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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Sache bis zum bitteren Ende durchziehen.
    Ein ratternder, metallischer Laut schreckte Linda aus ihren Gedanken. Sie erstarrte und spähte angestrengt in die Finsternis, die sich vor ihr ausbreitete. Am Ende der Gasse löste sich eine dunkle Gestalt aus den Schatten und kam auf sie zu. Lindas Herz hämmerte wie eine Faust, die versuchte, ihre Brust von innen zu durchschlagen. Keuchend kniff sie die Augen zusammen und heftete den Blick auf den sich nähernden Schemen.
    Was ist das?
    Das klirrende, rumpelnde Geräusch wurde lauter, während das unbekannte Etwas näher kam. Dann schälte ein Streifen Mondlicht die Details aus dem Dunkel, und Linda konnte sehen, dass es sich um eine gebückte Gestalt handelte, die hinter einem Einkaufswagen hertrottete.
    Mit einem Ruck riss sie die Pistole aus der Jeans, um sich bei ihrer Flucht nicht womöglich zu verletzen, dann wirbelte sie herum und rannte zur nächsten Kreuzung. In vollem Lauf raste sie über den Bürgersteig. An einer beleuchteten Straßenecke blieb sie stehen, um Luft zu schnappen, und schaute zurück.
    Von dem Spinner mit dem Einkaufswagen war nichts mehr zu sehen.
    Sie stopfte den Revolver wieder in ihre Jeans und setzte sich in Bewegung. Obwohl sich auch auf der Hauptstraße niemand aufhielt, wirkte sie weniger unheilvoll als die schmaleren Seitengassen. Linda verspürte das Gefühl, nach einem Umweg durch ein karges, trostloses Land in die Zivilisation zurückgekehrt zu sein. Die geparkten Autos, die Straßenlaternen sowie die vereinzelt beleuchteten Eingangsbereiche der Häuser und Fenster beruhigten sie.
    Einmal bog ein Auto um die Ecke. Linda presste sich ganz dicht gegen den Stamm einer massigen Eiche, bis der Wagen an ihr vorbeigefahren war. Danach tauchten keine weiteren Fahrzeuge mehr auf. Sie begegnete bei ihrer Wanderung durch die kommenden Blocks lediglich einem dreibeinigen Hund, der heftig humpelte, völlig desinteressiert an ihr vorbeilief und an einen Baum pinkelte, wobei er das Hinterteil schwenkte, als wollte er so das fehlende Bein ersetzen.
    Außerdem beobachtete sie einige Glühwürmchen, die aufleuchteten und wieder erloschen. Sie wurde Zeuge, wie eine Katze über die Straße rannte und hinter einem geparkten Kombi verschwand. Und dann stand sie vor dem Benson-Haus.
    VERKAUF DURCH DEN EIGENTÜMER.
    Nach der heutigen Nacht, dachte Linda, wird sich vielleicht jemand trauen, das Grundstück zu kaufen .
    »Wir haben dort nachts seltsame Geräusche gehört!«, hatte Sheila ihr einmal erzählt. »Wie weinende Frauen.«
    »Im Freeman-Haus?«
    »Und Gelächter. Richtig schauriges Gelächter. Die Polizei war da, hat aber nie jemanden gefunden.«
    »Geister?«
    »Lach nicht.«
    »Ich glaube nicht an Geister.«
    »Ich schon. Jetzt schon.«
    Linda ging an der Hecke vorbei, und das Freeman-Haus tauchte vor ihr auf. Angst kroch ihr über den Rücken und nistete sich kribbelnd in ihrem Nacken ein. Für einen Moment fühlte sie sich zurückversetzt in die Finsternis, wie sie hilflos festgebunden am Treppengeländer kauerte, während der knochige, nackte Mann zu ihr herabstarrte. Sie drückte den Milchkarton fest an ihre Brust. Das Benzin darin schwappte träge hin und her.
    Nicht zögern. Bloß nicht zu lange nachdenken.
    Sie huschte den Bürgersteig entlang zum Tor des niedrigen Lattenzauns. Dort drehte sie sich um und ließ den Blick ein letztes Mal prüfend über die Umgebung wandern, entdeckte jedoch niemanden. Sie öffnete das Tor und lief zum Eingang. Die Holzstufen ächzten unter ihrem Gewicht. Die Schwärze der Veranda nahm sie in sich auf.
    Ihre Hand fand den Türgriff – kalt, als hätte sich die Frostigkeit im Inneren des Gebäudes auf ihn übertragen. Sie drückte den Griff nach unten. Er senkte sich. Die Tür schnappte langsam auf, verharrte dann aber mit einem metallischen Klimpern in halb offener Position. Linda erkannte undeutlich den Umriss eines Vorhangschlosses, ungefähr auf Kopfhöhe angebracht.
    Jemand musste bemerkt haben, dass Unbefugte im Haus gewesen waren, und beschlossen haben, die Vordertür zusätzlich abzusichern.
    Sie fummelte an dem Schloss herum und erkannte schnell, dass es fest eingeschnappt war. Ihre Fingerspitzen betasteten die Befestigungen. Sechs Schrauben, drei am Türrahmen, drei an der Tür selbst.
    Sie zog den Revolver aus der Jeans, manövrierte den Lauf durch das Schließband des Schlosses und wollte ihn gerade als Hebel einsetzen, als ihr bewusst wurde, dass die Waffe zwangsläufig Kratzer abbekommen würde,

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