Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
bereits hin. „Das ist so peinlich.“
Sie nuschelte, presste sich die Tagesdecke vor die zerknautschte Nachtwäsche, sich vor den Mund und ihr Unbehagen schwappte derart energisch zu ihm herüber, dass sein Beschützerinstinkt sich rasend schnell an die Oberfläche seines Bewusstseins schob. Er machte einen Schritt nach vorn, nahm sie in den Arm, um gleich darauf zu spüren, wie sie sich unter den Händen verkrampfte. Er war ein Idiot.
„Ähm, falls du dich frisch machen möchtest …“ Er ließ das Licht auf das Maximum hochfahren, wusste nicht genau, was Menschen an Helligkeit zum Sehen brauchten und ging ihr voraus bis zu einer Badezimmertür. Er öffnete für sie und trat zurück.
„Wow, danke.“
Sie huschte an ihm vorbei, schloss hinter sich ab und kontrollierte die Tür, indem sie an dem Griff rüttelte. Jonas fuhr sich mit der Hand durchs Haar, während er zwischen dem Cockpit und dem Badezimmer auf und ab stapfte. Was machte er nur mit ihr? Was machte sie mit ihm? Nyl hatte recht, er dürfte sich nicht in ihrer Nähe aufhalten können, vor allem nicht so intensiv und lange. Es kursierten viele Gerüchte und Geschichten, aber ausschließlich in die Richtung, dass die Gerichtsurteile der Fürsten, meist verbunden mit einem strafenden Fluch, streng eingehalten wurden, dass sie einige als ungerecht empfanden. Niemals in der Vergangenheit war zu vernehmen gewesen, dass ein Urteilsspruch nicht wirkte. Ob ihn sein Schwur vor dem Ältesten von Cira ferngehalten hätte? War der Fluch schiefgegangen und die Verbindung mit ihr die Strafe?
Ein Schwall wohliger Schauder überrollte ihn unverhofft, dass er beinahe aufstöhnend in die Knie ging. Sein Puls begann zu rasen, katapultierte Blut durch den Kreislauf, Muskelkontraktionen zuckten und ließen ihn hart werden. Ein leises Stöhnen entwich seinen Lippen. Sie genoss die Dusche, nackt, seifte sich ein, wusch sich das seidige Haar, Schaum lief mit dem Wasser über den grazilen Rücken, den wohlgeformten Hintern, die Schenkel hinab … fuck! Brutal würgte er die sehnsüchtigen Gefühle ab, versuchte es zumindest. Er hatte sich entschieden, entscheiden müssen! Er konnte nicht von ihr getrennt sein, also musste sie bei ihm sein und er musste sich verdammt noch mal zusammenreißen … oder? Es blieb die Möglichkeit, sie bei Ny’lane zu lassen und er hätte Zeit, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern. Er ballte die Fäuste bei dem flüchtigen Gedanken daran. Nyl vertraute er mehr als sein Leben an, seine Familie, sein Vermögen, alles – nur nicht Cira. Und Nyl war alles, was er hatte. Doch er machte sich nichts vor. Ny’lane war süchtig nach weiblichem Blut, frönte seiner Sucht mit Hingabe. Jonas hatte ihn nie gefragt, warum und es ihm nie vorgeworfen und würde jetzt nicht damit beginnen. Nyl blieb einer der wenigen Nachtklubbesitzer, der Blutsklavinnen anbot und sie gleichzeitig verehrte, ihnen kein Leid zufügte, sie vor Unheil beschützte, verwöhnte mit dem, was er zu geben hatte. Das ‚Ekstase‘ genoss einen weltweiten Ruf, ebenso Ny’lane, der ‚Silver Angel‘. Auch, wenn Nyl seinen Pegel jederzeit auf fast voll hielt, würde Jonas es nicht riskieren, Cira mit ihm allein zu lassen. Und er? Hatte er sich unter Kontrolle?
Er schnaufte abfällig. In seinem Leben hatte er mehrfach eindrucksvoll bewiesen, dass er sich eben nicht beherrschen konnte,dass er schwach war. Hatte er Cira aus diesem Grund zu sich geholt, weil er es nicht schaffte, ihr fernzubleiben – sie ihrem Schicksal zu überlassen? Er blieb ruckartig stehen, als er das Schloss des Badezimmers vernahm und Cira heraustrat. Sie raubte ihm den Atem.
Sie lächelte ihm zu, Dankbarkeit erfüllte die Kabine, während sie einige Schritte auf ihn zu ging, sich dann aber an der Ecke der futuristischen Bar festhielt. Jonas’ Körper glich den Sinkflug des Jets ohne bewusste Handlung oder Bewegung aus, er hätte es nicht bemerkt, hätte Cira nicht das Bedürfnis gehabt, sich festzuhalten.
„Wir landen? Auf den Bahamas?“
Er nickte, bot ihr einen der Ledersessel des Salons an, doch sie verschwand hinter der Bar und hielt einen Apfel hoch, lächelte verlegen.
„Darf ich?“
Fast hätte er laut über seine Dummheit geflucht. Er war es wirklich nicht gewohnt, Menschen um sich zu haben. „Natürlich. Wenn wir gelandet sind, bekommst du etwas Richtiges.“
Sie biss herzhaft hinein, setzte sich ihm gegenüber in den Sessel und schnallte sich an. „Gewohnheit.“ Sie grinste, dann wurde
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