Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
für uns alle gleich sind. Entweder werden wir erschossen, oder wir ziehen diese Sache durch.«
    Er drückte seine Zigarette aus und lächelte frech und freundlich. Alexej Mordawin ahnte, daß hinter dieser Selbstsicherheit ein eigentümlicher Schutz steckte, den er noch nicht durchschaute.
    »Sobald ich mich umgezogen habe und etwas passender gekleidet bin, werde ich zu den entsprechenden Behörden gehen und ihnen diese Information geben«, bemerkte er knapp und mit einer Miene, als wäre die Unterhaltung damit beendet, was er jedoch selbst nicht glaubte.
    »Dann wird man Sie erschießen, Onkel Alexej«, stellte Kolja fast traurig fest. »Verstehen Sie, so einfach ist die Sache nicht. Das gesamte Schrottunternehmen, für das Sie arbeiten, ist für diese Operation gegründet worden. Sie haben Ihren Job nur wegen dieser Operation bekommen. Sie haben dienstfrei erhalten, um zum Schein an der Beseitigung dieses idiotischen Eisenschrotts mitzuarbeiten, alles nur wegen dieser Operation. Alles dient nur einem einzigen Zweck, vielmehr sechs Zwecken, sechs Mehrfachsprengköpfen. Und falls Sie sich fragen, wie hoch Ihr Anteil ist – verzeihen Sie, daß ich dieses Detail noch nicht erwähnt habe –, werden es hunderttausend Dollar sein. In Scheinen. Diesmal an und für sich illegal, aber kein Mensch kann zwischen einem legalen und einem illegalen Dollarschein unterscheiden.«
    Es war nur zu offenkundig, daß sein junger Verwandter nach einem ausgeklügelten Plan vorging. Es steckte eine teuflische höhere Logik sowohl in der Argumentation als auch in der Organisation des Komplotts, und kein normaler Siebenundzwanzigjähriger wäre aus eigener Kraft auch nur andeutungsweise darauf gekommen. Es war vollkommen. Hatte der Vizeadmiral ihm damals, als er wegen der Rangabzeichen zu spät gekommen war, den Auftrag erteilt, all diese tödlichen Waffen zu sortieren, nur weil dies alles organisiert werden sollte? Er wollte viel sagen, brachte aber nur ein einziges Wort heraus, das sich wie ein Fluch anhörte.
    »Tschekistenmanieren!« stieß er hervor.
    »Wahr. Wie wahr, Onkel Alexej. Einige sehr hochstehende Tschekisten gehören tatsächlich zu diesem Wir, nach dem Sie sich vorhin erkundigt haben. Dies ist übrigens einer der Gründe, weshalb Sie nicht nein sagen können.«
    »Du Dummkopf! Du Irrer. Du bittest mich, Kernwaffen zu stehlen und dabei mitzuhelfen, sie außer Landes zu schmuggeln. Und dann sagst du, ich könne nicht nein sagen. Hast du den Verstand verloren?«
    »Nein, Onkel Alexej, das habe ich wirklich nicht. Apropos Tschekistenmanieren, genau darum geht es ja gerade. Ich glaube, ich habe es schon gesagt. Betrachten Sie doch nur Ihre Alternativen. Nein, unterbrechen Sie mich nicht, Onkel Alexej, lassen Sie mich das Problem methodisch darstellen. Wir haben zwei Seiten, nicht wahr? Ja oder nein?«
    »Du bist nicht ganz bei Trost, junger Mann, man wird dich erschießen!«
    »Das ist nicht ausgeschlossen. Sie sagen also nein. Lassen Sie uns dieses Nein jetzt methodisch prüfen. Wir klären das wie gute Genossen bei einer Konferenz. Wer verdient woran, und was bedeutet nein? Ich werde es Ihnen sagen, Onkel Alexej. Nein bedeutet folgendes. Ich werde erschossen. Selbstverständlich wird man auch unseren amerikanischen Freund erschießen, nun ja, vielleicht tauscht man ihn auch gegen irgendeinen Spion aus und sperrt ihn zu Hause lebenslänglich hinter Gitter, falls sie ihn nicht auch erschießen oder in die Gaskammer stecken.
    In manchen Staaten der USA verwendet man Gas, wie Sie vielleicht wissen. Nun ja. Sie wird man ebenfalls erschießen, glauben Sie bloß nichts anderes. Kurz, es werden verdammt viele Leute erschossen werden, und Jelena wird Witwe. Vielleicht wird auch meine Mutter Witwe, denn es wird meinen Vater belasten, daß er Ihr Bruder ist. Wie wird es Sascha ergehen? Eins wissen wir genau: Seine militärische Laufbahn ist zu Ende, und was mit meinem jüngsten Vetter geschieht, wissen die Götter. Jelena wird natürlich umziehen müssen. Entweder wird sie wegen Korruption und Mittäterschaft und Spekulation und was weiß ich eingesperrt, da sie inmitten dieser Ledersofas wohnt, die Sie sich durch Ihre verbrecherische Tätigkeit erworben haben. Nein, Onkel Alexej, unterbrechen Sie mich nicht. Denn, wie Sie sagen, dies sind tatsächlich Tschekistenmanieren. Die Tschekisten sind Meister darin, einem Vorschläge zu machen, zu denen man nicht nein sagen kann.«
    Alexej Mordawin fror. Das war er nicht gewohnt. Ihm kam der

Weitere Kostenlose Bücher