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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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wenn du bessere Laune hast.«
    Athrogate wollte Einwände erheben und seine Waffen zurückfordern, aber da bewegte sich die Tür auf ihn zu – jedenfalls kam es ihm so vor, und er brauchte noch etwas Zeit, ehe ihm klar wurde, dass er sich der Tür näherte, und zwar schnell. Er wurde hinausgeworfen und landete stolpernd auf der Straße.
    Störrisch kam er wieder auf die Beine und drehte sich taumelnd um, um die Rausschmeißer zu mustern, die ihn von der Veranda aus beobachteten.
    »Und merk dir, dass du uns alles bezahlen wirst, Athrogate, die Tür, die Tische und alles, was kaputtgegangen ist und verschüttet wurde!«, rief der Zwerg ihm zu.
    Athrogate wischte sich mit einer Hand das Blut vom Mund. »Gebt mir meine Morgensterne«, verlangte er mit einem Blick auf seine Schulter, die aus einer Wunde blutete, die seine eigene Waffe geschlagen hatte. »Ich habe sie abgelegt, weil ich mich zu benehmen weiß.«
    »Holt sie her«, sagte der Zwerg, einer der Besitzer der Taverne, zu den Umstehenden.
    Zwei Männer verschwanden, kamen aber bald mit der Nachricht zurück, dass die Morgensterne und der Harnisch verschwunden waren.
    Niedergeschlagen und benommen wanderte Athrogate unter Schmerzen durch die Straßen von Luskan. Natürlich war das nicht seine erste Schlägerei gewesen, nicht einmal die erste innerhalb der letzten zehn Tage, und auch nicht die erste, nach der er sich auf der Straße wiedergefunden hatte. Er hatte sich immer damit getröstet, dass er mehr ausgeteilt als eingesteckt hatte, aber das Fehlen seiner Morgensterne aus Stahlglas, die ihm so lange gute Dienste geleistet hatten, war bitter. Außerdem war er schlimmer verletzt als je zuvor.
    Er überlegte, ob er ins Bett gehen sollte, wusste aber nicht mehr, wo er eigentlich war. Als er sich verwirrt umschaute, konnte sein Gehirn das Gesehene und seinen bisherigen Weg nicht einordnen. Deshalb stolperte er noch ein Stück weiter, bis er irgendwann in einer Seitenstraße an einer Hauswand zusammensank.
    »Na, für diese hübschen Dinger kriegen wir eine ganze Menge Münzen«, sagte ein schmieriger Pirat zu seinem Kumpan, mit dem er sich in den Laderaum ihres Schiffes zurückgezogen hatte. Er hob Athrogates Harnisch mit dem einen Morgenstern hoch. Die zweite Waffe hielt er in der anderen Hand. »Was für ein Glück, dass der Zwerg so edel war, sie für uns abzulegen!«
    »Ja!«, stimmte sein Freund zu. »Ich finde, davon sollten wir uns ein eigenes Boot kaufen. Ich wäre gern Kapitän.«
    »Was? Du der Kapitän? Ich habe das Zeug mitgenommen!«
    »Und ich habe dem Zwerg damit im Kampf eins übergezogen«, hielt der andere dagegen. »Na ja, wir verkaufen beides, sehen, was wir dafür bekommen, und kaufen am besten gleich zwei Boote.«
    Der andere willigte lachend ein. »Was für ein Glück!«, sagte er erneut.
    »Glaubst du wirklich?«, erklang eine Stimme aus Richtung der Leiter. Beide Männer schauten hinüber. Und beide wurden blass, so weiß, wie der Fremde schwarz war.
    »W-wir haben sie gefunden«, stotterte der zweite.
    »Stimmt. Und hier ist euer Finderlohn«, erklärte der Drow.
    Er warf ihnen ein Kupferstück hin.
    Hilf uns!
    »Was?«, erwiderte Athrogate, dem nicht klar war, was er gerade gehört hatte – oder ob er überhaupt etwas gehört hatte.
    Er öffnete eines seiner geschwollenen Augen ein wenig, dann etwas mehr, als er den Zwerg vor sich sah – und noch weiter, als ihm klar wurde, dass das nicht der Eigentümer der Schenke war, die er verwüstet hatte, sondern einer von den Zwergengeistern, denen er vor zehn Jahren an einem Ort begegnet war, den er lieber vergessen hätte.
    »Argh! Was willst du von mir?«, rief Athrogate. Er stemmte die Fersen in den Boden und drückte sich so heftig nach hinten, dass sein Rücken unwillkürlich an der Wand nach oben rutschte.
    Athrogate war schon über vierhundert Jahre alt und niemals feige gewesen. Er hatte mit Drow und Drachen gekämpft, mit Riesen und Goblin-Horden. Zusammen mit Drizzt und Bruenor hatte er sich in der Schwebenden Seele dem Drachenleichnam gestellt, und davor war er gegen Drizzt angetreten. Auf ganz Faerûn gab es keinen furchtloseren Krieger als den kampferprobten, mordlustigen Athrogate.
    Doch jetzt hatte er Angst. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und seine Worte drangen nur mühsam durch die klappernden Zähne. Der Knoten in seinem Hals war so dick wie einer seiner verlorenen Morgensterne.
    »Was willst du von mir?«, fragte er mit Angstschweiß auf der verletzten Stirn.

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