Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate

Titel: Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
ein Geschöpf, das nicht zu töten war.
    Arno war der Erste, der mit seinem Speer zustieß. Die Speerspitze aus weißlich grauem Feuerstein bohrte sich in die Seite des Fremden, und Blut floss. Hana sah es; sie war aus der Höhle gerannt, weil sie immer noch versuchte, einen Weg zu finden, die Ereignisse aufzuhalten.
    Sie sah auch, wie das Blut zu fließen aufhörte, als die Wunde des Jungen sich schloss.
    Überall um sie herum keuchten die Menschen auf. Arno, der aussah, als könne er seinen Augen nicht trauen, stach abermals zu. Und beobachtete mit offenem Mund, wie die zweite Wunde blutete und sich dann ebenfalls schloss. Er versuchte es weiter. Nur die Wunden, bei denen der Speer auch mit dem hölzernen Schaft in den Leib des Jungen getrieben worden waren, blieben offen.
    Eine der Frauen flüsterte: »Er ist ein Dämon.«
    Alle hatten Angst. Aber niemand rückte von dem Fremden ab. Er war zu gefährlich, um aufzugeben. Und sie waren viele und er war allein.
    Hana sah, wie in den Gesichtern ihres Stammes etwas
passierte. Etwas Neues und Furchtbares. Die Angst vor dem Unbekannten veränderte sie, machte sie grausam. Sie verwandelten sich von Menschen, die im Wesentlichen gut waren und die niemals auch nur ein Tier foltern würden, indem sie seinen Tod in die Länge zogen, in Menschen, die einen Mann folterten.
    »Er mag ein Dämon sein, aber er blutet trotzdem«, sagte einer der Jäger atemlos, nachdem er mit seinem Speer zugestoßen hatte. »Er fühlt Schmerz.«
    »Holt eine Fackel«, sagte jemand anderer. »Mal sehen, ob er brennt!«
    Und dann wurde es noch schrecklicher. Hana hatte das Gefühl, als befände sie sich mitten in einem Unwetter, währenddessen sie zwar die Dinge sehen, aber hin und her gestoßen wurde und deshalb nichts dagegen unternehmen konnte. Menschen rannten durcheinander. Menschen holten Fackeln, steinerne Äxte, verschiedene Arten von Steinmessern. Der Stamm hatte sich in ein Wesen verwandelt, das sich an seiner eigenen Gewalt labte. Es war vernunftlos und unaufhaltsam.
    Hana warf einen verzweifelten Blick zur Höhle hinüber, wo die Alte Mutter auf ihrer Pritsche lag. Aus dieser Richtung war keine Hilfe zu erwarten.
    Menschen schrien, setzten den Fremden in Brand, bewarfen ihn mit Steinen. Der Fremde fiel blutüberströmt nieder, und aus seinen Brandwunden stieg Rauch auf. Er lag auf dem Boden, unfähig, sich zu wehren. Aber trotzdem
starb er nicht. Er versuchte nur, weiter wegzukriechen.
    Hana schrie selbst, schrie und weinte, schlug auf die Schultern eines Jägers ein, der sie zurückzog. Und es ging weiter und weiter. Selbst die kleinen Jungen waren jetzt mutig genug, um herbeizulaufen und den Fremden mit Steinen zu bewerfen.
    Und er starb noch immer nicht.
    Hana befand sich in einem Albtraum. Ihre Kehle war wund vom Schreien. Die Welt um sie herum wurde grau. Sie konnte es nicht länger ertragen zuzusehen; sie konnte den Geruch von Blut und brennendem Fleisch nicht mehr ertragen, das Geräusch von Schlägen. Aber sie konnte nirgendwohin. Es gab keinen Ausweg. Dies war ihr Leben. Sie musste hierbleiben und den Verstand verlieren …

KAPITEL ACHT
    Keuchend richtete Hannah sich im Bett auf.
    Sekundenlang wusste sie nicht, wo sie war. Durch eine Ritze in ihren Vorhängen konnte sie das graue Licht der Morgendämmerung sehen – genauso wie Hanas graue Morgendämmerung -, und sie dachte, dass sie vielleicht noch immer in dem Albtraum gefangen war. Aber dann gewannen langsam die Gegenstände im Raum Kontur. Ihre Regale, vollgestopft mit Büchern und gekrönt von dem eindrucksvollen Fossil eines Trilobiten, das auf einem Ständer thronte. Ihre Kommode, auf der sich Dinge stapelten, die an andere Plätze gehört hätten. Ihre Poster von Velociraptor und T. Rex.
    Ich bin ich. Ich erinnere mich an mich.
    Sie war noch nie so glücklich gewesen, sie selbst zu sein oder erwacht zu sein.
    Aber dieser Traum, den sie gerade gehabt hatte – das war ihr tatsächlich widerfahren. Vor langer Zeit, sicher, aber es reichte nicht so weit in die Vergangenheit zurück wie zum Beispiel die Zeit, als T. Rex gelebt hatte. Ganz zu schweigen von dem Trilobiten auf ihrem Regal. Für Mutter Erde waren einige tausend Jahre wie gestern.
    Und es war alles real, das wusste sie jetzt. Sie akzeptierte
es. Sie war eingeschlafen, und ihr Unterbewusstsein hatte den Schleier der Vergangenheit zurückgezogen und ihr erlaubt, mehr von Hanas Geschichte zu sehen.
    Thierry, dachte sie. Die Mitglieder von Hanas Stamm haben ihn

Weitere Kostenlose Bücher