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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Nickles mit, das erleichtert mir die Sache. Wenn einer von
ihnen Erickson gekannt oder auch nur im Tal gesehen hat, ich kriege es heraus.«
    »Und hier in der Stadt?« fragte Anne-Marie.
»Er muß doch irgendwo gewohnt, mit jemandem geredet haben. Du könntest dich
erkundigen bei — «
    »Das tun die Leute vom Sheriff, und
denen möchte ich nicht in die Quere kommen. Kristen Lark war relativ
entgegenkommend, sie erlaubte mir, meine Nachforschungen fortzusetzen. Ich
möchte nichts tun, was sie oder jemand anderen in ihrer Abteilung gegen mich
aufbringt. Sie indessen...« Ich sah Ripinsky an.
    Er starrte noch immer auf Sandermans
Rücken. Jetzt richtete er seinen Blick auf mich und sagte: »Ich indessen bin
ein betroffener Bürger dieser Stadt, der zufällig dabei war, als die Leiche
entdeckt wurde. Da ist es ganz natürlich, daß ich mich über den Fall unterhalte
— und zwar mit verdammt jedem, mit dem ich mag.«
    »Stimmt.«
    »Und dann?« fragte Anne-Marie mich.
    »Transpacific scheint in der ganzen
Sache die große Unbekannte zu sein. Ich muß in die City fahren und mich nach
ihr erkundigen. Ich fahre am Montagmorgen im Sheriffbüro in Bridgeport vorbei
und erkundige mich, was sie inzwischen über den Mord herausbekommen haben. Dann
fahre ich über Carson City und Reno nach Hause und frage mich in den Casinos
nach Earl Hopwood durch.« Ich wandte mich an Ripinsky. »Kann ich wohl irgendwo
ein Foto von ihm bekommen?«
    »Vielleicht finde ich zu Hause eines,
wenn ich tief genug grabe. Julie hat ihn gemocht und hat ihn immer zu unseren
›Resteessen‹ an den Feiertagen eingeladen.«
    »Sehr gut. Wenn Hopwood in Nevada ist,
frequentiert er wahrscheinlich eines der schäbigeren Casinos. Deren
Aufsichtspersonal würde ihn vielleicht auf dem Foto wiedererkennen.« Sanderman
drehte sich vom Fenster zu uns. »Ich weiß nicht, warum Sie sich so für Hopwood
interessieren«, sagte er gereizt.
    »Ich interessiere mich für jeden, der
irgend etwas mit dem Landverkauf zu tun hatte.«
    »Scheint mir reine Energievergeudung.«
    »Neunzig Prozent jeder
Ermittlungstätigkeit könnte man Energievergeudung nennen.«
    Er zog die Mundwinkel nach unten. Einem
Mann, den sein Computer überallhin begleitet, mußten meine Methoden ziemlich
unverständlich vorkommen, wenn nicht gar irritierend. Nach ein paar Sekunden
ging er zur Tür. »Es hat doch niemand etwas dagegen, wenn ich noch ein paar
Stunden schlafe, oder?«
    Anne-Marie, die ewige
Friedensstifterin, sagte: »Natürlich nicht. Danke fürs Kommen, Ned.«
    Er nickte kurz und verließ die Hütte.
Wir drei waren still, bis sich seine Schritte zwischen den Bäumen verloren
hatten. Dann sagte Anne-Marie: »Das ist also die neue Generation der
Umweltschützer!«
    Ripinsky schwieg. Sein Blick war auf
die Tür gerichtet — kalt, nachdenklich.
    Nach einer Weile sagte ich: »Genug von
ihm. Mich interessiert eher, ob sonst noch jemand am Verhungern ist?«
    Anne-Marie bekam leuchtende Augen.
»Jetzt, da du es sagst, spüre ich einen Bärenhunger!«
    »Ich habe seit dem Lunch nichts mehr
gegessen — bis auf ein paar Brezeln.«
    »Wie wär’s mit Rührei? Und Toast? Und
ich glaube, es gibt auch noch Würstchen.«
    »Hack ein paar Zwiebeln und grünen
Pfeffer und misch das in die Eier.«
    »Und Pilze?«
    »Und Käse — ich habe heute morgen
Parmesan im Kühlschrank entdeckt.«
    »Schwarze Oliven. Und eingemachte
Erdbeeren auf Toast.« Sie stand auf und ging in die Küche. »Hy?« rief sie über
die Schulter.
    »Noch ein Bier. Ja, für mich vielleicht
etwas Toast. Ach, was — von allem.« Er sah mich an, und ich wußte, daß wir
beide das gleiche dachten: eine reichlich verdrehte, aber keineswegs
ungewöhnliche Reaktion auf die Entdeckung einer Leiche. Nach ein paar
Augenblicken sagte er: »Gehört ihr zu den Leuten, die häufiger von nächtlichem
Heißhunger heimgesucht werden?«
    »Schon.« Ich dachte an die alten
Zeiten, bevor Anne-Marie sich das Haus im Noe Valley District gekauft und Hank
geheiratet hatte. Zuletzt hatte sie dann in einem winzigen Zimmer im dritten
Stock von All Souls gewohnt, und wenn ich noch spät zu arbeiten hatte, konnte
ich mich immer darauf verlassen, daß sie dazukam, wenn ich mir in der großen
Küche im rückwärtigen Teil des viktorianischen Baus etwas Besonderes und
Köstliches zusammenbraute.
    Anne-Marie rief um Hilfe. Hy und ich
drängten in die Miniküche und packten nach besten Kräften zu — was in einem
heillosen Durcheinander, Auf-die-Füße-Treten

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