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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ist absolut sicher«, stellte Texas Slim mit einem selbstsicheren Lächeln fest. »Die müssen dort raus, genau dort und nirgendwo sonst, und zwar genau zu diesem Zeitpunkt.«
    »Weil gerade dort und zu der Zeit ihr Mitwisser an der Grenze Dienst hat?« sagte Carl. Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Genau«, erwiderte Texas Slim, zeigte ein großes Gähnen und entschuldigte sich mit einer zweideutigen Bemerkung über lange skandinavische Nächte.
    Carl betrachtete die Karte und rechnete eine Weile, um herauszufinden, wo sie ihren Expeditionstrupp absetzen sollten. Wenn sich die Schmuggler mit einer Geschwindigkeit von etwa zehn Kilometern am Tag fortbewegten, würden die Schweden ihren Fangarm dreißig Kilometer von dem errechneten Ziel auslegen können und dennoch genug Spielraum haben. Wenn man den Fangarm fünfzig Kilometer lang machte, würde man mühelos das gesamte Gebiet abdecken können, in dem die Expedition auftauchte. Es sah leicht aus. Carl hatte das Gefühl, daß alles zu leicht war.
    »Wie viele Männer gehören zur Expedition, und wie sind sie bewaffnet?« fragte er fast in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten, die Schwierigkeiten und Komplikationen versprach.
    »Es sind zwölf Mann. Soviel wir wissen, sind einige von ihnen leicht bewaffnet, aber eher für Jagdzwecke als zur Selbstverteidigung. Sie haben ja nicht vor, sich den Weg freizuschießen. Wie du siehst, wartet kaum mehr als ein Spaziergang im Park auf euch«, sagte Texas Slim lächelnd. Carl gefiel dieses Lächeln nicht.
    »Aha«, sagte Samuel Ulfsson und machte Miene, als wollte er das Treffen beenden. »Gibt es noch mehr, woran wir denken müssen?«
    »Nein«, erwiderte Carl grübelnd. »Nein, nicht soviel ich sehen kann. So wie die Dinge stehen, hat Slim wohl recht. Es dürfte kaum mehr sein als ein Spaziergang im Park.«
    »In welcher Bereitschaft befinden Sie sich jetzt?« fragte Texas Slim und wandte sich dabei an Samuel Ulfsson, der die Frage mit einer Handbewegung an Carl weitergab.
    »Wir haben eine funktionierende Basis in Finnland. Ferner ist alles Material getestet und befindet sich abholbereit in Karlsborg. Jetzt geht es im Grunde nur noch darum, die Gruppe zu sammeln und loszulegen. Insoweit gibt es keine Probleme. Aber wir sollten diese Scharade mit einer Maschine nach Kirkenes durchführen. Erst wenn die Maschine gelandet ist, kann man sagen, daß die Operation begonnen hat.«
    Texas Slim wußte offensichtlich nichts von dem Vorhaben, Finnland legal unter dem Vorwand zu überfliegen, man sei auf dem Weg, um Ersatzteile für eine Maschine abzuliefern, die oben in Kirkenes »festsitze«. Er begeisterte sich jedoch schnell für die Idee, als ihm der Plan erklärt wurde. Er versprach, dafür zu sorgen, daß NATO NORD sofort eine Anfrage losschicke, man wolle neue geländegängige Fahrzeuge aus Schweden testen, oder etwas in der Art, um somit schon in ein paar Tagen sagen zu können, es sei alles für den Start klar.
    »Wie ergeht es den Finnen?« fragte Samuel Ulfsson, als Texas Slim Anstalten machte, sich zu erheben und zu gehen.
    »Na ja, soviel wir wissen, ist der finnische Präsident dabei, sich an zahlreichen Formalitäten festzuhaken. Er wollte Boris Jelzin in das Ganze hineinziehen, aber das will Gorbi nicht, und der Teufel weiß, was Gorbi für Gründe dafür hat. Ist auch scheißegal, von jetzt an haben wir eine vollständig sichere Bereitschaft und viel Zeit. Diese Schmuggler haben nicht die leiseste Chance.«
    »Eben«, sagte Carl, ohne seine Irritation zu verbergen. »Diese Schmuggler werden ohne Zweifel schneller in der Hölle landen, als sie ahnen. Wenn ich aber so unverfroren sein darf, möchte ich auf ein operatives Detail hinweisen, aus dem ich nicht recht schlau geworden bin.«
    Er machte eine Pause und sah Texas Slim fragend an. Dieser seufzte und zeigte mit einem Kopfnicken, daß Carl seinen Kummer nur ausspucken solle.
    »Ja, eins habe ich nicht verstanden«, begann Carl langsam, wobei er jedes Wort gleich betonte, »nämlich weshalb die Schmuggler vernichtet werden müssen.«
    Texas Slim schüttelte den Kopf, als hätte man ihm eine selten unintelligente oder kindische Frage gestellt.
    »Das ist etwas, was wir dem sowjetischen Präsidenten zugesagt haben«, erklärte er. »Wir haben garantiert, daß weder Spuren noch Beweise übrigbleiben, nicht mal das kleinste Gerücht von dem, was passiert ist. So darf es beispielsweise keine verdammte Ermittlung der normalen Polizeibehörden geben, folglich

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