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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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aber nicht
der Typ, mit dem man Ong sonst sieht. Es ist die Penthouse-Wohnung des Hauses,
das Sie mir nannten. Mein Freund hat den Eindruck, der ganze Laden ist eine
Deckadresse.«
    »Für was?«
    »Nun ja, Ong gehört zum inneren Kreis
der Mächtigen dieser Stadt. Jeder weiß, das Fundament unserer Stadtregierung
besteht eher aus vielen Handschlägen als aus den Regeln der Gemeindeordnung.
Nachdem nun das große Händeschütteln zu einem erklecklichen Teil im privaten
Rahmen vor sich geht, könnte Ong in dem Haus dort all jene Geschäfte abwickeln,
für die weder sein Büro noch seine Wohnung der rechte Ort sind.«
    Das war eine einleuchtende Theorie.
»Sonst noch etwas?«
    »Das wär’s.«
    »Danke, Marcy. Dafür schulde ich Ihnen
ein Dinner.«
    »Solange es keine Naturkost ist.«
     
    Die späte Nachmittagssonne dämpfte das
grelle Rot der neuen Ziegelbauten am Barbary Park. Eine sanfte Brise wehte von
der Bucht herauf und fuhr in die Blätter des Weißdorns und des japanischen
Ahorns. Ich ging über die bucklige Steinbrücke, die über den kleinen Weiher mit
den japanischen Fischen führte, und folgte dem Weg zur Nummer 551.
    Als ich von der Halle aus oben anrief,
meldete sich wieder das philippinische Dienstmädchen und sagte, Mrs. Erickson
sei nicht in der Stadt. Ich hatte den starken Verdacht, daß Margot sich in
ihrem Zuckerwattehaus eingeigelt hatte, und zog mich ins Embarcadero Center
zurück. Ich lungerte dort herum, wo vom Fußgängerbereich ein Weg zum
Wohnhauskomplex hinüberführte. Ein Mann im Geschäftsanzug ging auf das Tor zu
und schob eine Plastikkarte, die als Schlüssel diente, in ein Kästchen neben
dem Tor. Es schwang auf und fiel wieder langsam hinter ihm zu.
    Ich setzte mich auf den Rand eines
großen Betonkübels mit Ringelblumen und beobachtete, wie zwei weitere Personen
auf die gleiche Weise das Tor passierten. Als dann eine dritte darauf zuging,
hielt ich mich dicht hinter ihr und tat so, als suchte ich in meiner Tasche
nach der Schlüsselkarte. Die Frau ging durch das Tor und nahm mich nur flüchtig
wahr. Ich schlüpfte hinter ihr her, als es gerade zurückschwingen wollte.
    Jetzt betrat ich den privaten
Eingangsbereich vor Nummer 551. Die Sonne fiel schräg durch das gläserne
Schutzdach und sorgte für eine Treibhausatmosphäre. Die tropischen Pflanzen,
die hier in Töpfen gehalten wurden, waren gerade gewässert worden, und ein
dampfender Erdgeruch stieg mir in die Nase. Niemand reagierte auf mein
wiederholtes Läuten. Entweder war das Dienstmädchen nach meinem Anruf aus der
Lobby heimgegangen, oder sie ignorierte mich auf Anweisung der Hausherrin.
    Ich ging wieder hinaus und dachte die
Möglichkeiten durch, die mir blieben. Dann folgte ich dem Weg zum Aufzug. Als
er kam, drückte ich den Knopf zur Garage.
    Die Garage war weiß getüncht und
neonbeleuchtet. Von tiefer unten hörte man die Reifen von heraufkommenden Wagen
quietschen. Ich sah auf die Uhr, als ich am Servicebereich vorbeikam. Gerade
fünf, die Zeit, in der die Büros und die Parkplätze des Finanzdistrikts sich zu
leeren beginnen. An der Tür zum Büro wartete ich, während ein Mann mit dem
Angestellten über die steigenden monatlichen Parkgebühren stritt. Die Gebühren
der Stadt stiegen schneller als sein Schwanz, klagte er. Der Angestellte — ein
Jüngling mit schmutzig-blondem Haar, der noch nicht länger als ein Jahr aus der
High-School sein konnte — runzelte die Stirn und sah betont in meine Richtung.
Das tat auch der Beschwerdeführer. Aber die Gegenwart einer Frau animierte ihn
nur, seinen Kommentar noch einmal zu wiederholen. Nachdem er seine Rechnung
bezahlt hatte, stieg er in einen Cadillac mit Extra-Grünmetallic-Lackierung,
was nur bewies, daß sein schlechter Geschmack sich auch auf die Wahl seiner
Transportmittel erstreckte.
    Ich zeigte dem jungen Mann meinen
Ausweis und fragte ihn, ob er Mrs. Margot Erickson kenne. Er nickte und sagte,
das sei doch ein Jammer mit ihrem Mann. Sie sei eine so nette Lady, und dann
ihren Mann auf diese Weise zu verlieren und dazu noch so einen Unfall zu
erleben —
    »Was für ein Unfall?«
    »O Mann, Sie hätten sie sehen sollen.
Ihr Gesicht war völlig... zermatscht. Ich habe sie gefragt, was passiert ist,
und sie hat gesagt, sie war mit einem Taxi unterwegs, und das hat einen
Zusammenstoß gehabt.« Er unterbrach sich und sah mich aufmerksam an. »So etwas
scheint Ihnen auch passiert zu sein, nicht?«
    »So etwas Ähnliches. Wann haben Sie
Mrs. Erickson zuletzt

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