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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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solchen Einsatz vorzubereiten?« fragte der Oberbefehlshaber in einem Tonfall, als näherte sich die Diskussion jetzt ihrem Ende, als wäre es jetzt Zeit, zu Entscheidungen zu kommen.
    »Darauf kann ich nicht mit Sicherheit antworten«, erwiderte Carl nachdenklich. »Wir sollten damit beginnen, einen Kundschafter ins Operationsgebiet zu schicken, also von der Grenze Nordnorwegens an nach Süden. Dann sollten wir eine Gruppe für die eigentliche Aktion zusammenstellen. Diese Männer sollten gemeinsam üben und das Material prüfen, das uns in Schweden zur Verfügung steht. Wir werden es wohl mit Einkäufen aus dem Ausland ergänzen müssen. So weiß ich beispielsweise nicht, ob wir bei den Streitkräften Overalls haben, die bis sechzig Grad unter Null Schutz bieten.«
    »Minus sechzig Grad! Himmel, mußt du so pessimistisch kalkulieren?« sagte Samuel Ulfsson und erschauerte.
    »Ja, absolut«, entgegnete Carl lächelnd, »wir wissen es nämlich. In zehntausend Meter Höhe ist es vielleicht sogar jetzt im Augenblick so kalt, minus sechzig Grad, direkt über unseren Köpfen. Also, wir stellen einen Trupp zusammen, üben, beschaffen Material, errichten dort oben eine Basis… Ich würde schätzen, daß es ungefähr drei Wochen dauert, das alles zu regeln. Es steht aber keine Kuh auf dem Eis, wenn der kritische Zeitpunkt erst im Dezember erreicht ist.«
    Es wurde still im Raum, während der Oberbefehlshaber zu überlegen schien, welche Beschlüsse er jetzt fassen und wie er sie formulieren sollte.
    »Kannst du das organisieren?« fragte er Carl dann unerwartet und unvermittelt.
    »Schoon…«, erwiderte dieser zögernd. »Aber dann möchte ich eine Frage stellen.«
    Der Oberbefehlshaber forderte ihn mit einem kurzen Kopfnicken dazu auf.
    »Wie soll ich die Gruppe zusammensetzen«, fuhr Carl fort, »wenn ich nur ausschließlich Personal des OP 5 zur Verfügung habe? Es würde gehen, aber diese Möglichkeit wäre mir nicht lieb. Oder sollen wir ein paar Mann von der Fallschirmjägerschule dazuholen? Das würde ich wirklich vorziehen.«
    »Warum?« fragte Samuel Ulfsson fast mißtrauisch, als mißbilligte er die Vorstellung, unter seinen Marinesoldaten »grüne Uniformen« zu sehen, das heißt »Landsknechte«, also die Armee.
    »Sehr einfach«, entgegnete Carl trocken. »Die Gruppe, die wir aus der Luft absetzen, geht ein bedeutendes Risiko ein, Verluste zu erleiden. Ich würde vorziehen, nicht das gesamte spezialausgebildete Personal des OP 5 gefährden zu müssen. Ich will also nicht alle Eier in einen Korb legen, um mich etwas unehrerbietig auszudrücken.«
    »Aha, so ist das also«, murmelte der OB hinter einer Hand, die er vor Mund und Gesicht hielt, um sein Lächeln zu verbergen. »So ist das also. Das nenne ich eine offene Erklärung, der man kaum widersprechen kann. Dann machen wir es so! Was brauchst du jetzt im Moment von mir?«
    »Einige Vollmachten«, erwiderte Carl, ohne zu zögern.
    »Unten in Karlsborg muß man mir eine TP 84 zur Verfügung stellen, außerdem brauche ich eine Menge Geld zum Einkaufen des Materials und für die Errichtung unserer finnischen Basis, und dann noch so etwas wie eine Vollmacht, um freiwillige Fallschirmjäger zu rekrutieren.«
    »In Ordnung«, bestätigte der OB und erhob sich zum Zeichen, daß die Konferenz beendet war, zumindest was Carl betraf. »Ich werde nachher mit dem Chef der Fallschirmjägerschule und dem Chef der Luftwaffe Kontakt aufnehmen, und du beginnst an deinem Ende, meldest Fortschritte und Widerstände an Sam. Verstanden?«
    »Jawohl, zu Befehl. Ich muß allerdings darauf hinweisen, daß ein Detail noch übrigbleibt.«
    »Ja?« sagte der OB und hob die Augenbrauen, als er zu Carl trat, um ihm zum Abschied die Hand zu geben. »Welches?«
    »Geld. Ich möchte allerdings ein sehr einfaches Verfahren vorschlagen. Ich lege einfach die Geldmittel aus, die nötig sind, und reiche eine Rechnung ein, wenn alles vorbei ist. Das würde den Verwaltungsaufwand stark reduzieren und allen Beteiligten merkwürdige Erklärungen ersparen.«
    »Ein ausgezeichneter Vorschlag!« sagte der Oberbefehlshaber. »Mach es so!«
    Carl reckte sich zum Abschiedsgruß, verneigte sich, da er Zivil trug, und ging hinaus, um Beata zu suchen und seinen Auftrag damit zu beginnen, daß er mit seiner Tochter wieder zur Kindertagesstätte fuhr.
    Seine beiden Vorgesetzten blieben sitzen. Jeder schien zunächst in seiner eigenen Gedankenwelt zu bleiben.
    »Was meinst du?« sagte der Oberbefehlshaber

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