Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
sie auf der anderen Seite von Aschenburg gestiftet hatten. Auch Sylora hatte den großen schwarzen Panther dort bemerkt, achtete aber nicht weiter auf die Katze.
Der Panther war nur ein Ablenkungsmanöver. Die wahre Gefahr ging von diesen dreien hier aus.
Der Drow legte die Hände ineinander und gab den anderen ein Zeichen.
Die Zauberin überlegte, ob sie ihren Zombie einsaugen sollte, um einen neuen Trick auszuprobieren, einen Schmerzensring zu Füßen des Drow, der ihm und den anderen wehtun sollte, um ihnen zu beweisen, wie winzig sie angesichts der Macht von Sylora und ihrem Todesring doch waren.
Aber sie widerstand diesem Impuls.
»Noch nicht«, flüsterte sie hörbar, obwohl niemand bei ihr war. »Erst sollen sie so nahe kommen, dass es kein Zurück mehr gibt.«
Sie sah zu, wie sie über die Mauer kamen, Dahlia mit ihrem Stab, der Nesser-Kämpfer mit Hilfe des Drow.
Dann entließ sie den Zombie und suchte auf der inneren Mauer einen neuen Wirt, von dem aus sie den Kampf genauer beobachten konnte.
Als Dahlia sich diesmal über die Mauer katapultierte, war sie schneller als Entreri. Beide befanden sich bereits im Innenhof, bis Drizzt hochgeklettert war. Dieser Bereich war besser einsehbar, denn hier standen nur wenige kleinere Gebäude zwischen den Gefährten und dem baumartigen Turm, der sich neben dem Zugang zu einer Höhle in der Felswand erhob und in dem sie Sylora vermuteten.
»Beeilung!«, mahnte Dahlia. »Sylora kann auch aus der Ferne zuschlagen!«
Ihre Worte waren wie ein Omen, denn genau in diesem Moment bemerkten sie alle die Gestalt auf dem Balkon, der wie ein Aststumpf aus dem Baumturm herausragte. Dahlia erkannte die Frau selbst aus dieser Entfernung.
Sie wollte schon zu Drizzt und Entreri laufen, machte aber abrupt Halt, so überrascht war sie, als die zwei Schulter an Schulter über den Platz rannten, direkt auf den Turm zu. Plötzlich kam sich Dahlia wie eine Außenseiterin vor, so als bestünde zwischen ihren Begleitern ein geheimes Band, das ihr fremd war.
Ein solches Band gab es tatsächlich, denn das ungleiche Paar hatte vor langer Zeit nicht nur oft genug gegeneinander gekämpft, sondern auch gemeinsam. Die hundert Jahre, die seither verstrichen waren, schienen in diesem entscheidenden Moment keine Rolle zu spielen. Denn die Zeit hatte das Bild nicht verwischen können, das diese beiden Krieger voneinander hatten. Sie, ihre Fähigkeiten, ihre Herausforderungen und vor allem ihre Ängste waren unauflösbar miteinander verknüpft, Drizzt mit Entreri und Entreri mit Drizzt.
Sie verstanden einander, sie kannten einander, und vor allem kannten sie die bevorzugten Manöver des jeweils anderen.
Wie ein wildes Tier mit vier Armen und vier Beinen stürmten Drizzt und Entreri ins Freie, wo sie es sofort mit einer ganzen Schar Ashmadai zu tun hatten.
Knapp bevor sie die Spitze dieses Gegenangriffs erreichten, stoppte Drizzt abrupt ab, und Entreri lief von rechts nach links an ihm vorbei.
Das tat auch der vorderste Ashmadai rechts von Drizzt, der genau auf Entreri zugekommen war und nun dessen Richtungswechsel mitmachte. Als Drizzt daher um Entreris Rücken herumschoss, war der Feind nicht auf ihn vorbereitet.
Drizzt hakte seinen rechten Krummsäbel in den linken Arm des Mannes, zog ihn von dem Zepter zurück, stieß dann mit links zu und vollführte noch einen plötzlichen Rückhandschlag mit dem rechten Säbel.
Der Drow trat den verwundeten Ashmadai zwischen die nachfolgenden Fanatiker, wechselte die Richtung und duckte sich tief.
Schon schlug Entreri einen Salto über ihn hinweg, und die beiden Jünger, die auf ihn zugelaufen waren, kamen näher, sahen aber seinem Überschlag nach. Deshalb war keiner von ihnen auf den Drow gefasst, der mit erhobenen Säbeln aus seiner Hockstellung hochfuhr.
Trotz aller Dringlichkeit wäre Dahlia bei diesem Anblick beinahe erneut stehen geblieben. Als Entreri perfekt ausbalanciert landete und rechtzeitig herumfuhr, um mit seinem Schwert einen Rückhandschlag zu parieren, gleich danach vortrat und den nächsten Fanatiker mit seinem Dolch erledigte, hörte die Elfe sich selbst aufkeuchen.
Dahlia war stolz auf ihre in der Tat außergewöhnlichen Fähigkeiten als Kriegerin. Natürlich respektierte sie auch die individuellen Kampfkünste dieser beiden Krieger – ein wichtiger Grund, weshalb sie für den nächsten Diamantstecker in ihrem Ohr Drizzt Do’Urden gewählt hatte –, doch mit vereinten Kräften vermochten die beiden so viel mehr.
Dahlia
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