Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
schnell genug sein. Dann würden seine Feinde zu ihm durchdringen.
Ihn zerreißen. Ihn beißen. Ihn töten?
Konnten sie das?
Barrabas der Graue unterlag einem doppelten Fluch. Die Jahre konnten ihm nichts anhaben, aber er hasste sein Leben.
Er konnte sich nicht umbringen, denn das Schwert – Klaue – in seinem Kopf ließ das nicht zu. In den ersten Jahren seiner Versklavung bei den Nesser-Barbaren und seines Dienstes für Erzgo Alegni hatte er es versucht. Er hatte sich ernsthaft darum bemüht, aber vergebens. Einmal hatte er sogar eine Vorrichtung entwickelt, die ihn auf sein Messer kippen lassen sollte, um seinem Leben ein Ende zu setzen, aber auch das war fehlgeschlagen. Er hatte die Waffe nicht richtig befestigt, denn dieses Schwert, Klaue, hatte ihn betrogen.
Es hatte nicht einmal geholfen, als er wirklich gestorben war. Das grässliche Schwert und der mächtige Nesser-Fürst hatten ihm die leichte Flucht in den Tod nicht gegönnt. Bei seinem letzten Atemzug wurde ihm ein neues Leben geschenkt. Das gnadenlose Teufelsschwert hatte ihn grausam wiederauferstehen lassen.
Deshalb blieb Barrabas dem Grauen nur noch der Kampf, der zügellose Kampf auf Leben und Tod, und er hoffte, dadurch irgendwann sein Ende zu finden. Vielleicht würde er das Schwert derart langweilen, dass es ihn einfach in Ruhe ließ.
Vielleicht heute?
Wollte er denn, dass es heute so weit war?
Angesichts dessen, was er gerade anrichtete, erschien ihm diese Frage lächerlich: Um ihn herum lag eine Handvoll vernichteter Zombies, und etliche andere zappelten mit fehlenden Gliedern oder völlig verstümmelt auf dem Boden herum, sodass sie ihrer Herrin oder deren irrem Ruf nicht mehr Folge leisten konnten.
Vielleicht war der eigentliche Fluch seine Feigheit, dachte Barrabas. Womöglich konnte er sich nicht umbringen, umbringen lassen oder auch nur ernsthaft in eine unausweichlich tödliche Lage bringen, weil ihm irgendwo in seinem tiefsten Innern bewusst war, dass all seine Beteuerungen, dass er sterben wollte, in Wahrheit Lügen waren. Denn wenn er wieder und wieder niedergemetzelt werden und sich im Kampf als nutzlos erweisen würde – würde Alegni ihn dann nicht loslassen?
Wieder nahte ein Feind. Im letzten Augenblick sah Barrabas der Frau in die Augen. Das waren lebendige Augen, nicht die eines verdammten Zombies.
Barrabas, der so lange gegen die Ashmadai gekämpft hatte, erkannte das Glühen in diesen Augen auf Anhieb und wusste, dass dies eine ernsthafte Gegnerin war. Sie drang mit einem hohen Stich ihrer Waffe auf ihn ein, jenes rot gefleckten Stabspeers, den fast alle Ashmadai verwendeten. Als Barrabas sein Schwert waagrecht zur Parade hob, wich die Frau zurück und senkte den Speer ab. Ihre Hände fuhren über seinen Schaft, während sie sich einmal um sich selbst drehte, um mit dem dickeren Ende des Zepters wie mit einer Keule nach ihm zu schlagen.
Diese Bewegung kam für Barrabas nicht unerwartet. Bisher hatte noch jeder Ashmadai den Kampf gegen ihn mit diesem Manöver eröffnet, und nur der allererste Versuch hatte ihn damals für einen Moment in Gefahr gebracht. Schon während Barrabas das Schwert hob, hatte er unauffällig die Position seiner Füße verändert, und als die Frau zum eigentlichen Angriff ansetzte, schnellte der Meuchelmörder vor.
Sie hatte ihre Drehung noch gar nicht vollendet, als er sie rammte. In dieser verdrehten Haltung hatte sie gegen seinen Frontalangriff keine Chance, sondern geriet ins Wanken und stürzte, worauf er einfach über sie hinwegsetzte. Er ignorierte ihren Versuch, nach ihm zu schlagen, landete über ihrem Kopf und sah ihr ins Gesicht.
Die Frau begriff, in welcher Gefahr sie schwebte, und schlug um sich, um ihm zumindest nur die Seite zuzuwenden. Aber Barrabas kam ihr mit Leichtigkeit zuvor und hielt sich über ihrem Kopf, wo sie ausholend oder stechend mit ihrer Waffe wenig ausrichten konnte.
Er starrte ihr in die Augen. Vielleicht lag es daran, dass es ein solcher Unterschied zu den seelenlosen Augen der Zombies war, doch aus unerfindlichen Gründen durchdrang er mit seinem Schwert nicht ihre armselige Abwehr, um sie zu töten.
Beinahe hätte sie ihm mit einem Schlag ihres Zepters das Schienbein zerschmettert, doch er zog das Bein rechtzeitig zur Seite, wich aus und trat so zu, dass sein Stiefel den Punkt des Zepters traf, an dem sie es festhielt. Die Ashmadai heulte auf und ließ die Waffe fallen.
»Ergib dich!« Barrabas hielt ihr die Schwertspitze knapp unterhalb der Kehle an
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