NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
den acht Jahren in Los Angeles hatte sie sich angewöhnt, den erstbesten Parkplatz zu nehmen, solange ihr Ziel zu Fuß erreichbar war. Das bewahrte sie vor überfüllten, teuren Stellplätzen, vor aufdringlichem Parkhauspersonal und davor, auf der frustrierenden Suche nach einer Lücke entlang des Bordsteins mehrere Runden um einen Häuserblock zu drehen. Manchmal jedoch ging der Schuss auch nach hinten los. Dann stellte sie drei Straßen weiter fest, dass direkt vor ihrem Ziel eine freie Parklücke auf sie wartete. An diesem Abend fragte sie sich, ob der seltsame dürre Mann wohl in der Nähe lauerte, um überraschend aus seinem Versteck hervorzuspringen. Um die Sicherheit ihres Wagens zu erreichen, mussten sie noch einen Block laufen. Er stand dort um die Ecke auf dem Robertson Boulevard.
Sie packte Jacks Hand fester.
»Es ist alles gut«, beruhigte er sie.
»Ich hoffe es.«
»Hast du irgendeine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«
»Nicht die leiseste.«
»Aber er kannte dich. Weiß jemand, dass du heute Abend hier bist?«
»Niemand«, antwortete sie – und hörte leise Schritte, die sich von hinten näherten.
Beide schauten zurück. Weit hinter ihnen trottete ein Mann im hellen Anzug vor sich hin. Eine Zigarre ragte aus seinem Mundwinkel.
»Ist er das?«
Dani lächelte erleichtert. »Nur, wenn er ein Wer-Koloss ist.«
»Ein Wer-Koloss?«
»Tagsüber ein ausgemergelter Vegetarier. Aber wenn der Vollmond aufgeht, überkommt seinen Körper ein seltsames Gefühl. Er pulsiert vor einsetzender Fülle. Seine Kleider platzen an den Nähten auf, 200 Kilogramm Fett hängen plötzlich an ihm herunter, und er wird von dem unstillbaren Verlangen gepackt, die Nacht auf der Suche nach Lasagne zu durchstreifen.«
»Wow«, meinte Jack. »Die Idee solltest du bei Gelegenheit Roger präsentieren.«
»Ja, wahrscheinlich würde er darauf anspringen. Immerhin hat er sich auch für Mitternachtsschreie begeistern lassen, richtig? Ein amerikanischer Wer-Koloss in Sardi’s Diner. Klingt das nicht nach einem echten Kassenschlager?«
»Wie wär’s mit Das große Schlabbern? «
Lachend bogen sie um die Ecke, und Dani erspähte ihren weißen VW Rabbit auf halbem Weg den Block entlang. Sie beschleunigte die Schritte, löste die Hand von Jacks Fingern und griff in ihre Tasche, um nach den Schlüsseln zu suchen.
Auf der anderen Straßenseite flammten rot die Bremsleuchten eines Autos auf. Das Fahrzeug hielt an.
»Oh Mann«, murmelte Dani.
»Ich hoffe, der bleibt nicht unseretwegen stehen«, erwiderte Jack.
Es handelte sich um einen schwarzen Leichenwagen. Das Auto rührte sich nicht vom Fleck.
»Vielleicht braucht er eine Wegbeschreibung zum Forest-Lawn-Friedhof in den Hollywood Hills. Warte, haben sie da nicht auch American Werewolf gedreht?«
»Sehr witzig«, knurrte Dani.
Der Leichenwagen setzte sich in Bewegung und hielt mit ihnen Schritt, als sie zum VW Rabbit liefen.
»Soll ich der Sache mal auf den Grund gehen?«, fragte Jack.
»Nein!«
Dani schloss ihren Wagen auf. Sie stieg ein, warf die Fahrertür zu und verriegelte sie. Dann beugte sie sich über den Beifahrersitz, um Jack zu öffnen. Als er sich in das Fahrzeug setzte, beschleunigte der Leichenwagen und fuhr davon.
Dani drehte sich um und schaute ihm nach. Am Ende des Blocks bog er in eine Nebenstraße. »Tja, weg ist er.«
»Vorläufig«, meinte Jack.
»Beschrei es bloß nicht.« Sie ließ den Motor an, fuhr los und behielt dabei den Innenspiegel im Auge. Im Moment lag die Straße hinter ihr verwaist da. Dann schwenkten Scheinwerfer auf die Kreuzung. Die lange, dunkle Karosserie eines Autos bog um die Ecke. »Oh Scheiße«, stieß Dani leise hervor.
Jack schaute zurück. »Ist das der Leichenwagen?«
»Ich kann es nicht genau erkennen, aber ich glaube schon.«
»Mach dir keine Sorgen.«
»Sag das mal meinem Magen.«
»Mach dir keine Sorgen, Magen.«
Mit einem nervösen Lachen setzte sie den Blinker. Wenigstens war die Ampel grün; sie würde nicht anhalten und das andere Auto zu ihr aufschließen lassen müssen, um sich zu vergewissern, dass es sich tatsächlich um den Leichenwagen handelte.
Sie bog ab, und das Fahrzeug verschwand aus dem Rückspiegel. Während sie die Third Street hinauf beschleunigte, beobachtete sie weiter die Straße hinter ihr. Die Ampel sprang um, und eine Kolonne wartender Autos fuhr über die Kreuzung. Dani seufzte, als hätte sie eine Galgenfrist erhalten. »Das sollte ihn aufhalten«, sagte sie.
»Wahrscheinlich
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