Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
wusste es nicht. Wenn ja, so hatte sein brutaler Tiefling-Vater es nie gezeigt, und selbst in den wenigen Momenten, in denen in einem Wort oder Blick von Erzgo Alegni väterlicher Stolz gesteckt haben mochte, hatte Effron hinterher bitter erkennen müssen, dass er manipuliert worden war – als ob der selbstbezogene Erzgo Alegni seine Moral hatte heben wollen, damit er das Beste aus sich herausholte.
    War es möglich, dass er für Erzgo nicht mehr empfand als für Dahlia?
    Ach, Dahlia. Für Effron war sie der ewige Stachel, sein permanenter Schmerz, die unablässig nagende Frage …
    Sie hatte ihn von einer Klippe geworfen.
    Seine Mutter hatte ihn derart verabscheut, dass sie ihn von einer Klippe geworfen hatte.
    Wie konnte sie das tun?
    Wie sehr er sie hasste!
    Wie inständig er sie töten wollte!
    Wie sehr er sie brauchte.
    Er konnte die Gefühle, die an diesem verhangenen Tag aus allen Richtungen auf ihn eindrangen, nicht richtig sortieren. Jetzt, hier auf den Docks, akzeptierte er, dass sie tatsächlich verschwunden war, und die Wellen, die ihm entgegenbrandeten, türmten sich auf, brachen und überschwemmten sein Bewusstsein.
    »Ha!«, vernahm er, als er an zwei älteren Männern vorbeikam, von denen der eine einen Schrubber hielt, während der andere mit zwei Landungshaken Kornsäcke entlud.
    »Ich hab’s dir gesagt: Heute würde die Missgeburt nicht fragen!«, fuhr der Mann mit den Haken fort und gackerte los.
    »Willst du mich beleidigen?«, fragte Effron verstimmt.
    »Nee, Teufelssohn, der lacht nur über seine eigene Prophezeiung«, antwortete der Mann mit dem Schrubber. »Er hatte gesagt, heute würdest du nicht nach der Elritze fragen.«
    »Und wie, bitte, kam er darauf?«
    »Weil wir heute etwas gehört haben«, sagte der Mann mit dem Landungshaken. Diesmal ähnelte sein Lachen eher einem Hustenanfall. »Sie ist da draußen, im Nordwesten. Die Tide steht schlecht, und der Wind bläst aus der falschen Richtung, aber bevor die Sonne untergeht, dürften die Segel am Horizont zu sehen sein. Morgen müsste sie jedenfalls einlaufen.«
    Effron versuchte, die Fassung zu bewahren, doch er wusste, dass er zitterte. Er fühlte die zunehmende Bewegung seines tauben Arms. »Woher wisst ihr das? Sagt es mir. Sagt schon!«
    Der andere Mann hob seinen Schrubber und zeigte damit auf ein Boot, das offenbar erst vor kurzem angekommen war, denn die Besatzung war noch bei der Arbeit und nicht an Land gegangen. »Die da haben sie die letzten drei Tage hinter sich gesehen. Unter Kurths Flagge. Die sind selbst aus Luskan, und die Elritze kennen sie.«
    Fassungslos starrte Effron das andere Schiff an, während sich seine Gedanken bereits überschlugen. Dahlia. Vermutlich an Bord und fast sicher am Leben.
    Dahlia, die jene Antworten liefern konnte, vor denen Effron sich am meisten fürchtete und die er dennoch unbedingt hören musste.
    Erst da begriff er, dass die Ungeduld, die ihn in den letzten Tagen in den Hafen getrieben hatte, ihn nun teuer zu stehen kommen mochte.
    »Hört zu«, beschwor er die beiden. »Die Sache könnte sich für euch auszahlen. In blankem Gold.«
    »Nur weiter«, sagte der Mann mit dem Schrubber.
    »Ich will wissen, wer mit diesem Schiff kommt«, erklärte Effron. »Aber niemand soll wissen, dass ich gefragt habe.«
    »Goldmünzen?«, fragte der Mann mit dem Haken.
    »Goldmünzen«, versprach Effron. »Mehr als du und er Finger haben. Haltet Ausschau nach einem Dunkelelfen und einer Elfe in seiner Begleitung.«
    »Eine Dunkelelfe?«
    »Nein, nur der Mann.«
    »Hier gibt es viele Elfen. Woher sollen wir wissen, dass sie die Richtige ist?«
    »Das werdet ihr«, antwortete Effron, dessen Blick automatisch wieder auf das leere Meer im Nordwesten wanderte, als ob dort jeden Moment die Segel auftauchen müssten. »Das werdet ihr.«
    »Drei Tage, sagte er«, wiederholte Drizzt. Es ging um die Zeit, die sie in Baldurs Tor verbringen würden. Dahlia sah sich nach Entreri um, der einige Schritte hinter ihnen lief, und fragte sich, ob dieser Zeitrahmen ihm reichen würde.
    Seit Luskan hinter ihnen lag, war Entreri erstaunlich handzahm gewesen und hatte sich über die absurden Umwege und die ständigen Verzögerungen auf See weniger beschwert als seine Freunde und der Großteil der Mannschaft. Jetzt lächelte er sogar. Er hob die Hand und bewegte drei seiner Finger, um dem Drow recht zu geben.
    Als Dahlia merkte, wie wichtig es ihr war, dass Artemis Entreri auf der Rückfahrt mit an Bord ging, kam ihr plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher