Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
werden.
»Ich finde es wirklich nicht richtig, wie du zwischen mir und Hellewise hin und her schwankst«, bemerkte sie beiläufig, während sie sich auf die nackte Erde setzte. »Also habe ich beschlossen, das Problem zu lösen. Du wirst mir gehören, jetzt und für immer.«
Sie griff nach seiner Hand. Ihre Finger waren sehr schlank und sehr kalt – und unglaublich stark. Thierry konnte sich ihnen nicht entziehen. Er starrte wie ein Idiot mit offenem Mund auf seine Hand.
Das war der Moment, in dem er hätte anfangen sollen zu brüllen, in dem er hätte um sich schlagen oder irgendetwas tun sollen, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen und zu entkommen. Aber Maya schien ihn mit ihrem Blick festzuhalten, wie eine Schlange einen Vogel festhielt. Sie war unnatürlich und böse … Aber sie war so schön.
Es war das erste und das letzte Mal, dass Thierry von der Schönheit des puren Bösen fasziniert sein sollte – aber es reichte aus. Von diesem Moment an war er verdammt. Er hatte sich selbst verdammt.
Ein Augenblick des Zögerns. Für den er einen unvorstellbar hohen Preis zahlen würde.
»Es ist gar nicht so schlimm«, sagte Maya, die ihn immer
noch mit ihren schrecklichen und liebreizenden Augen fixierte. »Es gibt einige Dinge, die ich regeln musste – einige Dinge, die ich nicht erwartet habe. Ich dachte, es wäre genug, das Blut der Babys zu trinken, aber nein.«
Thierry war übel geworden.
»Anscheinend habe ich diese Zähne nicht grundlos bekommen. Wie es aussieht, muss ich jeden Tag das Blut eines sterblichen Wesens trinken, oder ich sterbe. Es ist unbequem, doch damit kann ich leben.«
Thierry flüsterte etwas, das begann mit: »Oh Hekate, Dunkle Mutter …«
»Hör auf damit!« Maya machte eine scharfe Handbewegung. »Nicht beten, bitte, und schon gar nicht ein Gebet, das an diese alte Vettel gerichtet ist. Ich bin keine Hexe mehr. Ich bin etwas vollkommen Neues – ich nehme an, ich sollte mir einen Namen für mich selbst ausdenken. Nachtjägerin … Bluttrinkerin … Ich weiß nicht, die Möglichkeiten sind endlos. Ich werde eine neue Rasse gründen, Theorn. Wir werden besser sein als die Hexen, stärker, schneller – und wir werden ewig leben. Wir werden niemals sterben, daher werden wir über alle herrschen. Und du wirst der erste sein, den ich verwandle.«
»Nein«, sagte Thierry. Er glaubte noch immer, er habe eine Wahl.
»Doch. Ich werde ein Baby bekommen – nicht von dir, fürchte ich; ich denke nicht, dass du dazu in der Lage sein wirst -, und das Baby, ein Sohn, wird mein Blut haben.
Und ich werde mein Blut anderen Leuten geben, so wie ich es jetzt dir geben werde. Eines Tages wird es niemanden mehr auf der Welt geben, der nicht mein Blut hat. Es ist ein hübscher Gedanke, nicht wahr?« Sie stützte das Kinn auf eine Faust und ihre Augen glitzerten.
»Hellewise wird dich aufhalten«, erklärte Thierry entschieden.
»Meine Schwester? Nein, das glaube ich nicht. Erst recht nicht, da ich dich haben werde, der mir hilft. Sie mag dich, weißt du. Es wird ihr schwerfallen, jemanden zu töten, den sie so sehr mag.«
»Das wird sie auch nicht müssen. Ich werde dich töten«, knurrte Thierry.
Maya lachte laut auf.
»Du? Du? Kennst du dich denn immer noch nicht? Du bist kein Mörder – du hast nicht den Mumm dafür. Das wird sich natürlich ändern, nachdem ich dir mein Blut gegeben habe. Aber dann wirst du mich nicht mehr töten wollen. Du wirst dich mir anschließen – und glücklich sein. Du wirst schon sehen.« Sie rieb sich die Hände, als sei eine schwierige Verhandlung vollendet und ein Ergebnis erzielt worden. »Also, lass es uns tun.«
Er war stark. Er hatte einen guten Wurfarm – mit einem Speer oder einem Spieß traf er sein Ziel mit tödlicher Sicherheit. Aber sie war um so vieles stärker, dass sie mit ihm verfahren konnte wie mit einem Baby. Zuerst hielt sie ihm den Mund zu – denn mittlerweile war selbst
dem dummen Thierry klar geworden, dass er übel in der Klemme steckte und Hilfe brauchte.
Es war kein Geräusch eines Kampfes zu hören, als sie ihn danach in die Büsche schleppte.
»Ich fürchte, es wird weh tun«, sagte sie. Sie lag auf ihm, und ihre Augen glitzerten. Sie war erregt. »Zumindest scheinen all die Tiere, die ich gefangen habe, es sehr unangenehm gefunden zu haben. Aber ich tue es zu deinem eigenen Wohl.«
Dann riss sie ihm die Kehle auf.
Jedenfalls fühlte es sich so an. Und das war der Moment, in dem ihm klar wurde, wozu diese
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