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Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate

Titel: Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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gefoltert. Gott weiß, wie lange – ich bin nur froh, dass ich nicht mehr mit ansehen musste.
    Aber es gab den Dingen eine andere Wendung, nicht wahr? Sie wusste zwar noch immer nicht, wie die Geschichte endete. Und sie war sich nicht sicher, ob sie es überhaupt wissen wollte. Aber es war schwer, ihm die Schuld an dem zu geben, was auch immer anschließend geschehen war.
    Ein schreckliches Gefühl breitete sich in Hannahs Magen aus. All diese Dinge, die ich ihm an den Kopf geworfen habe – furchtbare Dinge, dachte sie. Warum habe ich all das gesagt? Ich war so wütend – ich habe vollkommen die Kontrolle verloren. Ich habe ihn gehasst, und ich wollte ihm nur noch weh tun. Ich dachte wirklich, er müsse böse sein, durch und durch böse. Ich habe ihm gesagt, er solle für immer verschwinden.
    Wie konnte ich das tun? Er ist mein Seelengefährte.
    Es war eine seltsame Leere in ihr, als sei sie wie ein vom Blitz getroffener Baum ausgehöhlt worden.
    In der Leere flüsterte eine Stimme wie ein kühler, dunkler Wind: Aber du hast Paul gesagt, dass er dich wieder und wieder getötet habe. Ist das zu rechtfertigen? Er ist ein Vampir, ein Raubtier, und das macht ihn von Natur
aus böse. Vielleicht kann er nicht ändern, was er ist, aber das ist kein Grund, dich deswegen abermals vernichten zu lassen. Wirst du ihm auch in diesem Leben erlauben, dich zu töten?
    Sie war hin und her gerissen zwischen Mitleid mit ihm und dem tiefen Instinkt, der ihr sagte, dass er gefährlich war. Die kühle Windstimme schien die Stimme der Vernunft zu sein.
    Bitteschön, habe Mitleid mit ihm, sagte sie. Nur halte ihn von dir fern.
    Sie fühlte sich besser, nachdem sie zu einer Entscheidung gelangt war, auch wenn es eine Entscheidung war, die nichts gegen die Taubheit in ihrem Herzen ausrichten konnte. Sie schaute sich in ihrem Zimmer um, richtete den Blick auf die Uhr neben ihrem Bett und blinzelte.
    Oh mein Gott – Schule.
    Es war Viertel vor sieben, und es war Freitag. Die Sacajawea-Highschool schien Lichtjahre entfernt zu sein, wie ein Ort, den sie in einem früheren Leben besucht hatte.
    Aber das ist sie nicht. Sie gehört zu deinem Leben, dem einzigen, das zählt. Du musst all die anderen Sachen über Wiedergeburt und Vampire und die Nachtwelt vergessen. Du musst ihn vergessen.
    Du hast ihn fortgeschickt, und er ist weg. Leben wir also einfach in der normalen Welt weiter.

    Allein bei dem Gedanken daran fühlte sie sich steif und eisig, als habe sie gerade kalt geduscht. Sie nahm eine echte Dusche, zog sich eine frische Jeans und eine Bluse an und frühstückte mit ihrer Mutter, die sie mehrmals nachdenklich musterte, aber keine Fragen stellte, bis sie beinahe fertig waren.
    Dann fragte sie: »Ist gestern Abend bei Dr. Winfield alles gut gelaufen?«
    War das wirklich erst gestern Abend gewesen? Hannah kam es so vor, als läge ihre Sitzung bei dem Therapeuten schon eine Woche zurück. Sie kaute auf einem Bissen Cornflakes herum und antwortete schließlich. »Ähm, warum?«
    »Weil er angerufen hat, während du unter der Dusche warst. Er wirkte …« Ihre Mutter brach ab und suchte nach einem Wort. » Ängstlich. Schlimmer als besorgt, wenn auch nicht ganz so schlimm wie hysterisch.«
    Hannah schaute ihrer Mutter ins Gesicht, ein schmales, intelligentes und von der Sonne Montanas gebräuntes Gesicht. Ihre Augen waren eher blau als Hannahs grau waren, aber sie waren direkt und scharfsichtig.
    Sie wollte ihrer Mutter die ganze Geschichte erzählen – wenn sie Zeit dazu hatte, und vor allem nachdem sie Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken. Es bestand keine Eile. Das alles lag jetzt hinter ihr, und es war schließlich nicht so, als brauchte sie einen Rat.
    »Paul ist oft ängstlich«, erwiderte sie wohlüberlegt
und bewegte sich dabei am Rande, wenn auch am sauberen Rande der Wahrheit. »Ich denke, deshalb ist er überhaupt Psychologe geworden. Er hat gestern so eine Hypnosesache bei mir versucht und es hat nicht direkt funktioniert.«
    »Hypnose?« Ihre Mutter zog die Augenbrauen hoch. »Hannah, ich weiß nicht, ob du dich darauf einlassen …«
    »Keine Sorge; das tue ich nicht. Es ist vorbei. Wir werden es nicht noch einmal versuchen.«
    »Ich verstehe. Nun, er sagte, du solltest ihn anrufen, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Ich denke, er möchte dich bald sehen.« Sie beugte sich plötzlich vor und ergriff Hannahs Hand. »Schätzchen, fühlst du dich besser? Hast du immer noch schlimme Träume?«
    Hannah wandte den Blick ab.

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