Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
umkommt«, drohte Alegni. »Jetzt verschwindet, alle beide. Sucht euch euren Platz und enttäuscht mich nicht.«
Er machte kehrt und verschwand in seinem Zelt. Barrabas sah ihm hasserfüllt nach. Als Alegni die Zeltklappe erreichte, warf Barrabas einen Blick auf seinen neuen Partner und stellte fest, dass dieser Hexer, Effron, Alegni ebenso erbost beobachtete.
Damit hatten sie womöglich doch etwas gemeinsam, dachte Barrabas.
Sylora beobachtete den überraschenden Bruder Anthus noch ein Weilchen, bis sie schließlich die unbestreitbare Wahrheit seiner Worte akzeptierte. Warum sollte sich das Hoheitsgebiet mit Spionen abgeben? Sylora kannte Telepathie natürlich aus ihrer Zeit bei Szass Tam und hatte häufig genug mit Untoten, einschließlich mächtiger Lichs und Vampire, zu tun, um sich auch der Gefahren und Chancen der Besessenheit bewusst zu sein. Aber noch nie hatte sie Psi-Kräfte kennen gelernt, die denen des Abolethenbotschafters und seines Dieners gleichkamen. Der Aboleth konnte weit mehr, als ihr über einen Sklaven Botschaften zu übermitteln und ihre Antworten perfekt zurückzuübersetzen.
Auch sie hatte bei dem Aufenthalt in der Höhle ein Eindringen in ihre Gedanken erlebt, ganz kurz nur, nicht mehr als ein Aufflackern. Doch bei diesem einen Herzschlag hatte der Aboleth alle ihre Gefühle entlarvt. Sylora hatte gar nicht erst versucht, sich zu verstellen, weil sie ab dem Moment seines Vorstoßes gewusst hatte, dass sie sich unmöglich dagegen wehren konnte.
Sie hatte Gerüchte von der Macht der Abolethen gehört – die mächtigen Erdkolosse, die gehorsam an den Wänden gestanden hatten, gemahnten nur an die Fähigkeit dieser Wesen, andere zu beherrschen –, und wenn sie jetzt darüber nachdachte, war Sylora erleichtert, dass sie dieser Höhle unversklavt entronnen war.
Sie hatte nicht die Absicht, zu diesem unterirdischen See mit seinem Bewohner aus einer anderen Welt zurückzukehren. Sylora sah Valindra an.
»Ja, Sylora, ich diene dir gern als Botschafterin für das Hoheitsgebiet«, sagte der Lich, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
Vielleicht tat Valindra das sogar, befürchtete Sylora. Womöglich drang der Botschafter gerade jetzt durch Valindras Augen in ihre Gedanken ein.
Sylora Salm begriff, dass sie am besten so schnell wie möglich ihren Todesring fertigstellen und dann einen anderen Auftrag annehmen sollte, möglichst weit weg.
»Wenn du in die Höhle zurückkehrst, wirst du Jestry mitnehmen«, sagte Sylora.
Valindras Lachen kam unerwartet. »Dein Spielzeug hat einen starken Körper, aber keinen starken Verstand«, erklärte der Lich. »Der wundersame Botschafter wird ihn wahrscheinlich überwältigen.«
»Dann ist er mir ohnehin nicht mehr von Nutzen«, erwiderte Sylora. »Wie ich höre, wird Dahlia bald nach Niewinter zurückkehren. Ich habe nicht vor, meine Energie an sie zu verschwenden. Jestry wird neu geboren, um sie zu schlagen. Der Ring ist nur der Anfang – jetzt brauche ich das, was Arunika mir versprochen hat.«
Valindra reagierte mit einer ungelenken, steifen Verbeugung, die ihre trockene Haut laut zum Knistern brachte.
11
Teuflische Verfolger, teuflische Ränke
Dahlia schlich durch das Unterholz. Im Wald fühlte sie sich zu Hause, denn sie war im Dickicht der Wälder aufgewachsen, und mit ihren scharfen Elfenaugen konnte sie auch im Dunkeln sehr gut Pflanzen von Tieren und Steine von Feinden unterscheiden. Denn sie wusste, dass da draußen ihre Feinde lauerten, wahrscheinlich in den Bäumen, manche aber auch am Boden, wo sie der Fährte von ihr und Drizzt nachschnüffelten. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Gefolgsleute Hadencourt aus den Neun Höllen herbeirufen konnte, aber diejenigen, denen sie bisher begegnet war, waren nicht zu unterschätzen.
Bei diesem Gedanken warf sie einen Blick in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sie selbst war dem Angriff der Stachelteufel entronnen, Drizzt aber nicht.
Dahlia wusste, dass sie ihn vielleicht Hadencourt überlassen musste. Er hatte einen mörderischen Angriff dieser Giftstacheln hingenommen, und als Dahlia sie herausgeschnitten hatte, hatte sie trotz seines stoischen Gleichmuts gesehen, welche Schmerzen er litt. Aus den Wunden war grünes Gift geflossen.
Bei diesem Gedanken schloss die Elfe die Augen. Drizzt hatte sie aus den Fallen von Schiff Kurth gerettet und dann erneut im Kampf gegen Hadencourt und seine Legionsteufel – das konnte sie nicht bestreiten. Man hatte sie überrascht und beinahe
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