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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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in Luskan gewesen und in den Städten von Tay aufgewachsen, hatte sogar schon das mächtige Tiefwasser besucht, aber jetzt, wo sie sich in Baldurs Tor umsah, fühlte sie sich von der Energie und Unruhe dieses Ortes überwältigt.
    Zumindest hatte sie keine Ahnung, wie viele Tavernen, Wirtshäuser und Läden hier die Straßen säumten, häufig noch mit Wohnungen darüber. Als sie und Drizzt sich von den anderen getrennt hatten, hätte sie nie gedacht, dass es so kompliziert sein könnte, Artemis Entreri ausfindig zu machen.
    Deshalb hatte sie beim Betreten dieser Taverne nichts erwartet. Ihre Hoffnungen waren sowieso längst zerstoben.
    Doch die Menge teilte sich vor ihr zufällig in zwei verschiedene Schiffsmannschaften, und plötzlich sah sie ihn allein in der hinteren Ecke an einem Tisch sitzen.
    Dahlia zögerte – vermutlich hatte er sie noch nicht gesehen. Was sollte sie tun? Doch jetzt gab es kein Zurück mehr, ermahnte sie sich.
    Sie ging quer durch den Raum, und als ein Mann ihr mit hungrigem Lächeln den Weg versperrte, schob sie ihn mit ihrem Stab beiseite. Er leistete Widerstand und erntete dafür einen so eisigen Blick, dass er vor Schreck erstarrte.
    Kein zweiter tat es ihm nach.
    Da nahm Entreri von ihr Notiz und lehnte sich zurück.
    »Welch eine Überraschung, dass wir uns hier treffen«, sagte sie und setzte sich ihm gegenüber.
    »Ja, sag bloß. Wo ist Drizzt?«
    »Keine Ahnung. Ist mir auch egal.«
    Entreri lachte kurz auf. »Nach einem Monat auf See? Wo noch etliche Monate an Bord vor uns liegen? Ich dachte, ihr zwei hättet einiges … aufzuholen.«
    »Etliche Monate vor uns ?« Dahlia rümpfte die Nase.
    Entreri sah sie verständnislos an.
    »Du hast gesagt, Baldurs Tor wäre dein letzter Halt«, erinnerte ihn Dahlia. »Du würdest nicht auf der Elritze nach Luskan zurückkehren.«
    Entreri zuckte mit den Schultern, als wäre dies unwichtig. Dann hob er sein Glas und trank einen tiefen Schluck.
    »Du fährst also mit uns weiter nach Luskan?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Dahlia seufzte über seine übliche Heimlichtuerei. Sie sah sich um und war fast so gereizt wie zu dem Zeitpunkt, als sie Drizzt zurückgelassen hatte. »Wo bleibt denn die Bedienung?«
    Entreri lachte, worauf sie ihn anstarrte.
    »Gibt es hier nicht«, erklärte er und zeigte nach rechts. »Die Bar ist da drüben.«
    »Na, dann hol mir einen Becher Mondwein.«
    »Wohl eher nicht.«
    Dahlia verbiss sich den Zorn, stand auf und drängelte sich ungestüm durch die schwatzenden Gäste. Einer wollte sich zur Wehr setzen, drohte ihr sogar, aber dann sah er an ihr vorbei – zu Entreri, wie sie merkte – und schluckte seine Worte lieber herunter. Er wich ein ganzes Stück zurück. Entreri kannte sich in dieser Stadt tatsächlich gut aus, und offenbar war auch er hier bekannt.
    Bald darauf kehrte Dahlia mit zwei Flaschen Mondwein und zwei Gläsern zurück.
    »Planst du einen langen Abend?«, fragte Entreri.
    »Lass uns ein Spiel spielen.«
    »Lieber nicht. Geh und spiel mit Drizzt.«
    »Hast du Angst?«
    »Wovor?«
    »Du könntest verlieren.«
    »Was verlieren?«
    »Deinen Hochmut zum Beispiel.«
    Entreri lachte, während sie den Wein einschenkte. Sie hob das Glas, und Entreri stieß zögernd mit ihr an. Er nippte allerdings nur, was Dahlia zeigte, dass er vor ihr auf der Hut war.
    »Wir könnten um Gold spielen«, schlug sie vor.
    »Ich habe nicht viel. Und ich habe keine Lust, mir hier Arbeit zu suchen.«
    »Dann um Sachen?«
    Entreri musterte sie gründlich. »Deine spezielle Waffe könnte mir schon gefallen.«
    »Und mir würde dein Dolch gefallen.«
    Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme. »Um nichts auf der Welt, Dahlia. Einmal habe ich ihn verloren. Ein zweites Mal kommt nicht in Frage.«
    »Nicht der Dolch«, sagte sie spitzbübisch, und ihre Augen funkelten.
    Entreris Miene wurde keineswegs freundlicher, sondern eher noch eisiger.
    »Geh wieder zu Drizzt«, sagte er ungerührt.
    Da erkannte Dahlia, dass sie es zu weit getrieben hatte. War das irgendwie eine Frage der Ehre? Hatte er etwa Angst vor Drizzt? Das schien doch weit hergeholt zu sein. Oder betrachtete Entreri sich womöglich mehr als Drizzts Freund, als einer von ihnen je zugegeben hätte?
    »Ich brauche jemanden zum Reden.« Sie schlug eine andere Tonart an.
    »Geh und rede mit Drizzt.«
    Dahlia schüttelte den Kopf. »Er versteht das nicht.«
    »Dann erklär es ihm.«
    Sie seufzte. Seine knappen, verschlossenen Antworten waren einfach zu viel.

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