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NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

Titel: NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis
Autoren: Lisa J. Smith
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Fenster.
    Gestern Nacht... oh ja. Sie konnte sich vage daran erinnern, dass ihre Mom und Mrs Bealer, Ihre Nachbarin, sie vom Krankenhaus zu Mrs Bealers Wagen geführt hatten. Sie erinnerte sich auch, dass die beiden sie nach oben gebracht, sie ausgezogen und ins Bett gelegt hatten. Danach hatte sie stundenlang wunderbarerweise nichts gedacht.
    Und jetzt war sie wach und ausgeruht, und ihr Kopf war klar. Sie wusste genau, was sie tun musste, noch bevor sie die Beine unter den Decken hervorzog.
    Sie betrachtete den alten Snoopy-Wecker auf ihrem Nachttisch, und ein Schreck durchfuhr sie. Zwölf Uhr fünfunddreißig. Kein Wunder, dass sie sich ausgeruht fühlte.
    Geschickt und ohne ein Geräusch zu machen, zog sie eine Levis und ein graues Sweatshirt an. Kein Make-up. Sie fuhr sich nur einmal mit dem Kamm durchs Haar.
    Dann hielt sie inne, um zu lauschen. Nicht nur auf das Haus, sondern auf sich selbst. Auf die Welt in ihrem eigenen Gehirn.
    Totenstille. Nichts regte sich. Natürlich bedeutete das gar nichts.
    Gillian kniete sich hin und zog den Schuhkarton unter ihrem Bett hervor. Die Wachspuppen waren gruselig, rot und grün, wie eine abscheuliche Parodie auf Weihnachten. Ihr erster Impuls beim Anblick dieses giftigen Grüns war es, sich das Ganze vom Hals zu schaffen. Bei der einen Puppe die Hand abzubrechen und bei der anderen den Kopf.
    Aber darüber, was das für Tanya und Kim bedeuten würde, wollte sie nicht nachdenken. Stattdessen zwang sie sich, ein Wattestäbchen aus dem Badezimmer zu holen, es in Wasser zu tauchen und das irisierende, grüne Pulver wegzutupfen.
    Sie weinte, während sie das tat. Sie versuchte, sich zu konzentrieren, wie sie es getan hatte, als sie den Zauber bewirkte, versuchte, die Hand der realen Tanya vor sich zu sehen, zu sehen, wie sie heilte und gesund wurde.
    »Jetzt möge mir die Macht der Worte der Hekate gegeben werden«, flüsterte sie. »Nicht ich bin es, die sie spricht, nicht ich bin es, die sie wiederholt; es ist Hekate, die sie spricht, sie ist es, die sie wiederholt.«
    Als sie das Pulver abgetupft hatte, legte sie die Puppen wieder in den Karton. Dann putzte sie sich die Nase und stöberte in dem Stapel auf ihrem Schreibtisch, bis sie ein kleines, mit rosafarbenen Blumen verziertes Adressbuch fand.
    Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, das Telefon neben sich, und blätterte das Buch durch.
    Da.
    Daryl Novaks Handynummer.
    Sie wählte schnell und schloss die Augen. Geh ran. Geh ran.
    »Hallo«, sagte eine träge Stimme.
    Sie riss die Augen auf. »Daryl, hier ist Gillian. Du musst mir einen riesigen Gefallen tun, und du musst ihn mir jetzt tun. Und ich kann nicht einmal erklären, warum...«
    »Gillian, ist alles in Ordnung mit dir? Alle haben sich solche Sorgen um dich gemacht.«
    »Mir geht es gut, aber ich kann nicht reden. Du musst Amy Nowick finden; sie hat...« - Gillian dachte hektisch nach, - »... ähm gerade Chemie. Du musst ihr sagen, dass sie an die Ecke Hazel Street und Applebutter Street fahren und dort auf mich warten soll.«
    »Du willst, dass sie die Schule verlässt?« »Sofort. Sag ihr, ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber ich brauche ihre Hilfe. Es ist wirklich wichtig.«
    Sie erwartete Fragen. Aber stattdessen sagte Daryl nur: »Überlass alles mir. Ich werde sie finden.«
    »Danke, Daryl. Du bist eine Lebensretterin.«
    Gillian legte auf und suchte nach ihrer Winterjacke. Dann klemmte sie sich den Schuhkarton unter den Arm und ging sehr leise die Treppe hinunter.
    Aus der Küche konnte sie Stimmen hören. Eine tiefe Stimme - die ihres Dads. Ein Teil von ihr wollte zu ihm laufen.
    Aber was würden ihre Eltern tun, wenn sie sie sahen? Sie würden sie beschützen und dick einmummeln, sie würden sie hier behalten. Sie würden nicht begreifen, was sie tun musste.
    Es kam natürlich nicht infrage, ihnen die Wahrheit zu sagen. Sie würden ihr lediglich noch eine Spritze verschaffen. Und irgendwann vielleicht einen Besuch in der psychiatrischen Anstalt, in der ihre Mutter gewesen war. Alle würden denken, dass Wahnvorstellungen in der Familie lagen.
    Verstohlen schlich sie zur Haustür, öffnete sie leise und schlüpfte hinaus.
    Irgendwann im Laufe der Nacht hatte es geregnet und dann gefroren. Eis hing wie Tautropfen von den Zweigen des Hickorybaums im Garten.
    Gillian zog den Kopf ein und lief die Straße hinunter. Sie hoffte, dass niemand sie sah, aber sie hatte das Gefühl, dass Augen sie von kahlen Zweigen und aus Schatten beobachteten.
    An
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