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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Material.
    Der Sender war für eine Funkverbindung mit Stockholm bereit, doch eins blieb noch zu tun, bevor die Meldung abging. Carl öffnete das Paket, das von der FOA geliefert worden war, der Forschungsanstalt der Streitkräfte, und memorierte die Instruktionen. Sie sollten die Kisten mit dem verdächtigen Inhalt nicht öffnen, da das ein erhebliches Risiko berge. Es war nicht auszuschließen, daß sie mit Sprengladungen versehen waren, die sofort detonierten, wenn die Kisten geöffnet wurden. Mit dem Meßinstrument jedoch, das Carl jetzt in der Hand hielt, würden sie zumindest eine einfache und entscheidende Kontrolle vornehmen können.
    Das Ganze war in ein paar Minuten erledigt. Den beiden großen verschlossenen Stahlkisten unter der Persenning auf den Schlitten entströmte Gammastrahlung. Es war eindeutig, jeder Irrtum ausgeschlossen. Die Kisten enthielten radioaktives Material.
    Carl warf das Meßinstrument neben einen der Schlitten. Er betrachtete es als Geschenk an das russische Volk. Für den Rückweg ging es ja darum, alles überflüssige Gewicht loszuwerden.
    Er stapfte zu den beiden Bäumen hin, an denen Edvin Larsson die Antenne für die Schnellsendung nach Hause eingerichtet hatte, beleuchtete den Schreiber mit einer Taschenlampe, die er zwischen den Zähnen hielt. In dem Lichtschein dampfte seine Atemluft, und er schrieb eine sehr kurze Mitteilung:
    Dragon Fire an Basis. Zähne gezogen. Das gesamte eigene Personal unversehrt. Rückkehr wie berechnet. Erbitte Angaben über den amerikanischen Staatsbürger Richard Steven Emerson III.. geboren am 6. April 1942.
    TRIDENT Er drückte auf den Sendeknopf, und die kodierte Mitteilung schoß wie ein kurzes Geheul ins All. Zwei Minuten später rief Samuel Ulfsson den schwedischen Verteidigungsminister an und teilte verklausuliert mit, die geschmuggelten Atombomben seien gefunden, alle Schmuggler niedergerungen, und die Schweden seien im Augenblick noch wohlbehalten und würden in zwei Tagen den Versuch unternehmen, über die Grenze zu gehen.
    Anschließend faxte er eine Anfrage wegen eines gewissen Richard Steven Emerson III. an die EDV-Zentrale des Nachrichtendienstes, worauf das IBM-System sofort mit den Computern der CIA zusammengekoppelt wurde. Man bitte um Angaben unter dem Code Dragon Fire. Dieser sollte vereinbarungsgemäß alle vorhandenen Codeschlösser des westlichen Spionagesystems öffnen. Nichts hatte höhere Priorität als das, was unter diesen beiden Wörtern lief.
    Die Antwort ging nach weniger als vier Minuten bei Carl ein. Nichts an den Angaben erstaunte ihn.
    Er sendete die Bitte, man möge die Basis in Finnland über die Lage informieren, falls es nicht schon geschehen sei, und erhob sich dann schwer. Er mußte sich jetzt der sehr unangenehmen Aufgabe zuwenden, die keinen Aufschub mehr duldete. Alle Aktivität wandte sich jedoch schnell etwas völlig Anderem und höchst Unerwartetem zu. Ein dampfender und vereister Åke Stålhandske taumelte aus der Dunkelheit ins Lager. Er sah aus wie ein Gespenst, da Haare und Bart zu Eis gefroren waren und das ganze Gesicht infolge seines heftigen Atems mit Eis überzogen war. Er schien einen kilometerlangen Eilmarsch in diesem nassen und vereisten Zustand hinter sich zu haben. Jeder, der in der Nähe stand, stürzte sich sofort auf ihn. Die Männer rissen ihm die Kleider vom Leib, zündeten in den russischen Zelten, die noch nicht abgerissen worden waren, ein paar Wärmequellen an, und begannen, ihn zu massieren und gleichzeitig anzukleiden. Carl überwachte das Ganze besorgt, und als er Åke Stålhandskes Blick begegnete und fragend die Augenbrauen hob, lachte Åke Stålhandske munter und machte mit der einzigen freien Hand eine abwehrende Bewegung. Einer der Kameraden versuchte, ihm eine heiße Brühe aus dem russischen Vorrat aufzuzwingen.
    »Ich habe mit diesem kleinen Scheißkerl unterm Eis gebadet. War gezwungen, mir die Skier abzureißen. Das Winterbaden kann höchst unerwartete Seiten haben.«
    Mehr vermochte er eine Zeitlang nicht zu sagen. Er ergriff mit zitternden Händen das warme Getränk und ging mühsam ein paar Zentimeter in die Höhe, damit seine Kameraden ihm neue und trockene Kleidung überstreifen konnten. Nach kurzer Zeit war er soweit wiederhergestellt, daß er mit seiner Erklärung fortfahren konnte, da Carl noch in der Zeltöffnung stand und wartete.
    »Mein lieber Landsmann ist untergetaucht, buchstäblich. Er schwimmt unterm Eis. Wir landeten ein paar Kilometer von hier bei

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