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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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aufgestellt, aber das hat ihn nicht gebremst.« Sie lächelte
grimmig. »Daddy kennt die Mesa von innen und außen. Man kommt auf allen
möglichen Wegen hinein, durch Stollen und Schächte, von denen die
Transpacific-Leute noch gar nichts wissen und die sie schon gar nicht
blockieren konnten.«
    Ich erinnerte mich an die alten Karten
in Hopwoods »Museum« und auch an die neuere, halb fertige. Sie zeigte
wahrscheinlich, welche Stollen noch existierten. »Was haben sie dann
unternommen?«
    »Ich nehme an, Mick ist
hierhergekommen, um Daddy gut zuzureden. Das hatte ich sofort vermutet, als ich
erfuhr, daß er am Tufa Lake erschossen worden war. Warum sonst sollte er sich
solche Mühe gegeben haben, daß es aussah, als wäre er in Japan? Er wußte, daß
ich dazwischengehen würde, wenn ich erfuhr, was er vorhatte.«
    Und sie hatte gedacht, ihr Vater sei
der Mörder ihres Mannes. Das erklärte auch die fast greifbare Angst, die ich am
Dienstagmorgen in ihrem Haus gespürt hatte. »Wissen Sie mit Sicherheit, daß er
Ihren Vater auch getroffen hat?«
    »O ja.« Ihr Gesicht zog sich zusammen
wie in Erinnerung an einen starken Schmerz. »Ich habe es am Mittwoch sicher
erfahren.«
    »Was passierte dann?«
    Sie sah von mir weg.
    »Ihr Vater kam wieder in die City,
nicht?«
    Sie neigte ihr Kinn ein wenig — eine
kleine Bestätigung.
    »Er war es, der Sie geschlagen hat.«
    Keine Antwort von Margot, aber Rose gab
ein seltsames Geräusch von sich — halb überrascht, halb verneinend.
    Nach einer Weile sagte Margot: »Er kam
an dem Nachmittag in die City. Ein paar Tage vorher war auf ihn geschossen
worden — eine Fleischwunde. Er erzählte mir, Mick sei am Sonntagmorgen in seine
Hütte gekommen und habe ihn bedroht. Daddy richtete seine Pistole auf ihn, um
ihn zu erschrecken, aber Mick nahm sie ihm weg, schoß auf ihn und rannte
davon.«
    »Haben Sie ihn gefragt, ob er Mick aus
Rache getötet hat?«
    »Wie fragt man den eigenen Vater so
etwas?« Als ich keine Antwort gab, fuhr sie fort: »So oder so, er hat mir gar
keine Gelegenheit gegeben, ihn das zu fragen. Er wollte Lionel Ongs
Privatadresse und Telefonnummer von mir. Ich habe mich geweigert, sie ihm zu
geben. Ich hatte Angst vor dem, was er tun könnte...«
    Sie sprach nicht weiter, und so sagte
ich: »Und er hat sie aus Ihnen herausgeprügelt.«
    Ihr »Ja« war kaum ein Flüstern.
    Rose stöhnte mitleidig auf und wollte
zu ihr gehen. Margot gab ihr ein Zeichen, zu bleiben, wo sie war. Sie drückte
den Rest ihrer Zigarette aus und fügte hinzu: »Daddy gab mir wie Mick die
Schuld an dem, was passiert war. Er sagte, ich hätte mit den anderen gegen ihn
konspiriert. Ich vergesse nie, wie er mich dabei angesehen hat... diesen
Haß...«
    »Margot«, sagte ich, »haben Sie
versucht, Ong zu warnen, bevor Sie an dem Abend zu seinem Haus und zu der
Wohnung am Tel Hill gefahren sind?«
    »Nein. Zuerst hatte ich das Gefühl...
Ich war wie gelähmt. Der Mann, der mir das angetan hatte, war nicht der Vater,
den ich mein Leben lang gekannt hatte. Mick war tot, und jetzt war auch der
Rest meiner Welt... Ich blieb einfach zu Hause und wartete, bis es dunkel
wurde. Dann wurde ich wach und versuchte, Lionel anzurufen. Als ich ihn nicht
erreichte, fuhr ich los, um nach ihm zu suchen, und da...« Wieder sah sie
schuldbewußt drein.
    Ich fragte: »Wie kam Ihnen Ihr Vater an
dem Nachmittag vor, abgesehen von der an ihm völlig fremden Gewalttätigkeit?
Glauben Sie, daß er wußte, was er tat und sich unter Kontrolle hatte?«
    Rose sagte: »Weiß man denn, was man
tut, wenn man als guter Christ die eigene Tochter verprügelt?«
    Ich ignorierte sie und sah nur Margot
an.
    Sie überlegte. »Er ging zielstrebig
vor, falls Sie darauf anspielen, ob er sich unauffällig verhielt. Er sprach
normal und so weiter. Und er schien bei der Schußwunde unter keinen schlimmen
Folgen zu leiden, bis auf eine leichte Steifheit. Aber dann tobte er und warf
mit diesem biblischen Unsinn um sich.« Sie sah entschuldigend zu Rose hinüber.
»Ich kann es nicht anders beschreiben.«
    »War Ihr Vater schon immer religiös?«
    »Erst in den letzten Jahren.«
    Rose sagte: »Seit ich ihn für meine
Bibelgruppe interessieren konnte. Zuerst dachte ich, er wolle nur den
Intellektuellen herauskehren und uns ›naiven Bibelgläubigen‹, wie er uns gern
nannte, einmal zeigen, wo es wirklich langgeht. Aber eines Tages sah er das
Licht.«
    Ich fragte Margot: »Erinnern Sie sich
an Sätze, die er zu Ihnen sagte?«
    »Oh...« Sie

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