NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
Bespitzeln. Nichts davon. Sonst kannst du unsere Vereinbarung vergessen. Alles klar?«
»Alles klar!« Grinsend klopfte er auf die Armlehne des Sessels und hob seine Bierdose zum Toast. »Auf Danielle Larson. Du bist die Größte!«
Mit seinem jungenhaften Enthusiasmus wirkte er beinahe menschlich.
Dani lehnte sich gegen die Tür, schloss die Augen und verspürte grenzenlose Erleichterung, den seltsamen Jungen endlich los zu sein. Aber er würde zurückkommen. »Hältst du mich für durchgeknallt?«
»Eindeutig. Hast du noch nie das uralte Sprichwort gehört?«
»Welches?«
»Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.« Jack trat dicht an sie heran, legte ihr die Hände auf die Schultern und küsste sie. »Dieser Bursche ist wahnsinnig«, flüsterte er.
»Ich weiß.«
Sie stöhnte, als Jacks Hände in die Ärmel ihres Shirts hereinglitten und ihre Schultern massierten.
»Tut er dir etwa leid?«
»Himmel, nein«, entgegnete Dani. »Er jagt mir Angst ein.«
»Warum hast du ihn dann ermutigt?«
»Ich will ihn auf unserer Seite haben und nicht zum Gegner haben. Sei am Samstag nett zu ihm, ja?«
»Ich werde mich von meiner charmantesten Seite präsentieren.«
Die Hände erzeugten Wärme in Danis angespannten, schmerzenden Muskeln.
»Eine Bitte habe ich aber«, warf Jack ein.
»Hm?«
»Lass ihn nie ins Haus, wenn ich nicht da bin.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
12
Aus ihrem Auto, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte, beobachtete Linda, wie Joel sein Haus verließ. Er trat auf den Bürgersteig, lief mit schnellen Schritten und schwang dabei die Arme. Seine Lippen bewegten sich. Entweder sang er oder führte Selbstgespräche.
Linda startete den Motor. Sie fuhr los, wendete am Ende des Blocks und kam neben Joel zum Stehen. Beim Klang ihrer Hupe zuckte er zusammen, ging aber weiter.
»He, Joel, willst du mitfahren?«
Er schaute zu ihr herüber, zog den Kopf ein und schob die Sonnenbrille hoch. Unter den getönten Gläsern verengten sich seine Pupillen. »Linda?«
»Ja. Wohin bist du unterwegs?«
»Zur Apotheke.«
»Spring rein. Ich fahr dich hin.«
»Ach, das geht schon.«
»Na los!« Sie beugte sich über den Sitz und schwang die Beifahrertür auf.
»Also gut ...« Er zuckte mit den Schultern, dann kam er herüber und stieg ein. »Vielen Dank«, sagte er und schlug die Tür so heftig zu, dass der Wagen ins Schwanken geriet. »Ich will dir aber keine Umstände machen.«
»Ich bin ohnehin in die gleiche Richtung unterwegs.«
»Tja, danke noch mal.«
Linda fuhr wieder los. »Außerdem ist es schön, Gesellschaft zu haben. Seit dem Unfall hab ich kaum jemanden zu Gesicht bekommen.«
»Ja.« Er nickte und starrte stur geradeaus. »Das mit deinem Unfall war echt übel.«
»Solche Dinge passieren.«
»Aber jetzt geht es dir wieder gut?«
»Bestens, danke.«
»Gut. Das ist gut.« Er rieb die Hände an seinen Bermudashorts ab, dann stützte er einen Ellenbogen auf die Fensterleiste. »Das ist eindeutig besser, als zu laufen.«
»Ziemlich heiß heute.«
»Ja. Definitiv.«
»Drüben am Fluss ist es bestimmt schön.«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Ich bin unterwegs dorthin.«
»Ja?«
Linda deutete über die Schulter. Joel warf einen Blick auf den Rücksitz.
»Machst du ein Picknick?«
»Und ob. Ich habe ein Brathähnchen dabei und Bier in der Kühltasche.«
»Bier?«
»Jede Menge. Was hältst du davon, mitzukommen?«
»Ach, ich weiß nicht recht.«
»Komm schon, das wird toll.«
»Besser nicht. Ich muss dieses Zeug für meine Mutter besorgen.«
»Oh. Ist sie krank?«
»Nein, aber ...«
»Wenn es nicht so dringend ist, kannst du es doch auch später holen, oder?«
»Ich glaube schon, aber ich sollte trotzdem besser nicht mitkommen.«
»Schönen Dank auch«, sagte Linda.
Joel starrte mit gerunzelter Stirn seine Knie an.
»Was ist, bin ich etwa eine Aussätzige?«
»Nein!«
Linda schüttelte den Kopf und bemühte sich, deprimiert zu wirken. »Wahrscheinlich glaubst du, ein Mädchen wie ich hätte alles – einen Stammplatz bei den Cheerleadern, gute Noten, viele Freunde. Tja, dann hab ich Neuigkeiten für dich – ich bin trotzdem nur ein Mensch. Ich werde hungrig wie jeder andere auch. Ich schwitze. Ich mache mir Sorgen. Ich werde geil. Ich bin manchmal niedergeschlagen. Und ob du’s glaubst oder nicht, manchmal fühle ich mich sogar einsam.«
»Du?«
»Ja, ich. Die fabelhafte Linda Allison. Weißt du, von wem ich bisher immer zu Verabredungen
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