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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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blauschwarzes Haar war mit Hilfe einer spanischen Spezialistin tatsächlich nach mehrstündiger Arbeit so hochgesteckt worden, wie er es sich vorgestellt hatte. Das schwarze Haar, das weiße Kostüm, der schwarze Pelz, die feinen weißen Schleier, die roten Blitze an ihrem Hals – alles war perfekt.
    »Mein Gott, bist du schön, mein Gott, wie ich dich liebe«, flüsterte er. Er faßte sie unter den Arm und führte sie fast wie im Triumph zur Tür, wo der schwedische Botschafter wartete, der wie Carl einen Cut trug.
    »Herr Botschafter«, sagte Carl strahlend, »darf ich Sie mit meiner künftigen Frau bekanntmachen, Teresia Maria Corazon O’Connor.«
    »Ich bin entzückt, Madame«, sagte der Botschafter auf französisch, ergriff lüstern ihre Hand und küßte sie.
    Dann schüttelte er Carl kraftvoll die Hand und forderte das Paar mit einer großen Geste auf einzutreten.
    »Normalerweise befasse ich mich nicht mit solchen Dingen«, fuhr er auf französisch fort. »Welche Sprache sollen wir übrigens sprechen?«
    »Spanisch wäre ausgezeichnet«, sagte Carl mit einem Augenzwinkern. Der Botschafter wurde für eine Sekunde unsicher, bis Tessie Schwedisch oder Englisch anbot.
    »Nun, wenn Französisch nicht gut genug ist, müssen wir uns mit der Sprache der Ehre und der Helden begnügen, wenn Sie entschuldigen, Madame«, fuhr er auf schwedisch fort. »Wie schon gesagt, normalerweise beschäftige ich mich nicht mit solchen Dingen. Die Leute glauben, ein Botschafter sei entweder Pfarrer oder Gastronom. Meist wollen die Leute von mir, daß ich ihnen in guten Restaurants einen Tisch besorge, was heute übrigens schon geregelt ist, das habe ich also nicht gemeint. Es ist irgendein Zeitungsfritze im Haus. Ich habe ihn draußen in der Küche in Eisen legen lassen, aber er behauptet, die Herrschaften hätten ihn bestellt. Hier entlang, bitte!«
    »Zeitungsfritze?« fragte Tessie, während sie zu einem Salon geführt wurden.
    »Ja«, sagte er, »das ist ein etwas herablassendes Wort für Presseleute. Man kann sie auch Klatschtanten oder Gangster nennen. Ich nehme an, das Privatleben der Herrschaften hat an deren Börse einen hohen Preis.«
    »Es ist ein Service, den uns das Hotel angeboten hat«, erklärte Carl unsicher. »Die Bilder sind also nur für unseren privaten Gebrauch gedacht.«
    »Mmh, wir werden sehen«, knurrte der Botschafter. »Diese Scheißkerle haben etwas, was sich Copyright nennt. Das bedeutet, man bezahlt ein paar tausend Francs für eine bestimmte Zahl von Kopien, die der fragliche Pressefritze anschließend an allerlei pornographische Blätter verhökert.«
    »Wenn es so ist, schlage ich vor, daß wir den jungen Mann auf geeignete Weise von seiner schweren Last befreien, sobald er seine Bilder gemacht hat«, sagte Carl unbekümmert, womit er den sofortigen glucksenden Beifall des Botschafters fand.
    Sie betraten einen größeren Empfangssaal, in dem einige Botschaftsangestellte neugierig tuschelnd an Tischen mit Erfrischungen warteten. Eine Frau in einem Rollstuhl saß etwas abseits. Carl wußte, was zu tun war, und lenkte die Schritte zum Rollstuhl. Er begrüßte die Frau des Botschafters und stellte Tessie vor.
    Anschließend gaben sie den erwartungsvollen Angestellten die Hand.
    »Nun«, sagte der Botschafter und wischte sich eine lange blonde Locke aus der Stirn, »der guten Ordnung halber sollten wir zunächst die Formalitäten erledigen und erst dann Champagner trinken.«
    Ohne weitere Vorrede bat er Carl und Tessie, an einen kleinen Tisch mit Dokumenten und Formularen zu treten, während die übrigen Gäste sich im Raum hinter ihnen gruppierten.
    »Es kommt nicht sehr oft vor, daß ich so etwas tue, aber gerade in Ihrem Fall war es mir unmöglich, nein zu sagen«, fauchte der Botschafter, der auf eine lustige Weise beim Atmen sprach. Die Worte kamen stoßweise hervor.
    »Was ich auf wenig geschickte Weise auszudrücken versuche, ist, daß ich diesen Auftrag als sowohl ehrenvoll wie erfreulich ansehe«, fuhr der Botschafter fort und sah sich auffordernd um. »Sind alle bereit? Dann können wir loslegen. Ich bitte um Entschuldigung, weil ich hier ablesen muß, aber solche Zeremonien sind nicht gerade mein tägliches Brot.«
    Er setzte sich eine Lesebrille auf, nahm ein Formular in die Hand und murmelte etwas über festgestellte Identität sowie etwas Unverständliches. Dann sah er auf.
    »Nimmst du, Carl Gustaf Gilbert Hamilton, diese… äh…« Er blickte erneut in seine Papiere.
    »… diese Teresia

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