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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Diamanten und aktuellen Liebhaber. Dor’crae war keineswegs eifersüchtig. Sex war ihm ziemlich gleichgültig, doch die Freizügigkeit der Elfe gab ihm zu denken.
    Der Vampir fuhr mit der Hand durch sein schwarzes Haar und konnte sich diese Bewegung gut im Spiegel vorstellen, der natürlich kein Bild zeigte. Borlann war Dahlias zehnter Liebhaber – die zehn, von denen er wusste –, und alle zehn stellte sie zur Schau. Zwei davon, nämlich Borlann und Dor’crae, waren am rechten Ohr markiert und acht am linken. In Tay hatte man Dahlia viele Beinamen gegeben, insbesondere Anspielungen auf eine gewisse Spinnenart, die nach der Begattung ihre Männchen fraß. Allerdings repräsentierte nicht jeder Diamant an Dahlias linkem Ohr einen Mann.
    Die Elfe war auch keine feige Mörderin, sondern forderte ihre Opfer zu einem fairen Zweikampf, in dem sie diese restlos besiegte. Das hatte Dor’crae schon vor seiner Beziehung zu der Elfe gewusst, doch er hatte darauf vertraut, sie notfalls mit Hilfe seiner Macht besiegen zu können. Insgeheim hatte er sich sogar ausgemalt, sie nicht nur zu schlagen, sondern zu einer unterwürfigen Vampirin zu machen.
    Inzwischen war er eines Besseren belehrt worden. Den Kampf mit Dahlia hatte er geistig schon tausend Mal durchgespielt. Er hatte sie beim Training mit Kozahs Nadel beobachtet und zwei ihrer Kämpfe mit ehemaligen Liebhabern miterlebt. Außerdem hatte er längst große Hochachtung vor der Gerissenheit der Elfe.
    Er konnte sie nicht besiegen, so viel war klar. Wenn Dahlia genug von ihm hatte, wenn sie neue Erfahrungen suchte, sich bewähren oder Szass Tam eins auswischen wollte, sich langweilte oder einfach so darauf kam, würde sie ihn vernichten.
    »Deine Freundin ist wieder da.« Valindras Bemerkung riss Dor’crae aus seinen Gedanken.
    Er wandte sich zur Tür, weil er mit Dahlia rechnete, die jedoch nicht erschien. Als er Valindra fragend ansah, lenkte diese seine Aufmerksamkeit auf den leeren Schädelstein, ihr eigenes Phylakterion, das Dor’crae für ganz andere Dinge nutzte.
    Die Augen des Steins glühten tiefrot.
    Dor’crae warf einen nervösen Blick zur Tür und hätte am liebsten den Atem angehalten.
    »Sie kommt«, flüsterte er dem Geist im Stein zu. »Mit unseren Verbündeten für die Reise zum Ursprung der Macht.«
    Die Augen des Schädelsteins leuchteten warnend auf. »Szass Tam hat euch im Blick«, erwiderte eine Frauenstimme, die durch das magische Gefäß dünn und blechern klang. »Diese Gelegenheit will er nicht ungenutzt verstreichen lassen.«
    »Ich verstehe«, versicherte Dor’crae.
    »Er wird einen Schuldigen suchen. Ich einen anderen«, betonte Sylora.
    »Ich verstehe«, erwiderte Dor’crae. Das Glühen verschwand.
    Da betrat Dahlia den Raum. Augenblicklich bemerkte Dor’crae die Veränderung ihres Ohrschmucks, der jetzt neun zu eins saß.
    Auch Valindra bemerkte das Kommen von Dahlia, was aber mehr dem Drow und dem Zwerg zuzuschreiben war, die ihr folgten. Der Lich zischte leise, als Athrogate eintrat, konnte sich jedoch genügend zusammenreißen, um Jarlaxle zu begrüßen.
    »Du warst so lange nicht mehr hier, Jarlaxle«, zirpte Valindra. »Ich bin einsam.«
    »Viel zu lange, meine Liebe, das ist wahr, aber die Geschäfte haben mich von deiner schönen Stadt ferngehalten.«
    »Immer nur Geschäfte.«
    »Leg dich einfach hin und stirb, du vergammelte Schreckschraube«, knurrte Athrogate, der offensichtlich wenig von Valindra hielt.
    »Ist das ein Problem?«, fragte Dahlia den Drow. »Ihr wusstet, dass Valindra mitkommt.«
    »Mein kleiner Freund hier hat für Untote wenig übrig«, entgegnete Jarlaxle.
    »Es ist nicht recht«, murrte der Zwerg.
    Jarlaxle sah Dor’crae an und fragte die Elfe: »Das ist dein Partner?«
    »Korvin Dor’crae«, antwortete sie.
    Jarlaxle musterte den Vampir kurz, ehe er grinste. Er hatte verstanden. »Und das ist mein Partner, Athrogate«, sagte er zu Dor’crae. »Ich gehe davon aus, dass ihr wunderbar miteinander auskommen werdet.«
    »Ja, seid gegrüßt und so weiter«, sagte Athrogate, wobei er allerdings noch einmal zu Valindra hinsah. Seine sauertöpfische Miene verriet, dass er offenbar noch nicht begriffen hatte, wer und was Dor’crae wirklich war.
    »Dann lasst uns aufbrechen«, erklärte Dahlia. Sie dirigierte Valindra zum anderen Zugang und schickte Jarlaxle und Athrogate voraus.
    Nachdem die vier draußen waren, folgte auch der Vampir, der allerdings noch einmal an dem Schädelstein vorbeiging, den er lautlos

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