NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
hinten - nicht grob, sondern mit unwiderstehlicher Sicherheit und Präzision. Bevor Rashel Zeit hatte zu schreien, verspürte sie ein heißes Brennen. Sie fühlte Zähne, Vampirzähne, lang und unglaublich fein zugespitzt ihr Fleisch durchstoßen.
Das ist es. Das ist der Tod.
Panik stieg in ihr auf. Aber es war natürlich nicht der Tod - noch nicht. Durch einen einzigen Austausch von Blut würde sie sich nicht einmal in einen Vampir verwandeln. Nein. Stattdessen würde es eine langsame Folter sein... Tage der Qual... Schmerzen...
Sie wartete auf den Schmerz.
Stattdessen verspürte sie eine seltsame Wärme und Trägheit. Trank er wirklich ihr Blut? Alles, was sie wahrnehmen konnte, waren Quinns Mund, der an ihrem Hals saugte, und seine Arme, die sie fest umfangen hielten. Und... seinen Geist.
Es geschah alles gleichzeitig. In einer jähen, lautlosen Explosion wurde sie von weißem Licht verschlungen. Es flammte um sie herum auf. Sie trieb darin. Quinn trieb darin. Es leuchtete um sie herum und durch sie hindurch, und sie konnte eine Verbindung zu Quinn spüren, neben der ihre frühere Verbindung wie eine fehlerhafte Telefonleitung erschien.
Sie kannte ihn. Sie konnte ihn sehen, seine Seele, wie man es auch immer nennen wollte, was immer es auch war, das ihn zu John Quinn machte. Es war, als trieben sie zusammen in einer anderen Dimension in nacktem, weißem Licht, das alles entblößte und unbarmherzig auch die geheimsten Stellen beleuchtete.
Und wenn jemand sie vorher gefragt hätte, hätte Rashel gesagt, dass das grauenhaft wäre, und sie wäre um ihr Leben gerannt, um dem zu entkommen.
Aber es war nicht grauenhaft. Sie konnte schreckliche, dunkle Dinge in Quinns Geist sehen und schreckliche, dunkle Dinge in ihrem. Verworrene, dornige, beängstigende Teile voller Wut und Hass. Aber es gab auch so viele andere Teile - einige davon beinahe ungenutzt -, die schön waren und stark und unversehrt. Da war so viel Potenzial.
Regenbogenorte, die sich danach sehnten zu wachsen.
Andere Teile, die im Licht zu beben schienen und verzweifelt darauf hofften, erweckt zu werden.
Wir verlangen so wenig von uns selbst, dachte Rashel voller Staunen. Wenn jeder so ist - wir verkrüppeln uns so furchtbar. Wir könnten so viel mehr sein...
Ich will nicht, dass du mehr bist. So wie du jetzt bist, bist du schon erstaunlich genug.
Es war Quinn. Nicht einmal seine Stimme, nur - Quinn. Seine Gedanken. Und Rashel wusste, dass ihre Gedanken in seinen Geist flossen, auch ohne dass sie die geringste Anstrengung unternahm.
Du weißt, was ich meine. Ist das nicht seltsam? Geschieht das immer mit Vampiren?
In meinem Leben ist noch nie etivds Derartiges geschehen, antwortete Quinn.
Was er empfand, war noch mehr, und Rashel konnte es direkt spüren, konnte es in einer schwindelerregenden, süßen Welle spüren. Zwischen ihnen war ein Verständnis, das tiefer ging, als es Worte jemals hätten vermitteln können.
Was auch immer mit ihnen geschah, wie auch immer sie an diesen Ort gekommen waren, eines war offensichtlich. In dem weißen Licht, das ihr Innerstes enthüllte, war klar, dass kleine Unterschiede - ob man zum Beispiel ein Vampir oder ein Mensch war - nicht zählten. Sie waren beide nur Personen. John Quinn und Rashel Jordan. Personen, die durch das Leben stolperten und versuchten, mit dem Schmerz fertig zu werden.
Denn da war Schmerz. Da war Schmerz in der Landschaft von Quinns Geist. Rashel spürte ihn ohne Worte oder auch nur Bilder; sie konnte die Emotionen fiihlen, die Quinn seine Seelennarben eingebracht hatten.
Dein Vater hat etwas getan - er hat Dave getötet? Oh, John, es tut mir so leid. Das wusste ich nicht.
Regenbogen lichter schimmerten auf, als sie ihn John nannte. Es war der Teil von ihm, den er am gnadenlosesten unterdrückt hatte. Der Teil, von dem sie beinahe spüren konnte, wie er in ihrer Gegenwart wuchs.
Kein Wunder, dass du die Menschen hassen musstest. Nach allem, was du durchgemacht hast, nachdem dein eigener Tldter deinen Tod wollte...
Und kein Wunder, dass du Vampire hassen musstest. Sie haben jemanden getötet, der dir nahe stand - deine Mutter? Und du warst noch so klein. Es... tut mir leid. Ihm fielen die Worte nicht so leicht zu wie ihr, aber hier brauchten sie auch keine Worte. Sie konnte seinen Kummer spüren, seine Scham und seinen wilden Drang, sie zu beschützen. Und sie konnte das Gefühl hinter der nächsten Frage spüren. Wer hat es getan ?
Ich weiß es nicht. Ich werde es
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