Niewinter 01 - Gauntlgrym
Becher und drehte sich langsam zu dem Mann an seiner Seite um.
»Du wolltest mich doch nicht etwa dumm anmachen, oder?«, fragte Athrogate.
»Sei ein bisschen höflicher zu Genesay«, verlangte Murley, der jetzt aufstand und sich vor dem Zwerg aufbaute.
»Oder?«
»Oder ich …«, begann Murley, wurde aber von seinen Freunden unterbrochen, die neben ihm auftauchten und jeder einen Arm festhielten.
»Lass es gut sein, Mur«, sagte der eine.
»Ja, leg dich nicht mit ihm an«, sagte der andere. »Der hat mächtige Freunde. Mit schwarzer Haut.«
Bei diesen Worten plusterte Murley sich etwas weniger auf. Athrogate merkte, dass alle in der Schenke zu ihnen herübersahen.
»Was haben denn meine Freunde damit zu tun?«, knurrte der Zwerg. »Glaubt ihr etwa, ich bräuchte Hilfe, um euch drei zu zerquetschen?«
»Guter Zwerg, der Becher ist voll«, warf Genesay ein.
Athrogate sah sich zu ihr um und grinste über ihren Versuch, ihn abzulenken und das Gespräch zu beenden.
»Ja, das stimmt«, brummte er, griff zu und kippte Murley und seinen Freunden das Bier ins Gesicht. »Und jetzt wieder nachfüllen«, sagte er zu Genesay.
Murley riss sich schnaubend von einem seiner Freunde los, der angesichts der Bierdusche zurückgewichen war. Er trat einen Schritt auf Athrogate zu, aber der lächelte nur und blickte auf den Gürtel des Mannes. Das Krummschwert, das dort hing, war wirklich eine klägliche Waffe im Vergleich zu den zwei mächtigen Morgensternen, die Athrogate auf dem Rücken trug.
»Vielleicht kannst du es ja noch ziehen«, spottete Athrogate. »Vielleicht triffst du ja sogar noch, bevor dein Kopf einfach Plopp macht und platzt.«
»Lass es sein, Murley!«, rief eine Frau auf der anderen Seite der Schenke. »Seine Waffen stecken voller Magie. Dagegen kommst du nicht an.«
»Na, da bist du ja ein tapferer Kerl, Zwerg«, reizte Murley seinen Kontrahenten. »Mal versteckst du dich hinter den verdammten Dunkelelfen, mal hinter der Magie in deinen Waffen. Ich würde dich zu gern ohne diesen Schutz erwischen und dir ein paar Manieren beibringen.«
»Murley!«, schimpfte Genesay, die diese Szene bereits kannte und wusste, auf welch gefährlichem Boden der Pirat sich bewegte.
»Bruhaha«, lachte Athrogate, wenn auch weniger schallend als sonst. Es war ein leises, trauriges Geräusch. Er sah nach seinem Becher, der noch leer war.
»Nachfüllen!«, herrschte er Genesay an.
»Zwerg!«, brüllte Murley.
»Oh, du bekommst schon noch Gelegenheit, mir das Maul zu stopfen«, versprach Athrogate.
Sobald Genesay ihm den gefüllten Becher hingestellt hatte, kippte er diesen in einem Zug hinunter. Dann sprang er von seinem Barhocker und stellte sich Murley und dessen Begleitern.
»Du glaubst, ich verstecke mich, ja?«, sagte der Zwerg. Er griff nach der Schnalle seines Harnischs, öffnete sie und ließ Weste und Morgensterne hinter sich auf den Boden fallen. »Na schön, Jungchen, ganz wie du willst.«
Er machte einen Schritt nach vorn und geriet dabei ins Schwanken, weil er schon mehr als ein Dutzend Biere getrunken hatte.
Murley riss sich von seinen Kumpanen los und stürmte los. Bevor der Zwerg sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, verpasste der Mann ihm auch schon einen rechten Haken mitten ins Gesicht.
»Bruhaha!«, lachte Athrogate.
Er ignorierte den linken Haken und den erneuten Treffer mit der Rechten, die nun folgten, senkte die Schulter und ging auf Murley los.
Der Mann warf sich zur Seite und wäre ihm fast entwischt, aber Athrogate packte ihn am Handgelenk. Allerdings konnte der Zwerg seinen Schwung nicht mehr abbremsen und stürzte zu Boden, ohne Murley loszulassen. Der Mann blieb jedoch stehen, und obwohl Athrogates Griff sich anfühlen musste, als ob er ihm das linke Handgelenk zermalmte, stellte er sich über den am Boden liegenden Zwerg.
Athrogate, der sich auf den rechten Ellbogen stützte und dabei nach links zurückdrehte, weil er mit dieser Hand immer noch seinen Gegner festhielt, konnte sich gegen den rechten Arm des Mannes nicht mehr wehren – nur mit seinem harten Kopf. Nach dem ersten Schlag zog er Murley näher zu sich herunter, steckte einen zweiten Schlag ein, und als Murley sich losreißen wollte, ließ Athrogate ihn so weit kommen, wie ihre ausgestreckten Arme es erlaubten.
Dann aber riss er den Piraten mit erschreckender Kraft nach vorn. Als Murley auf ihn fiel, bäumte sich der Zwerg mit seinem ganzen Körper auf und rammte ihm seine Stirn ins Gesicht. Der Pirat stöhnte, denn
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