Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
nachdenken, wie böse Thierry war. Sie fühlte sich leer und voller Qual.
Erst als sie in ihr eigenes Zimmer stolperte, erinnerte sie sich daran, auf ihre rechte Hand zu blicken.
Am Ringfinger steckte ein Ring. Er war aus Gold gemacht und einem anderen Material, bei dem es sich entweder um Weißgold oder Silber handeln musste. Geformt
war er wie eine Rose; der Stiel wand sich um den Finger und formte den Ring. In die Blüte waren winzige Steine eingelassen – schwarze, durchsichtige Steine. Schwarze Diamanten?, fragte Hannah sich.
Er war wunderschön. Ein exquisites Kunstwerk. Jedes zarte Blatt und jeder winzige Dorn waren perfekt. Aber eine schwarze Blume?
Es ist ein Symbol der Nachtwelt, sagte ihr Verstand. Ein Symbol von Leuten, die zu Vampiren gemacht wurden.
Es war wieder die kühle Windstimme. Zumindest verstand Hannah diesmal, was sie sagte – als die Stimme ihr beim letzten Mal Ratschläge über Silber und Wölfe gegeben hatte, war sie vollkommen verwirrt gewesen.
Thierry hatte gewollt, dass sie den Ring trug; er behauptete, dass er sie beschützen würde. Aber so wie sie ihn kannte, war es wahrscheinlich nur ein weiterer Trick. Wenn der Ring mit Zaubern belegt war, handelte es sich wahrscheinlich um Zauber, die ihm dabei helfen sollten, ihren Geist zu kontrollieren.
Es kostete Hannah fast eine Stunde, den Ring herunterzubekommen. Sie benutzte Seife und Butter und Vaseline und zog und drehte, bis der Finger rot geschwollen war und schmerzte. Sie holte ihr Werkzeug zur Bearbeitung von Fossilien, um damit die Windungen des Rosenstiels auseinanderzuhebeln. Nichts funktionierte, bis das Werkzeug ihr schließlich abrutschte und Blut aus
einem flachen Schnitt quoll. Als das Blut den Ring berührte, schien er sich zu lockern, und Hannah riss ihn hastig herunter.
Dann hörte sie auf zu keuchen. Der Kampf mit dem kleinen Stück Metall hatte sie erschöpft, und sie war außerstande, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Sie warf den Ring in ihren Abfallkorb und stolperte zum Bett.
Ich bin müde … Ich bin so müde. Ich werde morgen über alles nachdenken und versuchen, mein Leben auf die Reihe zu kriegen. Aber für den Augenblick … bitte, lass mich einfach schlafen.
Als sie im Bett lag, konnte sie spüren, dass ihr Körper von Adrenalin vibrierte, und sie hatte Angst, dass sie nicht würde schlafen können. Aber so angespannt sie auch war, ihr Geist war zu umnebelt, um wach zu bleiben. Sie drehte sich einmal um und ließ das Bewusstsein los. Hannah Snow schlief ein.
Hana von den Drei Flüssen schlug die Augen auf.
Kalt und trostlos stand Hana am Fluss und spürte, wie der Wind durch sie hindurchblies. So allein.
In diesem Moment brach Arno aus den Büschen am Flussufer.
Bei ihm waren mehrere Jäger und sie alle hatten Speere. Sie rannten hinter dem Fremden her. Hana schrie eine Warnung, aber sie wusste, dass er keine Chance hatte.
Weit entfernt in der Dunkelheit konnte sie einige Minuten lang Chaos hören. Und dann sah sie den Fremden, der – umringt von Arnos Jägern – zurückgetrieben wurde.
»Arno – tu ihm nichts! Bitte!«, rief Hana verzweifelt und versuchte, den Männern den Rückweg zu versperren. »Verstehst du denn nicht? Er hätte mich verletzen können, und er hat es nicht getan. Er ist kein Dämon! Er kann nichts für das, was er ist!«
Arno stieß sie mit der Schulter beiseite. »Glaub nicht, dass du ohne eine Strafe davonkommen wirst.«
Hana folgte ihnen zur Höhle hinauf, und ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen.
Als alle, die von Arnos Jäger geweckt worden waren, verstanden, was vor sich ging, färbte der Himmel sich bereits grau. Es war fast Morgen.
»Du hast gesagt, wir sollten abwarten und feststellen, ob die Erdgöttin dir im Schlaf etwas über den Dämon erzählen würde«, sagte Arno zur Alten Mutter. »Hat sie es getan?«
Die Alte Mutter sah Hana bekümmert an, dann wandte sie sich wieder Arno zu. Sie schüttelte den Kopf. Als sie zu sprechen begann, übertönte Arno ihre Worte.
»Dann töten wir ihn und bringen es hinter uns. Führt ihn nach draußen.«
»Nein!«, schrie Hana. Es nutzte nichts. Sie wurde von starken Händen festgehalten. Der Fremde warf ihr einen
Blick zu, als er in einem Ring aus Speeren aus der Höhle getrieben wurde.
Das war der Punkt, an dem das wahre Grauen begann.
Aus einem Grund, den Hana sich niemals hätte träumen lassen, von dem sie sicher war, dass nicht einmal die Schamanen davon gehört hatten.
Der Fremde war
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