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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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bemerken, aber nicht nahe genug, um ihn zu erwischen.
    Dahlia riss die Augen auf. Sichtlich überwältigt geriet sie ins Stocken.
    Effron sah absichtlich nicht direkt in ihre Richtung, sondern lief an ihr vorbei in die Sackgasse. Dort rannte er los, wobei er die Angst unterdrückte, dass sie ihm nicht folgen könnte, und die Zweifel in seinem Kopf nicht zuließ. Hatte sein Auftauchen sie womöglich so erschreckt, dass sie einfach weglief?
    Die Straße bog nach rechts um eine Hausecke, von wo aus er nach hinten spähte. Sein Herz machte einen Satz, als Dahlia vorsichtig in die Straße trat. Effron sah ihre Silhouette vor dem Schein der Laternen der Hauptstraße; sie hingegen konnte ihn nicht sehen. Das wusste er, weil er den Ort sorgfältig ausgewählt hatte. Dennoch drohten ihn seine Gefühle zu überwältigen.
    Effron rügte sich selbst und begann lautlos zu zaubern. Nach einem letzten Blick auf Dahlia, die jetzt schon ein ganzes Stück näher gekommen war, löste er seine Magie aus und verwandelte sich wieder in ein zweidimensionales Wesen.
    In dieser Form zog er sich in die Ritzen der Hauswand zurück, ein Weg, den er so schon mehrfach ausprobiert hatte, und schlängelte sich am Straßenrand unbemerkt an Dahlia vorbei. Hinter ihr, in der Nähe der Hauptstraße, wartete er. Das war das Härteste an der ganzen Sache!
    Dahlia erreichte die Ecke, duckte sich tief und spähte umher. Sie hielt ihre Waffe kampfbereit. Ja, die Waffe in der Hand, dachte Effron, denn offenbar wollte sie das zu Ende bringen, was ihr nach seiner Geburt nicht gelungen war.
    Der Hexer löste sich von der Mauer und nahm wieder körperlich Gestalt an. Am liebsten hätte er sie angeschrien, aber ihm versagte die Stimme. So nahm er das Glas zur Hand und kippte es auf dem Pflaster aus. Der winzige untote Erdkoloss begann, auf seine Beute zuzulaufen, noch ehe der Verkleinerungszauber verflogen war. Es sah aus, als würde ein dicker Käfer über die Gasse huschen, doch schon nach wenigen Schritten begann er zu wachsen, und seine Schritte waren wie Donnerhall.
    Dahlia fuhr herum und riss die Augen auf, was Effron sehr befriedigte.
    Der Erdkoloss griff an. Jetzt hatte er seine volle Größe erreicht, doppelt mannshoch und vom dreifachen Umfang, mit riesigen klackenden Kauwerkzeugen, die in die Luft schnappten, und mit drohenden Hakenhänden, die sich durch harten Stein graben konnten und natürlich auch durch weiches Fleisch.
    Mit zitternden Fingern zog Effron die Schriftrolle hervor. Sollte er den Versuch wagen? Oder sollte er sie einfach von dem Erdkoloss umbringen lassen?
    Ein weit ausholender Schlag seines Ungeheuers ging deutlich an der flinken Elfe vorbei, die mit einem festen Hieb ihres Langstabs zwischen seine Kauwerkzeuge konterte und die Waffe so schnell zurückzog, dass die Klauen des Erdkolosses sich nicht darum schließen konnten.
    Denn das hier war kein lebender Erdkoloss, wie Effron sich nun erinnerte. Es war ein Zombie, riesengroß und eindrucksvoll, aber nicht annähernd so schnell, schlau oder überwältigend wie zu seinen Lebzeiten.
    Das hatte offenbar auch Dahlia bereits herausgefunden. Wieder und wieder schlug sie mit ihrer mächtigen Waffe zu und entwischte dabei auch dem zweiten schweren Schlag des Giganten. Der Erdkoloss duckte sich tief, um nach ihr zu schnappen, erntete dabei jedoch nur etliche Hiebe auf den Kopf. Effron sah, wie Dahlias Zuversicht wuchs. Anfangs hatte sie sich auf die volle Länge ihres Stabes verlassen, um das imposante Ungetüm auf Abstand zu halten, aber inzwischen schien sie darauf zu vertrauen, dass es sie nicht erwischen konnte. Sie teilte Kozahs Nadel in Doppelflegel und verfiel in einen wirbelnden Tanz, bei dem jeder Schritt in der engen Gasse ihr ausreichend Raum erkaufte, um nach einem Treffer zurückzuweichen.
    Gebannt beobachtete Effron, mit welcher Kunstfertigkeit diese Elfe ihr Handwerk beherrschte. Für einen tiefen Hieb sprang sie sogar auf den dicken Arm des Angreifers, trommelte mit beiden Waffen auf ihn ein und verschwand mit einem Rückwärtsüberschlag, noch ehe der untote Erdkoloss reagieren konnte.
    Der junge Hexer merkte, wie er zu keuchen begann, und dieser Schreck – die Erkenntnis, dass er Zeit vergeudete und sein Moment zu verfliegen drohte – ließ ihn aktiv werden. Er öffnete das Futteral an einem Ende, zog die Schriftrolle heraus, begann zu lesen und verfiel augenblicklich ins Zaubern. Diese Magie überstieg seine Kunst bei weitem. Vermutlich würde er den Zauber gar nicht

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