NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
sich vor, stützte die Ellenbogen ebenfalls auf die Knie und legte das Kinn auf seine Fäuste. Damit hatte er dieselbe Haltung eingenommen wie Dani. Sie bemerkte es und überlegte, ob er sich über sie lustig machen wollte. Trotzdem veränderte sie ihre Körperhaltung nicht.
»Ich habe Horrorfilme schon immer gemocht.«
»Warum?«
»Sie machen Spaß. Die Leute springen auf und schreien.«
»Im Publikum?«
»Auf der Leinwand auch. Das ist der Knaller.«
»Und jagen dir solche Filme Angst ein?«
Seine kleinen Augen weiteten sich. »Die guten schon.«
»Wie fühlst du dich dann?«
»Angespannt und zittrig. Ich bekomme am ganzen Körper Gänsehaut und möchte am liebsten schreien.« Er senkte die Hände, rieb sie aneinander und spähte zur Bar hinüber. »Genauso ist es, wenn ich Menschen Angst einjage.«
»Du fürchtest dich quasi vor dir selbst?«
»Es ist fantastisch.«
»Machst du das oft, dass du rumläufst und versuchst, andere zu verängstigen – und dich selbst gleich mit?«
»Ständig.«
Jack kehrte zurück. Er drückte Anthony eine Dose Coors in die Hand, bevor er sich neben Dani setzte und ihr eine Flasche Dos Equis überreichte. »Was hab ich verpasst?«, wollte er wissen und lächelte schief, als könnte er es kaum erwarten, sich dem Wahnsinn anzuschließen.
»Anthony hat mir gerade erklärt, dass er Leuten gern Angst einjagt.«
»Klingt spaßig. Für seine Opfer muss es besonders angenehm sein.«
»Ich verletze nie jemanden«, flüsterte er, als gäbe er ein wunderbares Geheimnis preis.
»Du willst also nur, dass sie vor lauter Panik zusammenzucken?«
»Ich will, dass sie vor lauter Panik schreien. «
»Also ist es so etwas wie ein Hobby.«
»Ein Hobby?« Anthony kicherte. Er trank einen Schluck Bier, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich bin der Meister des Schreckens. Sobald ich mit meinen Spezialeffekten berühmt geworden bin, wende ich mich der Produktionsseite zu. Ich werde Filme drehen, die dafür sorgen, dass die Zuschauer leichenblass aus den Kinos flüchten.«
»Wie nett, einen Burschen mit gesundem Ehrgeiz kennenzulernen«, lobte Jack sarkastisch.
Dani warf ihm mit gerunzelter Stirn einen Blick zu, dann sah sie wieder zu Anthony. »Also suchst du im Grunde genommen jemanden, der dir Starthilfe gibt.«
»Genau«, bestätigte er und trank einen Schluck Bier. »Und wer wäre dafür besser geeignet als die Königin der Horrorspezialeffekte?«
»Hast du den Artikel in Fangoria gelesen?«, fragte Jack.
»Oh ja. Und ich habe Danielles Filme gesehen – alle. Sie ist besser als Savini.«
»Danke«, sagte Dani.
»Wie bist du auf sie aufmerksam geworden?«
Mit einem selbstgefälligen Gesichtsausdruck holte Anthony seine Brieftasche hervor. Er nahm ein dickes Bündel von Zetteln aus dem Scheinfach, entfernte das Gummiband, das sie zusammenhielt, und fächerte sie auf. »Meine Sammlung«, erklärte er. Dann zog er ein Farbfoto, das er anscheinend aus einer Zeitschrift ausgeschnitten hatte, aus dem Stapel heraus und hielt es hoch. Aus der Ferne erinnerte das bärtige Gesicht an Jack.
»Rob Bottin«, erläuterte Anthony. Er zeigte ihnen ein weiteres Bild. »Dick Smith. Und hier sind Rick Baker, Tom Savini und Danielle Larson.«
Dani erkannte das Foto sofort. Es stammte aus dem Artikel in der Fangoria.
Lächelnd begann Anthony, seine Sammlung wieder zu verstauen. »Ich kenne die Gesichter von euch allen. Im vergangenen Monat habe ich die Augen offen gehalten, mich in der Nähe der Studios und angesagten Restaurants und Bars herumgetrieben. Ich wusste, dass ich früher oder später einen von euch finden würde.«
»Du bist ausgesprochen hartnäckig«, stellte Dani fest.
»Und innovativ«, fügte Jack hinzu.
»Ich bin froh, dass ich gerade dich zuerst aufgespürt habe. Du bist die Beste. Und die Schönste.«
Vor allem nackt bist du wunderschön.
»Wir werden ein großartiges Team abgeben«, erklärte Anthony.
»Davon bin ich überzeugt.«
Jack starrte sie ungläubig an.
Dani schenkte ihm keine Beachtung. »Morgen sind wir beschäftigt. Warum kommst du nicht am Samstag her? Dann zeigen wir dir ein paar Sachen und geben dir eine kleine Einführung.«
»Ehrlich?«
»Ja.«
»Um welche Uhrzeit?«
»Morgens. Wie wär’s um neun?«
»Prima!«
»Allerdings unter einer Bedingung.«
Anthony sackte zusammen und wirkte mit einem Mal niedergeschlagen.
»Keine Belästigungen mehr. Das bedeutet: kein Herumschleichen, kein Verfolgen, kein Einbrechen, kein
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