebeten zu ihren persönlichen Beraterinnen ernannt hatten.
    «Na, wie geht’s uns denn, Häschen? Ist schon was im Anmarsch?», fragte Anne.
    «Gar nicht darüber nachdenken. Einfach loslassen», sagte Lindsey in einem Augenblick der Klarheit.
    «Mein Gott, ich würde auch so gerne!», stöhnte Beth. «Mir steht’s schon bis zum Hals.»
    Eve drückte den Rufknopf und bat Abby um eine Bettpfanne.
    «Natürlich», sagte sie. «Wie haben Sie geschlafen?»
    «Schrecklich.»
    «Sie hat wieder geschrien», sagte Anne zu Abby.
    «Die Albträume gehen vorbei.»
    «Vielleicht», sagte Eve.
    Lily erschien mit dem Polizisten in der Tür, mit dem Eve in der Nacht des Unfalls gesprochen hatte, und trotz Trauma und Schock erkannte sie ihn gleich wieder.
    «Detective Thomas», sagte sie.
    «Beinahe», antwortete er. «Thomas Hickey.» Er schüttelte ihre gesunde Hand. Abby bat ihn, vor der Tür zu warten, während Eve ins Töpfchen machte. Lily ging mit ihm hinaus auf den Flur.
    «Es dauert nicht lange», sagte Lily. Er nickte.
    «Sie ist eine alte Freundin von mir», sagte sie. Er nickte.
    «Gibt es was Neues über den, der das getan hat?», fragte sie, und er nickte.
    Okay, ich glaube, das scheint seine Art zu sein.
    «Gut», sagte sie. «Haben Sie mit Bens Frau gesprochen?» Er nickte.
    Genug genickt, Sonnenschein! Beantworte einfach meine Fragen!
    «Weiß sie von Eve, und könnten Sie bitte antworten, statt zu nicken?», bat sie. Er sah sie an und zögerte einen Augenblick. Er schien darüber nachzudenken, ob er ihr eine Antwort geben oder sie bitten sollte, sich um ihren eigenen Kram zu kümmern.
    «Sie weiß, dass er am Abend des Unfalls mit einer Frau eine dunkle Seitenstraße entlanggelaufen ist», sagte er schließlich.
    «Hat sie sich nach Eve erkundigt?»
    Er nickte.
    Ach, komm schon!
    «Und was haben Sie ihr gesagt?», bedrängte sie ihn.
    «Was ich weiß», antwortete er.
    «Und das wäre?», fragte Lily. Sein Lächeln verriet, dass er ihre Hartnäckigkeit bewunderte.
    «Das wäre … lediglich, dass sie am Abend des 1. Juli gegen 22.16 Uhr vom Fahrzeug eines Betrunkenen angefahren wurden und dass der Unfallverursacher zwischenzeitlich ausfindig gemacht und angezeigt wurde.»
    «Seine Frau muss doch Fragen haben.»
    «Da bin ich mir sicher», entgegnete er.
    Abby erschien auf dem Flur.
    «Ist es notwendig, Eve über seinen Zustand zu informieren?», wollte Lily wissen.
    «Gibt es einen Grund, ihr die Wahrheit zu verschweigen?»
    Lily schüttelte den Kopf. «Sie hat einfach nur viel durchgemacht.»
    «Sie können jetzt reingehen», sagte Abby, und er nickte und lächelte Lily an, ehe er sich zu Eve ans Bett setzte.
    Das Kopfteil des Bettes wurde hochgefahren, damit Eve mit dem Polizisten auf Augenhöhe sprechen konnte. In ihren Gliedern pochte ein dumpfer Schmerz, der zwar heftig, aber nicht unerträglich genug war, um einen Druck auf den Knopf zu rechtfertigen. Außerdem war die Dosis inzwischen reduziert worden. Die Erleichterung nach der Verabreichung war nicht mehr so groß, dafür hatten jedoch auch die Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Benommenheit abgenommen. Sie wollte möglichst klar im Kopf sein, wenn sie ihre Aussage machte. Sie musste sichergehen,

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