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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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seiner Mutter genauso überwältigt wie Dahlia.
    Doch Afafrenfere ging das Risiko nicht ein, dass diese scheinbare Unterwerfung von Dauer sein mochte. Er schnellte vor, schlug Effrons klägliche Gegenwehr weg und verpasste ihm einen Rückhandschlag gegen die Stirn, der seinen Kopf nach hinten warf und damit den Hals entblößte. Mit derselben Bewegung stemmte sich der Mönch in den Boden und hob die rechte Hand mit klauenartig gekrümmten Fingern zum tödlichen Schlag.
    Effron konnte ihn nicht aufhalten.
    Er machte auch nicht den Eindruck, als ob er das wollte.

Kapitel 14
    Schatten der Wahrheit
    Der Ausblick vom Mastkorb der Elritze fiel stets auf die sanfte Krümmung des Horizonts. Nach drei Tagen jenseits von Baldurs Tor war das Schiff auf günstigen Wind und hilfreiche Strömungen getroffen. Es war kein Land in Sicht, und das war auch nicht erwünscht.
    Jedenfalls nicht von Drizzt. Er hockte hoch über dem Deck, blickte auf die Wogen hinaus und überließ sich dabei seinen Gedanken.
    Er wollte Dahlia helfen. Er wollte sie trösten und ihr beistehen, aber letztlich hatte er keine Ahnung, was er zu der innerlich zerrissenen Frau sagen sollte. Womit konnte er ihr schon weiterhelfen, besonders solange Effron gefesselt in einem Verschlag im Laderaum lag?
    Aus Drizzts Sicht hatte Dahlia sich nach Afafrenferes waghalsigem Rettungsversuch verändert, und dies galt auch für Effrons Rolle als Feind. Beide zeigten kaum Lebenszeichen. Der junge Hexer leistete keinen nennenswerten Widerstand, und die Elfenkriegerin war einfach teilnahmslos. Seit Dahlias Gefangennahme und den langen Verhören durch ihren Sohn schienen beide sich vollkommen verausgabt zu haben.
    Bei einem Piratenüberfall würden die zwei sich wahrscheinlich kampflos ergeben, und Drizzt konnte sich sogar vorstellen, dass sie achselzuckend von der Planke springen würden.
    Bei diesem Gedanken warf der Drow einen Blick auf das Deck, wo Dahlia mit den Matrosen an der Steuerbordreling saß und störrisch ein zerrissenes Segel flickte. Bei ihrem Tempo würde sie mit einem fingerlangen Riss allerdings vermutlich beschäftigt sein, bis sie Memnon erreichten.
    Drizzts Blick wanderte weiter nach achtern, wo Ambergris gerade aus der Luke stieg. Die Zwergin griff nach hinten, packte Effron und half ihm ins Freie. Afafrenfere folgte ihnen dichtauf.
    Mittschiffs warf Dahlia dem Tiefling einen kurzen Blick zu, widmete sich aber gleich wieder ihrer Arbeit.
    Sie gab sich schwer beschäftigt, dachte Drizzt, und versuchte so zu tun, als wäre Effron gar nicht an Deck oder nicht einmal an Bord.
    Aber selbst das konnte Dahlias Gefühle nicht gegen seine Anwesenheit wappnen. Sie holte tief Luft, schloss die Augen, nahm ihre Sachen und ging zur vorderen Luke, ohne sich nach Effron umzusehen.
    »Effron«, flüsterte Drizzt hoch oben, und plötzlich hatte er die einfache Antwort auf all die Fragen und Zweifel, die ihn schon so lange beschäftigten. Es ging überhaupt nicht um seine Beziehung zu Dahlia, wie auch immer es darum bestellt war. Es ging noch nicht einmal um ihn. Vielmehr ging es um diesen verkrüppelten Tiefling, der sich jetzt an die rückwärtige Reling der Elritze lehnte.
    Drizzt konnte die Vielzahl der Gefühle, die in Effron und Dahlia tobten, nicht annähernd erahnen. Die Umstände und die abrupte Veränderung der Ereignisse hatten sie aus den verborgensten Ecken ihres Herzens hervorgezerrt. Doch erst jetzt kam der Drow zu der Erkenntnis, dass es nicht schlimm war, dass er es nicht begriff.
    Weil es gar nicht um ihn ging.
    Drizzt schwang sich von seinem Platz, hielt sich fest und schlang die Füße um das Führseil, um sich halb gleitend, halb hangelnd zum Deck hinunterzulassen. Nach einem letzten Blick zu der Luke, durch die Dahlia verschwunden war – und einem flüchtigen Gedanken, dass sie unter Deck mit Artemis Entreri redete oder zumindest mit ihm zusammensaß –, ging Drizzt nach achtern.
    »Heda!«, schrie Sikkal ihn an. »Schaff dich auf den Ausguck zurück!«
    Drizzt würdigte den alten Maat keines Blickes, sondern umrundete die Kapitänskajüte. Hinten empfing ihn die Zwergin.
    »Lös mich im Mastkorb ab«, bat er Afafrenfere, als auch der Mönch ihn begrüßte. »Ich brauche nicht lange.«
    Afafrenfere warf einen Blick auf Effron, der den Blick nicht vom schäumenden Kielwasser der Elritze abgewandt hatte und sich ausschließlich für die schwarze, leere Tiefe zu interessieren schien. Mit einem Nicken ging der Mönch an Drizzt vorbei.
    »Du kannst

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