NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
die nächste Reihe davon. Durcheinanderrufende Kinobesucher machten ihm Platz. Der Mann erreichte den Gang, drehte sich zum heranstürmenden Platzanweiser um und stieß einen Schrei aus.
Der Platzanweiser hielt inne.
Der Fremde rannte mit einem wilden Lachen die Treppen hinauf und stürmte durch die Tür aus dem Saal.
Heather warf sich schluchzend in Steves Arme. »Bring mich nach Hause. Bitte, ich will nach Hause! «
11
Dani hockte allein in ihrem Wohnzimmer, hatte die Vorhänge zugezogen und versuchte, sich auf ihre Lektüre zu konzentrieren. Obwohl ihr Blick über die gedruckten Wörter wanderte, schweiften ihre Gedanken ständig ab. Immer wieder erreichte sie das Ende der Seite und stellte fest, dass sie keine Ahnung hatte, was sie gerade gelesen hatte. Schließlich klappte sie das Buch entnervt zu.
Sie ging zur Eingangstür und öffnete sie. Aus ihrem Blickwinkel präsentierte sich die Espe am Rand des Grundstücks nur als undeutlicher, schwarzer Schatten. Dani trat ins Freie. Sie stupste mit dem Fuß gegen die Einkaufstüte. Niemand hatte sie angerührt. Dani ließ sie auf der beleuchteten Veranda stehen und ging auf den Baum zu.
»Jack?«, fragte sie leise.
Keine Antwort.
Vor über einer Stunde, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, hatte er sich hinter die Espe gekauert. »Ein hervorragendes Versteck für einen Hinterhalt«, hatte er gemeint und mit dem abgesägten Besenstiel klatschend auf seine offene Handfläche geklopft.
Danis Protest gegen sein Vorhaben war halbherzig ausgefallen. Sie wollte zwar, dass der junge Mann bestraft und davon abgebracht wurde, sie weiterhin zu belästigen, aber die Vorstellung, Gewalt gegen ihn anzuwenden, widerstrebte ihr trotzdem. Jack hatte versprochen, ihm nur so wehzutun, wie es unbedingt nötig war, um »die Botschaft rüberzubringen«, wie sich ihr neuer Liebhaber ausdrückte.
Doch er kauerte nicht mehr hinter dem Baum.
Dani spähte an der Hecke entlang, die den Rasen von der Straße abgrenzte. Keine Spur von ihm. Auch nicht in dem dunklen Gebüsch, das an der Seite des Grundstücks den roten Holzzaun flankierte.
»Jack?«
Immer noch keine Antwort.
Kalter Schweiß rann an ihrem Körper hinunter. Sie wischte ihn mit ihrem Sweatshirt weg und überquerte den Rasen zur Einfahrt. Jacks Mustang parkte nach wie vor neben ihrem Wagen.
Als sie sich dem Auto näherte, tauchte am Fenster auf der Fahrerseite ein fahler Schatten auf. Dani hielt inne und versuchte vergeblich, Details zu erkennen. Ihr Herz raste.
»Jack? Bist du das?«
Das Fenster wurde heruntergekurbelt. »Was ist?«
Beim Klang von Jacks Stimme seufzte Dani erleichtert. »Ich dachte, du wolltest dich hinter dem Baum verstecken.«
»Hier ist es besser.«
»Warum kommst du jetzt nicht rein?«
»Wozu?«
»Ich halte das für keine so tolle Idee.«
»Dani, wir waren uns doch einig ...«
»Ich weiß, aber ich hab’s mir anders überlegt.« Sie zog die Autotür auf. Die Deckenbeleuchtung flammte auf, und Jack kniff in der plötzlichen Helligkeit die Augen zusammen. »Komm, gehen wir rein.«
Er stieg aus und stopfte den Besenstiel in die Gesäßtasche. »Warum willst du es sein lassen?«
»Ich habe ausgiebig darüber nachgedacht. Es ist eine miese Idee, Jack. Gehen wir einfach rein. Er kann sich seinen blöden Kopf abholen, und vielleicht lässt er mich dann ein für alle Mal in Ruhe.«
»Vielleicht aber auch nicht. Der Mistkerl braucht einen Denkzettel.«
Dani zog die Wagentür ins Schloss. »Sieh mal, wenn du ihn verprügelst, könnten wir alle möglichen rechtlichen Schwierigkeiten bekommen. Er könnte dich verklagen ...«
»Um Himmels willen, er ist doch derjenige, der ...«
»Ist alles schon vorgekommen. Und ich finde nicht, dass es das wert wäre.« Sie griff Jacks Arm und schleifte ihn in Richtung Haus. »Außerdem könnte es noch viel schlimmer kommen. Wenn die Lage eskaliert, möchte ich mir gar nicht ausmalen, was passiert. Mal angenommen, du verprügelst ihn. Wahrscheinlich würde er dadurch nur noch wütender. Ich jedenfalls würde mich in einer solchen Situation rächen wollen. Du etwa nicht?«
»Vermutlich schon.«
»Ich habe Angst, dass er später zurückkommt, um die offene Rechnung zu begleichen. Soweit wir bisher wissen, ist er relativ harmlos.«
»Immerhin hat er sich Zutritt zu deinem Haus verschafft.«
»Mag sein, aber immerhin ohne zu probieren, mir etwas zu tun. Er will mir ja nicht wehtun, er will einen Job. Das alles könnte sich ändern, wenn wir ihn gegen uns
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