Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
vor Wut.
    »Setz dich«, befahl Dahlia und wies auf einen zweiten Stuhl.
    »Spring ins Meer«, entgegnete er.
    Dahlia nahm trotzdem Platz und starrte den Halb-Elfen oder Halb-Tiefling an.
    »Ich muss dir etwas erzählen, und du musst zuhören«, begann sie leise.
    »Und dann?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Dann bringst du mich um?«, fragte Effron.
    »Nein«, antwortete Dahlia mit tiefer Resignation.
    »Dann bringe ich dich um?«
    »Würde dir das gefallen?«
    »Ja.«
    Sie glaubte ihm nicht, verstand aber, warum er das sagen musste. »Dann lasse ich es vielleicht zu. Oder ich lasse dich einfach laufen.«
    Effron sah sie ungläubig an. »In Memnon?«
    Dahlia zuckte wieder mit den Schultern, als wäre das unwichtig, und deutete noch einmal auf den Stuhl, aber Effron blieb stehen.
    Auch das war unwichtig. Die Elfe holte tief Luft. »Seit ich erfuhr, wer du wirklich bist, damals in Gauntlgrym, habe ich diesen Augenblick gefürchtet«, sagte sie und musste sich Mühe geben, damit ihre Stimme nicht brach.
    »Gefürchtet? Dein Geständnis? Hatten wir dieses Gespräch nicht schon im Hafen von Baldurs Tor?«
    »Nein«, sagte sie. Beschämt blickte sie zu Boden. »Mein Geständnis hast du bereits. Aber das brauchtest du nicht, weil alles, was Erzgo Alegni dir über den Tag erzählt hat, als er dich zum ersten Mal gesehen hat, der Wahrheit entspricht. Er hatte es nicht nötig, meine Tat auszuschmücken.« Sie schnaubte hilflos. »Ich habe es getan.« Wieder atmete sie tief durch, stählte sich und sah Effron in die Augen. »Ich habe dich von der Klippe geworfen. Ich habe dich nicht gewollt, und ich wollte, dass du … verschwindest.« Sie holte noch einmal Luft, um nicht zu einem Häufchen Elend zusammenzubrechen. »Ich wollte dich loswerden. Ich musste es.«
    »Hexe«, murmelte er. »Mörderin.«
    »Das stimmt«, sagte sie. »Willst du wissen, warum?«
    Diese Bemerkung schien Effron zu erschüttern, und damit hatte Dahlia gerechnet. Effron hatte sie nicht getötet. Er hatte sie nicht einmal gefoltert, als sie ihm im Laderaum des Boots in Baldurs Tor ausgeliefert gewesen war. Die meiste Zeit hatte er sie nur angebrüllt und ihr Fragen gestellt, auf die es keine Antwort gab.
    Aber vielleicht hatte sie eine Erklärung. Und vielleicht war es das, was der junge Mann wirklich wollte.
    »Ich war praktisch noch ein Kind«, fuhr Dahlia fort. »Es ist gar nicht so lange her, aber mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Und ich erinnere mich noch heute daran, an jeden Augenblick, jeden Schritt …«
    »Den Tag, an dem du mich töten wolltest.«
    Dahlia schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. »Den Tag, an dem Erzgo Alegni meinen Körper und mein Herz zerriss.« Sie schluchzte auf, gab ihrem Schaudern jedoch nicht nach. Sie würde sich nicht gehen lassen. Nicht jetzt.
    Erneut holte sie tief Luft, um sich zu fassen, und beschloss, ihm wieder in die Augen zu sehen. Als sie es endlich wagte, stellte sie überrascht fest, dass er sich gesetzt hatte und sie anstarrte.
    »Ich bin zum Fluss gelaufen, um Wasser zu holen«, begann sie. »Das tat ich jeden Morgen, und ich tat es gern.« Sie lachte hilflos auf. »Allein im Wald herumstreifen, in der Sonne und mit all den Vögeln und den kleinen Tieren ringsherum. Kann ein Elfenmädchen sich etwas Schöneres wünschen?« Wieder entwich ihr ein trauriges Lachen, und sie senkte den Blick.
    Während sie Effron ihre Geschichte erzählte, sah sie nicht mehr auf. Sie erzählte, wie überrascht sie gewesen war, als sie zurückkehrte und feststellte, dass die Shadovar von Erzgo Alegni ihr Dorf überfallen hatten. Sie schonte weder Effron noch sich selbst, als sie berichtete, wie Alegni bei ihrem Anblick reagiert hatte. In allen Einzelheiten schilderte sie die Vergewaltigung und wie er zuletzt als Gipfel des Verrats ihre geliebte Mutter geköpft hatte.
    Die Tränen rannen aus ihren Augen, als sie fortfuhr und die folgenden Monate beschrieb, die Schmerzen und die Angst. Sie war ehrlich, ließ nichts aus und scheute auch nicht vor der Wahrheit an jenem schicksalhaften Tag zurück, als sie Erzgo Alegni alles heimzahlen wollte.
    »Es ging gar nicht um dich«, flüsterte sie. »Es ging nicht um dich, auch wenn es in Wahrheit natürlich nur um dich ging. Aber das war mir nicht klar.«
    »Du hättest weglaufen können!«, fuhr er sie an, und dabei bebte seine Stimme.
    »Ich weiß«, sagte sie leise. »Aber damals wusste ich es nicht.«
    »Warum hast du mich nicht einfach verlassen? Weißt du, welche Schmerzen

Weitere Kostenlose Bücher