Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
dass es kein Mensch war, der sie tot sehen wollte. Es kam ihm zum wiederholten Male in den Sinn, dass sie ein Schlüssel zu einem seiner Rätsel sein könnte, da sie erst gejagt wurde, seitdem er ihr begegnet war. Nur weshalb? Wusste jemand von ihrer starken emphatischen Verbindung? Versuchte irgendwer über sie an ihn heranzukommen oder umgekehrt? Die Vorwürfe fraßen ihn auf, die Ahnungslosigkeit schürte seine Aggressivität, was er momentan weiß Gott nicht zusätzlich brauchte.
Cira regte sich im Schlafsalon der Luxusjacht, erwachte aus der Trance und er fühlte ihre verwirrten, ebenso wütenden Gefühle, die ein Schmunzeln auf seine Miene zauberten, obwohl er absolut nicht in Hochstimmung war. Sie war eine richtige Raubkatze, doch sie ahnte nicht, zu was sie fähig war. Jonas stellte den Autopiloten der ‚Silver Angel‘ auf das Ziel ein, überprüfte mental alle Anzeigen und rauschte durch die Pracht von Schwarz, Weiß und Kristall bis vor die Tür zu Nyls extravagantem Schlafzimmer. Er verdrängte die aufwallenden Empfindungen, wollte klopfen und eintreten, da hörte er ihre Stimme.
„Ja echt, mir geht es wirklich gut.“
Sie telefonierte, er hatte das Satellitentelefon vergessen. Er trat ein und war mit wenigen Schritten vor dem riesigen Bett, einem Traum aus Seide, das von schwarzem Marmor getragen inmitten des Raumes auf einer Empore stand. Spiegel formten die Rückseite, seidige, champagnerfarbene Kissen türmten sich davor und Cira saß im Schneidersitz, nicht im Geringsten durch sein plötzliches Eindringen überrascht und hielt den Zeigefinger hoch, um ihn aufzuhalten oder stillzuhalten oder abzuhalten … Er kochte vor Wut.
„Ja, Amy, da hat es schlimm ausgesehen, aber mir ist nichts passiert. Ja, Jonas hat mich wieder gerettet.“
Sie lief rot an und räusperte sich, doch Jonas hatte den obszönen Spruch von Amy mit seinem feinen Gehör vernommen.
„Er steht vor mir, sieht brummelig aus. Keine Ahnung … mach ich. Und bei dir?“
Was er jetzt hörte, verschlug ihm noch mehr die Sprache. Diese lebensmüde Reporterin behauptete am anderen Ende der Leitung, dass sie mit einem Schattenwandler Eis essen war und sie ein Foto von ihm hatte. Jonas machte einen Schritt zurück, zügelte die Emotionen. Irgendwo in seinem Hinterstübchen fragte er sich, wie sie dieses sogenannte Eisessen überlebt hatte. Schatten töteten ohne Gnade, vor allem freche, junge Dinger wie Amy, die verbal flott über das Ziel hinausschossen. Doch dieses Telefongespräch war noch aus weiteren Gründen wichtig, mit anzuhören. Es stellte sich kein schlechtes Gewissen ein, da es um das Überleben seiner Rasse ging, um das Weiterbestehen der Wesen inmitten des übermächtigen Homo sapiens. Die Menschen durften nicht von ihrer Existenz erfahren, würden sie vernichten, wie sie es mit allem taten, was sie nicht verstanden, was sie nicht kontrollieren konnten, was sie fürchteten. Er entschied sich, aus dem Raum zu gehen, um weiter zuzuhören, drehte sich auf dem Stiefelabsatz um, da hörte er, dass sie sich mit einem Kuss verabschiedete und auflegte. „Fertig?“
„Logo“, sie reckte das Kinn, „ich bezahl’s dir, sobald ich kann, ich bin keine Quasselstrippe.“ Sie stand auf, stapfte auf ihn zu und tippte ihm permanent hart auf die Brust. „Und ich bin auch kein kleines Kind und verbiete es mir, so behandelt zu werden. Es ist eine Frechheit, dass du mich gegen meinen Willen aus meinem Leben reißt, aber eines sage ich dir, egal, wie du das machst, hypnotisiere mich noch ein einziges Mal und ich bin weg!“
Jonas packte ihre Hände vor seinem Oberkörper, bog sie ihr blitzschnell auf den Rücken, drückte sie an sich, ging in die Knie und sprang mit ihr im Arm in einem langen Satz auf die Matratze des Bettes. Sie landete sanft unter ihm, ihre und seine Arme hatte er im Flug nach vorn gezogen, damit sie nicht darauf fiel. Er stützte sich mit den Knien beidseits ihrer Oberschenkel ab, kauerte über ihr wie ein Raubtier, die Berührung verglühte ihm fast die Haut, doch sein Gesicht kam erst eine Handbreit vor ihrem zum Stillstand. Er wartete, bis ihr erschreckter Schrei erstickte, sah ihr unverwandt tief in die blau schillernden Augen.
„Du gehörst zu mir!“
Er erschrak vor der eigenen Stimme. Abgrundtief, herrisch und unbeugsam, nahezu brutal hatte die Bestie, die dicht an der Oberfläche lauerte, in ihm ausgesprochen, was er niemals hatte sagen wollen. Ihre plötzliche Furcht wandelte sich in Wut, ebenso
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