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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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und nach Calimhafen verschleppt hatte – den Namen dieser Stadt spie er praktisch aus. Dann begann er, von seinem Aufstieg in den Straßen zu reden, aber plötzlich brach er ab und sah sie forschend an.
    Dahlia schluckte.
    »Erzähl mir von den anderen Diamanten«, verlangte Entreri. »Denen in deinem linken Ohr.«
    »Die anderen Liebhaber, meinst du?«, sagte sie und verlieh ihrer Stimme dabei einen Anflug von Verruchtheit. Allerdings machte das strenge Gesicht des Meuchelmörders die Illusion zunichte, dass Entreri nur aus lüsterner Neugier fragte.
    »Welcher steht für Erzgo Alegni?«, fragte er.
    Dahlia bemühte sich vergeblich, nicht überrascht zu erscheinen. Warum sagte er so etwas? Warum gerade jetzt?
    »Mir ist aufgefallen, dass du bei Alegnis Tod keinen versetzt hast«, stellte Entreri fest. Erst da wurde Dahlia bewusst, dass sie über seinen vorherigen Kommentar lange nachgedacht hatte. »Du hast keinen Stecker abgenommen und auch keinen von einem Ohr zum anderen gesetzt. Wie kommt das?«
    »Das willst du gar nicht wissen«, erwiderte sie.
    »Sollte ich eifersüchtig sein? Oder Angst haben?«
    »Ich glaube kaum, dass du zur Eifersucht neigst.«
    Entreri grinste sie an. Sein Blick vermittelte den Eindruck, dass er über ihr makabres Spiel mit den Diamantsteckern weit besser Bescheid wusste, als er preisgab.
    »Erzgo Alegni war kein Liebhaber. Er hat mich vergewaltigt«, sagte sie mit ruhiger Stimme. Entreri nickte. Ihre drohende Miene schien ihn nicht einzuschüchtern. Offenbar hatte er mit einer solchen Antwort gerechnet und war froh darüber.
    »Und wann versetzt du den schwarzen Diamanten?«
    Dahlia musterte ihn streng, antwortete aber nicht.
    »Die alte Kämpferregel, ja?«, sagte Entreri grinsend, hob mit der rechten Hand ein volles Glas und leerte es bis zur Neige. Dann wischte er sich mit dem linken Ärmel den Mund ab und fuhr fort: »Rechts ausfechten, links abschließen.«
    Wieder verschlugen seine treffsicheren Beobachtungen ihr die Sprache. Einerseits stand keiner der Diamanten für Alegni selbst, andererseits war jeder einzelne ein Symbol für ihn. Das ganze Spiel mit den Diamanten war schließlich nur seinetwegen entstanden. Dass sie sich Liebhaber nahm, lag an ihm, dass sie diese erschlug, lag ebenfalls an ihm – und daran, dass niemand stark genug war, den nötigen Kampf zu gewinnen und ihrem eigenen Schmerz ein Ende zu setzen.
    Und so diente alles nur dazu, diese Frau zu befriedigen, all diese Bettgefährten, die ihre gerechte Belohnung erhielten …
    Aber was war dann mit Drizzt?, fragte sie sich.
    Sie tranken weiter, und Dahlia achtete darauf, auf dem Bett schön dicht bei Entreri zu sitzen und sich genau so zu drehen, dass er einen Blick in ihren tiefen Ausschnitt werfen konnte. Dazu berührte sie ihn immer wieder, anfangs tröstend, dann aber herausfordernd.
    Und genau diese Wirkung erzielte sie auch.
    »Du willst es leugnen, aber du liebst ihn«, sagte Entreri unerwartet, womit er sie ein Stück zurückdrängte.
    »Ich bin aber hier«, protestierte sie.
    »Weil du ihn liebst und er dich abgewiesen hat. Das kann Dahlia nicht akzeptieren, hm?«
    »Willst du wirklich über Drizzt reden?«, fragte sie. Sie wollte sich keinesfalls ablenken lassen.
    »Oder bist du womöglich eifersüchtig auf ihn?«, bohrte Entreri weiter. »Eifersucht oder eher Bewunderung?«
    Dahlia starrte ihn ungläubig an.
    »Weil er stärker war als du«, erklärte Entreri. »Wegen seiner Entscheidungen. Ich kann dir aus eigener Erfahrung versichern, dass Drizzts Heimat, Menzoberranzan, genauso schlimm ist wie alles, was du je erlebt hast – einschließlich dessen, was Alegni getan hat.«
    »Ich glaube kaum, dass du so etwas behaupten kannst.« Dahlia rang um Fassung.
    »Ein Ort der Verdorbenheit. In jeder Hinsicht grauenvoll.«
    »Und schlimmer als alles, was ich kenne?«
    Entreri überlegte kurz und gründlich, aber dann nickte er. »Zumindest genauso schlimm. Und Drizzt ist dort aufgewachsen, ständig von seiner Familie verraten.«
    »Genauso schlimm?«, fragte Dahlia und schnaubte verächtlich. »Redest du von meinen Gefühlen für Drizzt? Eifersucht? Bewunderung? Oder von deinen eigenen?«
    »Nein, bei dir ist es wirklich Liebe, glaube ich.« Entreri wich ihr aus. »Das soll kein Vorwurf sein. Drizzt hat überlebt. Er hat es geschafft. Du nicht.«
    » Wir nicht«, beharrte sie.
    Darauf wusste Entreri keine Antwort.
    Sie tranken weiter, und schließlich kam das Gespräch auf ihre gegenwärtige Situation.

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