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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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immer den Tatsachen. Es ist eine wilde
Gegend, hier Berge und dort Wüsten, und die zieht — na ja, die irren Typen an.
Leute wie ihre Goldschürferin. Exhippies. Einzelgänger, die gute Gründe haben,
warum sie in Ruhe gelassen werden wollen. Wenn ich also auch gern glauben
möchte, daß dieser Erickson/Tarbeaux unser Täter ist, weil er aus San Francisco
kommt, wo so etwas dauernd passiert, bin ich doch klug genug zu wissen, daß mir
diese Lösung vor allem deshalb gefiele, weil sie mir die Arbeit erleichterte.«
    Ripinsky und ich nickten.
    »Gut«, fügte Kristen Lark hinzu und
klappte ihr Notizbuch zu. »Wir werden mehr wissen, wenn wir die Fingerabdrücke
unseres Opfers mit denen vergleichen, die wir im Haus und in den Wohnwagen
genommen haben — und auch in der Feriensiedlung, falls man uns dorthin gerufen
hat. Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen?«
    Ich sagte: »Nicht, daß ich wüßte. Hy?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Kirsten Lark sah zur Tür. Gifford kam
aus der Bar herein. Sie stand auf. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie
einen von uns an.«
    »Ich habe vor, am Montag über Nevada
nach San Francisco zurückzufahren, und dazu muß ich durch Bridgeport.
Einverstanden, daß ich kurz haltmache und höre, was Sie herausgefunden haben?«
    »Von mir aus. Ich hoffe, Sie haben
nicht vor, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.«
    »Nur soweit es mit meinem Fall zu tun
hat — und auch dann nur mit Ihrem Einverständnis.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das
haben Sie, solange Sie uns auf dem laufenden halten.«
    Gifford tauchte hinter ihr auf und
strich sich den borstigen Schnurrbart. »Ist einer von Ihnen mit Miss Nickles
befreundet?«
    Hy und ich sahen uns an.
    »Ich frage das, weil ihr Freund — wenn
er denn ihr Freund war — abgehauen ist, und sie ist in keiner guten Verfassung.
Weniger betrunken als durcheinander, aber sie sollte nicht selbst fahren.«
    Ich sagte: »Wir kümmern uns um sie.«
    Als die beiden den Raum verließen,
packte Hy meinen Arm. »Wir kümmern uns um sie?«
    »Wahrscheinlich werden wir beide
gebraucht.«
    »Wahrscheinlich.« Er seufzte. »Was
machen wir denn mit ihr? Wir können sie ja nicht vor ihrer Bude im Stone Valley
abladen.«
    Ich dachte an die furchtbare Einsamkeit
nachts in dem Tal. »O Gott, nein. Wissen Sie was? Rose Wittington scheint doch
so eine mütterliche Seele zu sein. Fahren wir Lily in die Feriensiedlung.«
    Ripinsky grinste. »Rose wird sie
wahrscheinlich zu Tode bemuttern. Irgendwie erfüllt mich das mit einer Art
perversem Vergnügen. Wir sollten aber so oder so hinüberfahren und Anne-Marie
und Ned berichten, was passiert ist.« Auf dem Weg zur Tür blieb er stehen.
»Eines ist klar: Sie nehmen Lily in Ihrem Wagen mit. Sie haßt mich meistens wie
die Pest. Nicht auszudenken, was sie mit mir anstellt, wenn ich am Steuer
säße.«
    Ich war einverstanden, und wir gingen
in Bob Zeldas Büro. Die Blütenblätter unserer Tigerlilie wirkten reichlich
zerzaust. Sie saß auf einer durchgesessenen Couch neben dem Restaurant-Besitzer
und hielt seine fleischige Hand umklammert. Als sie mich sah, rückte sie von
ihm ab und versuchte, ihr gewohntes hämisches Grinsen aufzusetzen, aber sie
wirkte damit nur noch mitleiderregender. Ich dachte daran, daß Hy ihre
Ruppigkeit großenteils für Fassade hielt, und daran, daß diese harte Schale
heute schon einen Sprung bekommen hatte, als sie von dem Mann sprach, der
gestorben war, und von den Kindern, die ihr vom Jugendamt weggenommen worden
waren. Doch da ihr die harte Schale offenbar so wichtig war, begrüßte ich sie
ganz normal und sagte ihr, was wir mit ihr vorhatten.
    »Kommt nicht in Frage!« Sie schüttelte
heftig den Kopf. »Ich fahre nach Hause — und zwar selber.«
    »Das geht nicht, Lily. Detective
Gifford will Sie nicht fahren lassen.«
    »Verdammte Scheiße, warum denn nicht?
Ich bin schon in schlimmerem Zustand gefahren, und ich bin gar nicht mehr so
schlecht drauf. Sehen Sie her — ich stehe da wie ein Fels.« Sie streckte die
rechte Hand aus. Sie zitterte erbärmlich. »Na ja, fast«, setzte sie hinzu.
    »Es ist nur für diese eine Nacht«,
sagte ich.
    »Wäre doch vielleicht eine ganz gute
Idee, Lily«, meinte Bob Zelda dazu.
    Sie schien schon weich zu werden. Dann
aber sah sie zur Tür und entdeckte Ripinsky. Er hatte sich im Hintergrund
gehalten und versucht, unsichtbar zu bleiben. »Was macht dieser Arsch hier?«
    Ripinsky sagte: »Bitte, Lily, fangen
Sie nicht wieder an.«
    »Anfängen?

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