Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
überwältigt, und das wagemutige Manöver des Drow hatte ihr zur Flucht verholfen. Und jetzt war sie vielleicht gezwungen, ihn seinem Schicksal zu überlassen.
Das passte ihr nicht, aber sie sah keine Alternative.
Sie hoffte, sie konnten sich so lange verstecken, bis Drizzt sich erholt hatte.
Ich werde dem Teufel verraten, wo du steckst, Hexe, erklang eine Stimme in ihrem Kopf. Dahlia kannte diese Stimme, hätte aber nie erwartet, sie noch einmal zu hören. Ich werde ihn zu dir führen und zusehen, wie er dich verschlingt. Vielleicht nehme ich sogar deinen leblosen Körper in Besitz und quäle ihn noch ein paar Jahre.
»Dor’crae«, fauchte Dahlia und sah sich erschrocken um.
Sie hatte keine Ahnung, wie der Geist ihres einstigen Liebhabers mit ihr sprechen konnte. Sie hatte persönlich mit angesehen, wie der Vampir in den brausenden Wassermassen von Gauntlgrym zerschellt war. Aber die Stimme in ihrem Kopf gehörte Dor’crae! Daran bestand kein Zweifel, und nun hörte sie auch das herausfordernde Lachen seines Geistes.
Du dachtest, ich wäre vernichtet, aber ich existiere, fuhr die Stimme fort. Ich bin mehr als meine sterbliche Hülle, wie du siehst. Und ich brauche tatsächlich einen neuen Körper. Gibst du mir deinen, Dahlia?
Dahlia löste sich von seinen Schmähungen und ihrer Überraschung über Dor’craes Überleben, denn seine Drohung war eine sehr reale Gefahr. Konnte Dor’crae, der offenbar ein frei dahinschwebender, körperloser Geist war, sie in die Tat umsetzen? Konnte er Hadencourt zu Dahlias und Drizzts Versteck führen, einer kleinen Höhle, eigentlich kaum mehr als ein enges Loch zwischen zwei vorstehenden Felsen?
Die Elfe erhob sich und drehte sich langsam um, als würde sie jeden Augenblick damit rechnen, dass der Vampir vor ihr auftauchte und sie angriff. Ihr Finger bewegte sich zu der Schlinge an ihrem Gürtel, in der sie einen hölzernen Stachel für den Finger aufbewahrte, einen unauffälligen Pflock, den sie Dor’crae in sein schwarzes Herz treiben konnte.
Sie wartete noch etwas länger, um jeglichen Hinweis auf Dor’craes Telepathie aufnehmen zu können. Hatte sie sich das eingebildet? War das nur ein Trick dieses Teufels? Oder war das am Ende ein Wink ihres normalerweise schlummernden Gewissens, weil sie darüber nachgedacht hatte, Drizzt sterben zu lassen?
Als sie nichts mehr hörte, schlich sie durch den Wald zur Höhle zurück. Sie erwartete, Drizzt dort schwitzend und im Delirium auf seinem Lager vorzufinden.
Doch sie kannte Drizzt Do’Urden schlecht.
Er erwartete sie im Sitzen, und obwohl seine Haare wirr und etwas schweißverklebt waren, setzte er ein müdes Lächeln auf, als Dahlia kam, während er sich einen letzten Stachel aus dem Arm zog.
»Ich glaube, ich brauche einen neuen Mantel«, klagte der Drow und steckte einen Finger durch eines der Löcher in seinem waldgrünen Umhang.
»Was ist mit dem Gift?«, fragte Dahlia.
»Das tut ziemlich weh«, antwortete Drizzt achselzuckend. Er ballte die rechte Faust, sodass sich die Muskeln an dem geschwollenen Arm anspannten und mehr Blut und Eiter aus seinen vielen Wunden drang.
»Kannst du kämpfen?«
Drizzt sah zu ihr auf. »Habe ich eine Wahl?«
»Vermutlich nicht«, sagte Dahlia. »Ich fürchte, wir haben einen Spion im Schlepptau.«
Drizzt schaute sich um.
»Ein Geist«, sagte Dahlia. Sie seufzte tief und blickte in den Wald. »Dor’crae war bei mir.«
»Der Vampir?«
»Sein Körper ist zerstört, aber sein Geist scheint sehr stur zu sein. Und er hat unsere Verfolger erwähnt, die Teufel.«
Drizzt runzelte die Stirn.
»Ich fürchte, Hadencourt wird uns bald einen Besuch abstatten«, fuhr Dahlia fort. »Kannst du deinen Panther zurückholen?«
»Nein. Guenhwyvar muss sich auf der Astralebene ausruhen. Wenn ich sie allzu stark beanspruche, kann die Magie der Figur brechen. Es wird Tage dauern, bis ich sie wieder rufen kann.«
Dahlia überlegte. »Hadencourt hat noch mindestens drei Legionsteufel und wahrscheinlich ein paar mehr von diesen Stachelteufeln.«
»Darum sollten wir das passende Schlachtfeld wählen«, sagte Drizzt.
Dahlia warf einen Blick in den dunklen Wald. »Dann lass uns umgehend von hier verschwinden.«
Bald darauf hockte Dahlia auf einer kleinen Anhöhe oberhalb ihres bisherigen Lagers im Gebüsch. Tatsächlich kroch Hadencourts Gefolge bereits zwischen den Felsen herum.
War tatsächlich Dor’crae zu ihr gekommen und hatte seine Drohung umgesetzt? War das möglich?
Sie verhielt sich
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