Niemandsland
nicht ins Hotel gegangen oder hat sich ein Apartment
gemietet?«
»Ich nehme an, er hoffte, daß sich die
Dinge bald klären würden. Und dann war es natürlich auch eine Frage des Geldes.
Dieses Stadthaus in Barbary Park ist unglaublich teuer. Als Mick und Margot es
kauften, waren die Hypothekenzinsen sehr hoch. Sie hatten eine Refinanzierung
vor, sobald die Zinssätze gesunken wären, aber so lange kostete das Haus mehr,
als er sich leisten konnte.«
»Meinen Sie damit, daß Mick Erickson in
finanziellen Schwierigkeiten war?«
»Nicht wirklich. Und wenn, dann ging es
mit seinen Finanzen gerade wieder etwas aufwärts. Wissen Sie, diese Firma
gehörte ursprünglich Mick und seiner früheren Frau. Nach ihrer Scheidung zog
sie zurück in den Osten und gründete dort eine ähnliche Firma, und er mußte ihr
ihre Anteile an dieser auszahlen. Die letzte Rate hatte er ihr vor ein paar
Monaten überwiesen, und ohne diese Belastung mußte sich seine finanzielle
Situation ja verbessern.«
»Ich verstehe. Kommen wir noch einmal
kurz auf die Ehe der Ericksons zurück. Über die Trennung hat Mrs. Erickson nur
gesagt, es sei ein rein persönliches Problem gewesen.«
Connie Grobe nickte. »Mick hätte auch
nichts anderes gesagt.«
»Was bedeutete das Ihrer Meinung nach?«
»Es hatte vielleicht damit zu tun, ob
sie Kinder haben wollten oder nicht.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Mick und Margot waren ein Paar, keine
Familie im üblichen Sinne des Wortes. Sie waren beide schon einmal verheiratet
gewesen, hatten aber beide keine Kinder.«
»Wünschte sich denn einer von ihnen
welche?«
Connie Grobe bekam einen innigen
Ausdruck. »Ich glaube, Mick wünschte sich Kinder«, sagte sie. »Ich bin eine
alleinerziehende Mutter. Mein Sohn Jon ist zehn. Mick besaß Dauerkarten für die
Spiele der Giants, und er hat Jon ein paarmal mitgenommen. Beiden schien die
gemeinsam verbrachte Zeit wirklich Spaß zu machen.«
»Ist Margot auch mitgegangen?«
»Nein. Jon ist auf ihre Karte
hineingegangen. Sie ging selten mit, weil sie Baseball haßt.«
»Was hielt sie Ihrer Meinung nach von
Kindern?«
»Ich weiß nicht, aber ich kann mir
Margot als Mutter nicht vorstellen.« Connie Grobe erlaubte sich ein kleines,
abschätziges Lächeln. »Das hätte ihrer Figur geschadet.«
Ich schwieg einen Augenblick und ließ
mir ihre Theorie über die zerbrechende Ehe der Ericksons durch den Kopf gehen.
Sie waren beide Mitte Dreißig — letzte Gelegenheit zur Gründung einer Familie.
Wenn der eine Partner Kinder wollte und der andere nicht (dieser Gedanke
versetzte mir einen Stich, weil ich an die Pläne meines Geliebten dachte), dann
konnte das zu ernsten Problemen führen. Aber ich fragte mich, ob Connie Grobe
die Gefühle von Mick da richtig einschätzte. Ein paar nette Ausflüge auf den
Baseballplatz mit dem Sohn einer Angestellten waren noch kein Beweis für Micks
überwältigenden Wunsch nach eigenen Kindern.
Die Fragen nach weiteren Einzelheiten
über die beiden brachten im Grunde nur noch eines an den Tag: die heftige
Abneigung Connie Grobes Margot gegenüber. Sie kannte die Frau nicht näher, war
ihr auf gesellschaftlicher Ebene nie begegnet und hatte nur ein paarmal Papiere
in ihrem Stadthaus vorbeigebracht. Ihre Gefühle gegen sie waren für mich daher
bloß die nicht ungewöhnliche Reaktion einer Angestellten, die mit ihrem Chef
Seite an Seite arbeitet, während seine Frau zu Hause sitzt und in den Augen der
Sekretärin nur faul die Früchte ihrer Arbeit erntet.
Connie Grobe war ausgesprochen
überrascht, daß man Micks Leiche im Tufa Lake gefunden hatte. Sie wußte von
keiner privaten oder geschäftlichen Verbindung und von keinem sonstigen Grund,
der ihn in diese Gegend gezogen hätte. Den Namen Tarbeaux hatte sie nie gehört,
und sie behauptete, nichts von den Plänen der Transpacific Corporation zu
wissen, die alte Mine in Promiseville wieder in Betrieb zu nehmen. Schließlich
bedankte ich mich bei ihr und brach auf. Ich hatte nun nur noch zwanzig Minuten
bis zu meiner Zwei-Uhr-Verabredung bei der Sino-American Alliance.
Einige Minuten gingen mit dem Anruf bei
Hiroshi Kamada im hiesigen Büro der Sumeri International drauf. Er war um
einiges sorgloser als Connie Grobe, was die Herausgabe von Informationen anging
— eine Tatsache, die mir zu der Ansicht verhalf, daß immerhin noch nicht der
gesamte pazifisch orientierte Geschäftsbereich unter paranoider
Geheimniskrämerei litt. Kamada sagte, Mick Erickson habe ihn gebeten, ein
Weitere Kostenlose Bücher