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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Scott
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Gelobst du, dein Talent zum Wohle anderer einzusetzen?«
    Den Teil über die Berge ignorierte ich geflissentlich, das war ja wohl eine maßlose Übertreibung, stattdessen konzentrierte ich mich auf den Eid. Den Text hatten wir schon vor ein paar Wochen kurz vor Weihnachten bekommen, wir sollten uns alles gut durchlesen, damit wir auch allem rückhaltlos zustimmen konnten. Der erste Punkt war leicht. Schon immer hatte ich mir gewünscht, anderen mit meiner Gabe helfen zu können, nur dass ich mich bislang nicht getraut hatte. Ich hatte geglaubt, meine Kräfte nicht im Griff zu haben und andere nur damit zu verletzen. Doch nun wusste ich, dass ich sie kontrollieren und für das Gute einsetzen konnte. In der Ausbildung würde man mir beibringen, was ich dafür tun musste.
    »Ich gelobe es.«
    »Als Mitglied bist du Teil einer großen Aufgabe, die über die Interessen jedes Einzelnen hinausgeht. Gelobst du, deine persönlichen Interessen zugunsten des Programms zurückzustellen?«
    Mit diesem Punkt hatte ich schon meine Probleme. Im Grunde stimmte ich den Zielen ja zu, doch sobald ich ein wenig Abstand zur Night Academy bekam, beschlichen mich leise Zweifel. Wenn die Wächter so mächtig waren, warum hatten sie sich dann vor Jack gefürchtet? Und wieso hatten sie ihm nicht schon als kleines Kind geholfen, als er von seinem Vater verprügelt wurde? Warum waren sie bereit, ihn zu töten, nur weil er irgendwann vielleicht einmal eine Bedrohung darstellen könnte? Und am allerschrecklichsten war die Frage, wie viele Menschen wie Jack wohl im Laufe der Zeit schon umgebracht worden waren.
    Mit Cam konnte ich darüber nicht sprechen, denn er war sehr eng mit dem Programm verbunden, enger als irgendein anderer Schüler der Night Academy. Er stand zu hundert Prozent hinter den Zielen; sicher lag es auch an ihm, dass ich jetzt das Gelöbnis ablegen sollte.
    Doch die Worte wollten mir einfach nicht über die Lippen kommen. Voller Verzweiflung sah ich zu Cam, der mir aufmunternd zulächelte. Ohne noch weiter nachgrübeln, sagte ich schnell: »Ich gelobe es.«
    »Eines noch: Von nun an gehörst du zu einer Familie, einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig schützt. Gelobst du deiner neuen Familie beizustehen?«
    Ich entspannte mich. Das war leicht. Auch wenn mir der Gedanke nicht sonderlich behagte, dass Anna meine Schwester sein würde – schließlich war sie Cams Exfreundin und vermittelte den Eindruck, als wäre sie von jetzt auf gleich bereit, mich in meiner Rolle als aktuelle Freundin abzulösen. Aber ansonsten gefiel es mir, eine Familie zu bekommen. Früher war ich immer neidisch gewesen, wenn andere Kinder ihre Ferien und Feiertage mit Cousinen, Tanten und Onkeln verbrachten. Als ich drei war, sind meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Auf väterlicher Seite gab es ein paar Verwandte, doch die hatten keine hohe Meinung von mir. Die einzige Verwandte, die mir nahesteht, ist meine Oma.
    Selbst wenn das Programm nicht wie eine richtige Familie wäre, wusste ich aufgrund meiner Freundschaft mit Jack im letzten Halbjahr, dass die Verbindung zu Menschen, die wie ich waren, ungewöhnlich tief ging. Vermutlich lag das daran, dass man ein Geheimnis teilte oder wusste, dass man anders als alle anderen war. Daran klammerte ich mich, wenn die Zweifel überhandnahmen.
    »Ich gelobe es.«
    »Erdkräfte-Begabte, erhebt euch«, fuhr Mr Judan fort.
    Nur zwei Mitglieder standen auf. Mr Anderson, der Schulgärtner, und ein Typ namens Barrett, der wohl schon in die Zwölfte ging.
    Mit feierlicher Geste sagte Mr Judan: »Ihr habt die Gabe, die Kräfte der Natur zu verstehen. Ihr verfügt über die außergewöhnliche Fähigkeit, den Boden unter unseren Füßen und die Luft, die wir atmen, zu verändern, in das Verhältnis von Energie und Materie einzugreifen. Eure Gabe ist rar gesät. Und sie muss behutsam angeleitet und gefördert werden. Gelobt ihr, dieses neue Mitglied in eure Gemeinschaft aufzunehmen und ihm zu helfen, Wissen und Macht zu erlangen?«
    Barrett trat vor. Er war hoch aufgeschossen und hatte langes schwarzes Haar, das ihm offen über die Schultern fiel. Gesicht und Augen lagen im Schatten, doch ich erkannte dichte Brauen und eine Hakennase. Er zeigte auf die Fackel zu Mr Judans Linken und dann auf die zu seiner Rechten. »Wir, die Erdkräfte-Begabten, nehmen dich in das Programm auf, Dancia, und geloben, dir in allen Dingen zur Seite zu stehen.«
    Dann drehte er die Hände, sodass die Handflächen nach oben

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