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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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stocken. Seine Gedanken überschlugen sich. »Woher wisst ihr das?«, fragte er.
    »Wir haben Freunde an Bord. Ist doch klar«, sagte der Alte. »Auf allen Booten.« Dann schwadronierte er darüber, woher er den Ersten Offizier der Elritze kannte, mit dem er früher oft zur See gefahren war. Er hatte gefragt, ob er sich die Überfahrt nach Luskan über die Heuer verdienen könnte, und daraufhin hatte er gehört, dass es stattdessen nach Süden ging.
    Effron hörte kaum zu, denn diese unerwartete Wendung irritierte ihn doch sehr. Memnon? Calimhafen? Er wusste nicht einmal genau, wo das war. Das Einzige, was zu ihm durchdrang, war, dass Dahlias Spur, sobald die Elritze wieder ablegte, ziemlich rasch erkalten würde.
    Geistesabwesend griff er in seinen Beutel und zog ein paar Münzen heraus, teils Gold, teils Silber, die er den beiden reichte, ohne genauer hinzusehen. Danach stolperte er durch die Hafenanlagen in die Stadt zurück.
    Wieder dachte er an Draygo Quicks Warnung bezüglich dieser Bande, aber diesmal fanden dessen Befehle kein Echo. Nicht jetzt, nicht wenn seine Mutter ihm für immer zu entwischen drohte.
    Er hatte sich natürlich schon gefragt, ob es dazu kommen würde. Und nun schob er eine Hand in seine Robe und tastete nach der Spruchrolle, die er Draygo Quick gestohlen hatte.
    Sollte er es wagen?
    Er würde sie verlieren. Dieser beunruhigende Gedanke begleitete Effron auch die nächsten paar Tage und brachte ihn dazu, jede Bewegung der Gefährten – besonders natürlich die von Dahlia – genau zu registrieren. Zu diesem Zweck blieb er fast die ganze Zeit in seiner Geistergestalt, mit der er sich in Mörtelritzen und in den Spalten zwischen den Bretterwänden des einen oder anderen Gasthauses verbergen konnte.
    Inzwischen verbrachte Dahlia die Nächte wieder mit Drizzt, doch wenn sie zusammen waren, herrschte eine ständige Spannung. Sie teilten auch das Bett, lagen sich aber nur selten in den Armen. Dahlia hatte dem Drow anscheinend nichts von Entreri erzählt, und Effron überlegte mehr als einmal, ob er diese spezielle Karte ausspielen sollte, falls er mit dem Waldläufer aneinandergeriet.
    Nach allem, was er über Drizzt Do’Urden wusste, konnte er sich nicht vorstellen, dass dieser ihr einen solchen Fehltritt verzeihen würde.
    Drizzt zu schaden wäre jedoch angesichts von Draygo Quicks Anweisungen vermutlich unklug. Immerhin konnte seine Information einen Kampf auf Leben und Tod mit Dahlia und Entreri auslösen.
    Andererseits war Dahlia ohnehin selten im Zimmer des Drow, denn sie kam erst spätabends und verschwand schon früh am Morgen. Drizzt wiederum hielt sich die meiste Zeit im Wirtshaus auf, oft sogar auf seinem Zimmer. Dunkelelfen waren in Baldurs Tor seltene Gäste, so dass Effron gut nachvollziehen konnte, weshalb Drizzt sich ungern auf den Straßen zeigte.
    Wohin Dahlia jeden Morgen ging, war unschwer zu erraten. Er überwachte ihre Schritte genau, die sie regelmäßig zu Artemis Entreri führten.
    Allerdings zogen sie sich nie wieder in dessen Zimmer zurück, so wie in der ersten Nacht. Meistens saßen sie bei einer Flasche Mondwein an dem kleinen Tisch, den Entreri inzwischen für sich beanspruchte (und von dem er mit ein paar klaren Worten jeden vertrieb, der zufällig dort saß, wenn er kam).
    Am zweiten Abend, nachdem er von der beabsichtigten Rundreise der Elritze erfahren hatte, ging Effron das Risiko ein, als Schatten mit der Wand des Gasthauses zu verschmelzen und sich dann an den Rändern der Balken bis zu Entreris Tisch zu schleichen, um die beiden zu belauschen.
    Sie sprachen jedoch nicht viel, und irgendwann wurde Effron klar, dass er nicht mehr lange bleiben konnte: Bald würde sein Zauber verfliegen. Mit einem innerlichen Seufzer machte er sich auf den Rückweg, doch da hörte er, wie Dahlia Entreri etwas zuflüsterte: »Du kannst dir den Schmerz nicht vorstellen.«
    »Ich dachte, das könnte ich«, erwiderte er. »Deshalb bist du doch hier.«
    »Ich glaube, das ist etwas anderes«, widersprach sie. »Die Vergewaltigung …«
    »Kein Wort mehr davon«, sagte der Mann in scharfem Ton.
    »Die Schwangerschaft, meine ich«, erklärte Dahlia.
    In ihrer Stimme schwang etwas mit, das Effron kalt erwischte. Die Dahlia, die er kannte, war ungestüm und zornig, und selbst wenn sie mit Drizzt zusammen war, lag immer etwas Schroffes in ihrem Ton. Jetzt war es anders. Das hier war zutiefst nüchtern, obwohl sie mindestens eine Flasche Mondwein getrunken hatte, und ihre Stimme

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