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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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glauben, daß sie einem Versuch von unserer Seite Hindernisse in den Weg legen. Nicht wahr?«
    »Ja, das ist auch unsere Meinung.«
    »Welche Vorbereitungen haben Sie sonst noch getroffen?«
    »Wir haben in dem fraglichen Gebiet schon mit der Aufklärung begonnen.«
    »Das sagt mir wenig. Worauf läuft diese Aufklärung hinaus?«
    »Wir wollen den fraglichen Grenzabschnitt genau untersuchen, von Norden nach Süden an der finnischen Grenze entlang. Wir bedienen uns dabei ziviler Reisender, bereiten die Errichtung einer Basis auf finnischem Territorium vor und suchen dafür einen geeigneten Ort und ein geeignetes Cover.«
    »Eine Basis auf finnischem Territorium!«
    »Ja. Es gibt überzeugende Gründe für dieses Arrangement.«
    »Was soll diese Basis enthalten, und woraus soll sie bestehen, wenn ich fragen darf?«
    »Ein Jagd und Fischerhäuschen, ziviles Personal, keinerlei militärische Ausrüstung mit Ausnahme von Kommunikationsmitteln, darüber hinaus ein paar Schneemobile, wie sie jeder Fischer und Jäger in dem Gebiet verwendet.«
    »Und der Zweck all dessen?«
    »Die Rückreise. Es wird für uns leichter sein, ins Land hineinzukommen, als es zu verlassen. Der Rückzug muß am Boden erfolgen, und zwar schnell, daher Schneemobile. Wenn wir erst wieder in Finnland sind, dürften die Probleme, falls es welche gibt, auf jeden Fall zu bewältigen sein. Ich meine, wenn wir gezwungen sind, diese Operation durchzuführen, setzen wir ja die ganze Zeit das finnische Einverständnis in dieser oder jener Form voraus.«
    »Und wir können hinein , ohne entdeckt zu werden?«
    »Ja, definitiv. Es ist, wie ich gesagt habe, obwohl es sich vielleicht erstaunlich anhört. Das ist der leichtere Teil.«
    Der Verteidigungsminister verharrte kurz stumm in seiner Denkerpose mit der Faust unterm Kinn. Soweit er sehen konnte, hatte er seinen Vorrat an Fragen erschöpft. Folglich ging es jetzt darum, eine Entscheidung zu treffen.
    » Erstens muß die Operation vom Ministerpräsidenten des Landes gebilligt werden. Ich möchte keine Entscheidung dieser Größenordnung allein auf meine Kappe nehmen. Allerdings sehe ich voraus, daß der Ministerpräsident genausowenig zögern wird wie ich selbst, wenn es um die Genehmigung dieser Operation geht.«
    Seine beiden Besucher atmeten aus und veränderten unbewußt die Körperhaltung.
    » Zweitens möchte ich eine genaue Auskunft darüber erhalten, welche Personen an der Operation beteiligt sind.
    Drittens möchte ich über jeden Fortschritt und jede Veränderung unterrichtet werden, die bei der operativen Planung entstehen können. Ich möchte den gesamten Verlauf mit all seinen technischen und politischen Implikationen kennen.
    Viertens möchte ich wissen, welche Beschlüsse notwendig sind, was die Hilfe bei der Funküberwachung angeht, und erfahren, ob Spionageschiffe, Flugzeuge und weitere Ressourcen nötig sind, soweit sie den Streitkräften unterstehen.
    Fünftens und letztlich darf die Operation nur dann durchgeführt werden, wenn ich selbst persönlich mit Präsident Mauno Koivisto Kontakt aufgenommen habe. Was an und für sich gar nicht so kompliziert sein dürfte, da ich ohnehin gezwungen bin, wie ein Weberschiffchen hin und her zu fliegen, um den Finnen die neue JAS-Maschine aufs Auge zu drücken.«
    Dies waren tatsächlich seine Worte.
    »Und damit nur noch eine letzte Frage, aus reiner Neugier«, sagte er und stand auf, so daß seine beiden Besucher hochfuhren und fast so etwas wie Haltung annahmen. »Hat diese Operation auch einen Namen ?«.
    Er richtete die Frage an Samuel Ulfsson, der noch keine Gelegenheit erhalten hatte, sich zu äußern.
    »Ja, hrm«, sagte Samuel Ulfsson mit rauher Stimme, weil er so lange geschwiegen hatte. »Operation Dragon Fire .«
    »Dragon Fire«, sagte der Verteidigungsminister amüsiert.
    »Das nenne ich einfallsreich. Ich nehme an, diese Bezeichnung soll dazu dienen, die Amerikaner den Ernst erkennen zu lassen?«
    »Das könnte man sagen«, sagte Samuel Ulfsson peinlich berührt. »Unsere amerikanischen Freunde lieben so etwas.«
    Der finnische Staatspräsident betrachtete seinen Boten aus Moskau, der soeben eingetroffen war, mit fast wehmütigem Mitgefühl. Der arme Mann hatte noch einmal die letzte Freitagsmaschine der Finnair von Moskau nehmen müssen.
    Eero Grönroos’ Kleidung war in einer gewissen Unordnung, obwohl er sich natürlich größte Mühe gegeben hatte, sich ein bißchen zurechtzumachen. Wie er sich vorsichtig ausdrückte, war er an Bord

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