Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
Requisiten für den Endkampf zwischen den Todfeinden. Drizzt hatte schon geglaubt, er hätte gesiegt, aber Entreri hatte mit Magie reagiert, auf die Drizzt nicht vorbereitet war, sodass er keine Abwehr dagegen gehabt hatte. Entreris Aussage stimmte: Er hatte Drizzt bei ihrer letzten Begegnung in jenem Turm getötet, und nur das Eingreifen von Jarlaxle und seinem Begleiter, einem mächtigen Psioniker aus Menzoberranzan, hatte Drizzt vor dem Tode bewahrt.
»War das ein fairer Sieg?« Drizzt konnte sich die Frage nicht verkneifen. Es war eine Frage des Stolzes, obwohl er eigentlich eine viel wichtigere Frage klären musste, nämlich was er und Dahlia mit einem Gefangenen wie Artemis Entreri anstellen sollten.
»Ich habe dich geschlagen, weil dieser erbärmliche Kimmuriel mir seine unergründlichen Psi-Kräfte zur Verfügung stellte, und darum hatte ich nicht gebeten.«
»Du gibst es also zu?«
Entreri hob hilflos die Hände.
Drizzt wusste nicht, was er denken oder fühlen sollte. Das hier war Artemis Entreri, daran bestand kein Zweifel. Aber merkwürdigerweise war er nicht bereit, den Mann zu töten. Er wollte es nicht. Drizzt hatte seine Gefühle beim Anblick dieses Mannes, der längst tot sein müsste, noch nicht richtig begriffen, aber sie waren da, und wenn er sie leugnete, würde er in erster Linie sich selbst belügen.
Er war nicht unglücklich darüber, Artemis Entreri zu sehen. Ganz im Gegenteil. Irgendwie fühlte sich Drizzt Do’Urden erleichtert und hegte geradezu nostalgische Gefühle, weil plötzlich ein Überbleibsel jener alten Zeiten vor ihm stand. Vielleicht lag es am noch nicht lange zurückliegenden Tod von Bruenor, dem letzten seiner alten Freunde, dem letzten Gefährten der Halle, dass Drizzt gegenüber Artemis Entreri mehr Nachsicht walten ließ, als er verdient hatte, und milder mit ihm umsprang, als vernünftig oder auch nur sicher gewesen wäre.
»Was tust du?«, fragte Dahlia, als Drizzt seine Krummsäbel wegsteckte.
»Was machst du hier?«, wollte Drizzt wissen.
Artemis Entreri rieb seinen Hals und betrachtete das Blut an seinen Fingern. Dann warf er wieder einen Blick auf Dahlia und sagte vollkommen ruhig: »Sie töten.«
Nachdem er Drizzt wieder ansah, zuckte er mit den Schultern und lachte über sich selbst: »Das jedenfalls wurde mir aufgetragen.«
»Neuer Versuch?«, fragte Drizzt.
Entreri lachte erneut und fragte: »Was machst du hier?«
»Du erwartest, dass ich dir das sage?«
»Nicht nötig«, versicherte ihm Entreri und nickte in Richtung Dahlia. »Sylora Salms beste Kämpferin und ich kennen uns bereits, und da Sylora und mein Herr Todfeinde sind, habe ich den Auftrag, ihre Kriegerin zu erledigen. Dass du hier Sylora dienst, überrascht mich allerdings.« Er lachte kurz auf.
Drizzt warf Dahlia einen kurzen Blick zu. Ihr Gesicht war wie versteinert.
»Ich hätte nicht erwartet, dass Drizzt Do’Urden für jemanden wie Szass Tam ins Feld zieht, Syloras Meister«, fuhr Entreri mit höhnischer Stimme fort. »Der Erzlich von Tay, der alles Leben hasst. Heißt Mielikki diese Entscheidung gut? Oder hast du genug Dunkelheit in der Welt gefunden, um die hübschen Lügen über freundliche Seelen zu verwerfen?«
Wieder sah Drizzt zu Dahlia. Diesmal nickte er verstohlen. Dahlias Gesicht blieb hart, und sie schüttelte zur Antwort ebenso leicht den Kopf.
Als Drizzt sich wieder Entreri zuwandte, grinste der Drow. »Ich habe nicht vor, Sylora zu dienen«, erklärte er. »Ich will sie töten.«
Der Meuchelmörder versuchte vergeblich, seine Überraschung zu verbergen, indem er ihn auslachte.
»Sylora hat Bruenor Heldenhammer auf dem Gewissen«, sagte Drizzt, worauf Entreri abrupt verstummte.
»Dann hast du aber die falsche Begleitung gewählt«, stellte Entreri einen Moment später fest.
»Ich habe zusammen mit Dahlia in Gauntlgrym gegen Syloras Aufgebot gekämpft«, erwiderte Drizzt. »Dahlia ist keine Freundin der Zauberin aus Tay oder von Szass Tam.«
»Oder von den verfluchten Shadovar«, ergänzte Dahlia grimmig, doch falls sie versuchte, den Mann, den sie als Barrabas den Grauen kannte, einzuschüchtern, hatten ihre Worte den gegenteiligen Effekt.
»Wie gut, dass ich kein Shadovar bin«, stellte dieser zufrieden fest.
»Und alle Nesserer«, versicherte ihm Dahlia.
»Zum Glück bin ich auch das nicht«, war seine sofortige Reaktion.
Dahlia kniff die Augen zusammen und musterte ihn, wobei sie insbesondere alle Bereiche betrachtete, wo seine graue Haut zu sehen
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