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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verlor vollkommen den Faden.
    »Ja, aber das ist ja großartig«, sagte er und machte ein dummes Gesicht, »ich meine, was zum Teufel sagst du da! Meinst du verliebt , so richtig verliebt, und das in einen anderen Menschen, so was, was wir anderen Sterblichen auch gelegentlich erleben? Was! Das ist nicht übel, und deiner zufriedenen Miene nach zu schließen ist sie – ich setze voraus, daß es eine Sie ist – auch in dich verliebt?«
    »Na ja, es scheint jedenfalls so«, grinste Åke Stålhandske.
    »Ich glaube, wir werden uns sehr bald verloben.«
    »Wie heißt sie, was macht sie, was weiß sie?« fragte Carl, immer noch genauso begeistert, aber auch reflexhaft professionell, so daß sich Åkes Gesicht etwas verdüsterte.
    »Anna Erikadotter heißt sie«, erwiderte er vorsichtig, »ja, sie hat also den Namen ihrer Mutter angenommen. Das hat was mit ihrem Feminismus zu tun. Sie ist so.«
    Carl grübelte eine Zeitlang schweigend, warf sich dann gegen die Rückenlehne und jubelte fast vor Lachen.
    »Eine Feministin! Ja, aber das ist ja absolut glänzend, genau das, was du brauchst. Teufel auch. Die Wege des Herrn sind wahrhaft unerforschlich.«
    »Wir sollten vielleicht wieder zu meiner Arbeitsplatzbeschreibung zurückkehren und das Private hinterher besprechen«, murmelte Åke Stålhandske, dem die Heiterkeit seines Chefs sichtlich unangenehm war.
    »Nein, nein, nein, ganz und gar nicht!« versicherte Carl und erhob sich mühsam, da seine krampfhafte Lachsalve noch nicht beendet war. »Entschuldige, daß ich lache, aber ich freue mich so für dich. Das hast du schon lange gebraucht.«
    Er trat zu Åke Stålhandske hin, zielte mit einer Handkante deutlich auf dessen Hals, eine Bewegung, die dieser natürlich sofort parierte, um dann zu seinem verlegenen Erstaunen von seinem Chef umarmt zu werden.
    »Teufel auch, Åke, wie schön«, sagte Carl. Er sah gerührt aus. Er hielt seinen bedeutend größeren Untergebenen mit einem harten Griff um die Oberarme und schüttelte ihn ein paarmal; Åke Stålhandske ließ es willenlos mit sich geschehen. Sie sahen einander kurz in die Augen. Immerhin waren sie aus einer Reihe ebenso tiefer wie einfacher Gründe Freunde fürs Leben.
    »Okay«, sagte Carl und ging zu seinem Platz zurück, »jetzt nehmen wir das Private zuerst, eine Reihenfolge, die mir übrigens immer mehr zusagt. Dann wieder zum Job, obwohl dort das meiste schon gesagt ist. Also, was hast du ihr gesagt?«
    Åke Stålhandske wußte sehr wohl, daß dies nach Dienstvorschrift geregelt werden mußte, wie gut die Stimmung unter Freunden auch sein mochte. Er richtete sich auf und versuchte, sich etwas geschäftsmäßiger zu geben.
    »Ich habe wohl etwa folgendes gesagt. Ich habe an der UCSD Computertechnik studiert und amerikanischen Fußball gespielt. Eine bestimmte Mannschaft habe ich nicht genannt. Ich bin erst vor kurzem nach Schweden zurückgekehrt, und im Augenblick arbeite ich vorübergehend für die Streitkräfte an einem Computerprogramm. Ungefähr so.«
    »Well well well«, sagte Carl nachdenklich. »Wie hättest du’s in Zukunft gern? Willst du lügen, oder sollen wir dir eine Legende aufbauen?«
    »Weiß nicht. Es ist nicht so verdammt leicht, jemanden anzulügen, den man…«
    Åke Stålhandske zögerte vor dem Wort.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Carl schnell und begütigend, »aber es ist keine Kuh auf dem Eis. Das KSI ist so etwas wie eine Reederei. Die brauchen bestimmt einen Computerspezialisten, und von außen sieht es ja so aus, als wärst du irgendein beliebiger ziviler Angestellter. Dein vorübergehender Job bei den Streitkräften ist also zu Ende, und jetzt hast du einen neuen festen Job bei einer Reederei. Falls Teile einer Uniform oder ähnliches im Kleiderschrank liegen, bist du Reserveoffizier. Das wird funktionieren.«
    Åke Stålhandske sah nicht zufrieden aus.
    »Es ist gar nicht so leicht zu lügen. Wie hältst du es damit selbst, übrigens?« fragte er leise.
    Carl dachte eine Zeitlang über die Antwort nach.
    »Ich habe es mit beiden Methoden probiert«, erwiderte er nachdenklich. »Bis auf weiteres kümmern wir uns einfach nicht um die Vorschriften, denn kein normaler Mensch kann auf die Dauer nach ihnen leben. Ich meine, so zu tun, als wäre man Schiffsreeder statt Militär. Es ist ja was ganz anderes, wenn man auf Einzelheiten eingeht…«
    »Schon möglich. Aber weich mir nicht aus. Wie hast du beide Methoden ausprobiert?«
    Carl lächelte verlegen und hielt die Handflächen

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