Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
lieber: »… dem Botschafter des Hoheitsgebiets geschlossen hast.«
»Inoffiziell, aber zu unserem beiderseitigen Vorteil«, entgegnete Sylora.
»Wirklich? Welche Gegenleistung hast du ihm zugesagt?«
»Dass ich das Hoheitsgebiet in dieser Gegend dulde und wir uns nicht einmischen«, erwiderte Sylora mit einem eindringlichen Blick auf Valindra. »Unsere Pläne hier stören sie nicht«, fuhr sie fort. »Im Gegensatz zu Nesser wünschen wir keine Herrschaft über die Lebenden. Das Hoheitsgebiet weiß, dass wir nebeneinander existieren können, ohne uns in den Weg zu geraten, sie im Land der Lebenden, wir im Reich der Toten. Unser Freund, Bruder Anthus, hat sie gut auf unseren Besuch vorbereitet.«
Der junge Mönch verbeugte sich steif und verlegen, wie es ihm gebührte.
»Ein Zweckbündnis also«, folgerte Valindra. »Die sind mir am liebsten.«
»Du wirst dem Botschafter noch öfter begegnen, das hat er mir verraten«, bemerkte Anthus.
Valindra nickte lächelnd. Ihre Augen flackerten hoffnungsvoll.
»Und du stimmst mit dem … Sprecher überein?«, fragte Sylora.
»Er ist der Diener des Botschafters«, erklärte Bruder Anthus. »Alles, was er sagt, stammt unmittelbar vom Abolethen.«
»Er hat mir zugesagt, der Aboleth würde mir helfen, Jestry zu einem noch besseren Kämpfer zu machen«, erinnerte Sylora die anderen.
»Dann rechne damit, dass er dieses Versprechen halten wird«, antwortete Bruder Anthus ohne das geringste Zögern.
Da verfiel Valindra in ein keckerndes Lachen. »So sei es«, kicherte sie mit ihrer eigenen Stimme und starrte Anthus durchdringend an.
»Du bist ja ein großer Fürsprecher unseres neuen Freundes«, stellte Sylora fest.
»Ihr habt keinen Spion in eurer Mitte«, versicherte ihnen Bruder Anthus. »Das wäre ohnehin sinnlos, da das Hoheitsgebiet direkt in unsere Gedanken eindringen kann. Warum sollten sie Zeit und Mühe mit einem Agenten verschwenden, der zudem entlarvt werden könnte, wenn der Botschafter auf Wunsch direkt zur Quelle vorstoßen kann?«
»Wer ist das?«, fragte Barrabas der Graue seinen Herrn, als er den Tiefling vor Alegnis Zelt abfing. Ganz in der Nähe drückte sich der verkrüppelte Neuankömmling unter ein paar Bäumen herum, wo er eifrig die Finger bewegte und offenbar das Zaubern übte.
»Das geht dich nichts an«, antwortete Alegni grob und hörbar verärgert.
»Gut. Ich hasse Zauberer.«
»Hexer«, stellte Alegni klar.
»Umso schlimmer«, sagte Barrabas, der sich keine Mühe gab, die bodenlose Verachtung in seiner Stimme zu verbergen.
Ihm fiel jedoch auf, dass sich Erzgo Alegnis Gesicht bei dieser Antwort seltsam veränderte, als sähe der Tiefling plötzlich etwas in ganz neuem Licht.
»Nein«, sagte Alegni mit einem Lächeln, das Barrabas beunruhigte. »Vielleicht war ich zu voreilig.«
»Was soll das heißen?«
Alegni ignorierte ihn und ging an ihm vorbei. »Effron!«, rief er den Hexenmeister.
Der junge Tiefling sah herüber und schlurfte dann ungelenk auf ihn zu.
Barrabas konnte seinen Abscheu vor der missgestalteten Kreatur kaum verbergen. »Soll ich ihn töten und seinem Leid ein Ende machen?«, fragte er. Das sollte natürlich ein Scherz sein, aber der zornige Blick von Alegni, eine ungezügelte, elementare Wut, wie Barrabas sie bei dem Tiefling noch nie erlebt hatte – und er hatte Alegnis gnadenlosen Zorn schon oft erlebt und auch provoziert! –, verriet ihm, dass er mit diesem unbedachten Kommentar einen wunden Punkt getroffen hatte.
»Effron«, sagte Alegni, als der Hexer zu ihnen trat, »das ist Barrabas, dein neuer Partner.«
»Das ist nicht dein Ernst«, sagte Barrabas.
»Aber selbstverständlich.«
»Der ist doch noch ein Kind.«
»Und du bist ein alter Mann«, entgegnete Effron.
»Also könnt ihr voneinander lernen«, sagte Alegni selbstzufrieden. »Ich gehe davon aus, dass eure jeweiligen Künste einander ergänzen.« Er wandte sich Barrabas zu. »Vielleicht lernst du dadurch die Magie zu schätzen.«
»Nur wenn sie sich einmal um sich selbst dreht und ihren Meister vernichtet«, knurrte Barrabas.
»Und du«, fuhr Alegni an Effron gewandt fort, »wirst vielleicht die wahre Macht des Schwerts verstehen, den edlen Mut dessen, der sich seinen Feinden in tödlichem Zweikampf stellt.«
»Ich verstehe den Wert von Futter«, erwiderte Effron, der Barrabas mit zusammengekniffenen Augen anstarrte. Erst da fielen Barrabas seine seltsamen Augen auf, ein rotes und ein blaues.
»Und Gnade euch beiden, wenn einer von euch
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